Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Fluss hinter uns und nehmen die erste Einfahrt links, die zum Parkplatz führt. Dieser wird von solarbetriebenen Sicherheitsscheinwerfern beleuchtet und ist von einem mit schwarzem PVC bezogenen Zaun umgeben, den man weder überklettern noch durchschneiden kann. Ich krame eine Fernbedienung aus der
Handtasche und drücke auf einen Knopf, um das hohe Tor zu öffnen. Dann fahren wir über fast unter Neuschnee verschwundene Reifenspuren. Die Autos von Anne und Ollie sind schon da und stehen neben den Transportern mit Allradantrieb und SUV des CFC. Eigentlich sollten es vier sein, aber einer fehlt, und zwar schon, seit es angefangen hat zu schneien. Vermutlich ist der diensthabende gerichtsmedizinische Ermittler damit unterwegs.
    Ich frage mich, wer heute Dienst hat und warum der Betreffende mit einem unserer Autos herumkurvt. Ist er an einem Tatort oder zu Hause? Ich blicke mich um, als wäre ich noch nie hier gewesen. Oberhalb des Zauns auf beiden Seiten befinden sich Laborgebäude, die zum MIT gehören. Sie sind aus Glas und Backstein und haben Antennen und Radarschüsseln auf den Dächern. Ihre Fenster sind dunkel. Nur hier und da brennt ein schwaches Licht, als hätte jemand eine Schreibtischlampe angelassen. Schnee weht durch die Nacht und prasselt an die Scheibe wie gefrorene Regentropfen, als Benton vor meinem Institut in der Parklücke stoppt, die für die Leiterin reserviert ist. Fieldings Parklücke gleich daneben ist leer, der Schnee unberührt.
    »Wir könnten auch in der Ladezone parken«, schlägt Benton vor.
    »Das wäre ein bisschen ungerecht den anderen gegenüber«, antworte ich. »Außerdem ist es verboten. Nur zum Abholen und Anliefern.«
    »Dover hat auf dich abgefärbt. Muss ich in Zukunft salutieren? «
    »Nur zu Hause.«
    Als wir aussteigen, reicht mir der Schnee bis zu den Knöcheln meiner Stiefel und wird unter den Sohlen nicht fest, weil es zu kalt ist. Die Flocken sind klein und eisig. Ich gebe einen Code in das Tastenfeld neben der geschlossenen Tür der Ladezone
ein, die mit einem lauten Geräusch zurückgleitet. Im selben Moment treffen Marino und Lucy auf dem Parkplatz ein. Die Ladezone sieht aus wie ein kleiner Hangar und ist mit weißem Harzlack gestrichen. An der Decke sind ein an einer Schiene entlangfahrender Kran und eine motorisierte Hebevorrichtung befestigt, um Leichen zu bewegen, die zu schwer sind, um sie per Hand umzulagern. Eine Rampe führt zu einer Eisentür. Daneben steht unser weißer Leichentransporter, den wir in Dover als Brotlaster bezeichnet haben. Er ist so ausgestattet, dass er bis zu sechs Leichen auf Bahren oder in Transportsärgen fasst und nötigenfalls auch als mobiles kriminaltechnisches Labor dienen kann.
    Während ich auf Marino und Lucy warte, wird mir bewusst, dass ich für Neuengland nicht passend gekleidet bin. Meine Uniformjacke war zwar in Delaware ausreichend, doch inzwischen bin ich völlig durchgefroren. Ich versuche, nicht daran zu denken, wie schön es wäre, mit einem Single-Malt-Scotch oder einem Bourbon aus einer kleinen Destillerie vor dem Kaminfeuer zu sitzen und mit Benton über andere Dinge zu sprechen als über Tragödien, Betrug und Feinde mit einem langen Gedächtnis. Ich möchte weg von den anderen, etwas trinken, ein offenes Gespräch mit meinem Mann führen, Spielchen und Ausweichmanöver in den Wind schlagen und mich nicht mehr fragen, was er wissen könnte. Ich sehne mich danach, ganz normal mit ihm zu leben, obwohl wir beide nicht wissen, was das ist. Selbst wenn wir uns lieben, haben wir unsere Geheimnisse, und nichts ist normal.
    »Keine neuen Erkenntnisse, bis auf Infos von Lawless«, erwidert Marino, als sich das Tor klappernd hinter uns schließt, obwohl ihm niemand eine Frage gestellt hat. »Er hat mir die Tatortfotos gemailt. Endlich. Aber er sagt, kein Glück mit dem Hund. Niemand hat einen zugelaufenen Windhund gemeldet. «

    »Was für ein Windhund?«, erkundigt sich Benton.
    Ich war so beschäftigt damit, ihm MORT zu schildern, dass ich das meiste, was auf den Videoaufnahmen zu sehen war, gar nicht erwähnt habe. Es ist mir unangenehm. »Norton’s Woods«, antworte ich. »Ein schwarzweißer Greyhound namens Sock, der offenbar verschwunden ist, während sich die Sanitäter mit unserem Toten befasst haben.«
    »Woher weißt du, dass er Sock heißt?«
    Ich erkläre es ihm, während ich den Daumen über den Glassensor des biometrischen Schlosses halte, damit mein Fingerabdruck eingescannt werden kann. Dann öffne ich die

Weitere Kostenlose Bücher