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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Fledermäuse‹, was meinen Sie, wie sich die Flughunde fühlen? Und was sie von der Bildung der Kinder denken, jetzt abgesehen von der Bildung der Erwachsenen, die diese Kinder erziehen?«
    Red meinte zu verstehen. Dieser Fellberg war ganz sicher ein Killer, doch einer, der sich für etwas Besseres hielt. Genau das sagte Red nun auch: »Sie halten sich also für etwas Besseres.«
    »Sie begreifen nicht. Ein Flughund ist nicht etwas Besseres als eine Fledermaus, sondern etwas Anderes. Das Übel liegt in der Dummheit derer, die das eine Flattertier vom anderen Flattertier nicht auseinanderzuhalten vermögen.«
    Red verschob seine Lippen zu einem Grinsen, das an einen dieser in schlimmster Hitze dahingeschiedenen Regenwürmer erinnerte: verbogen, vertrocknet, faltig. Doch der Vorwurf der Dummheit prallte an ihm ab, obgleich – wäre er ehrlich gewesen – er nicht wirklich hätte sagen können, worin genau sich Fledermäuse und Flughunde eigentlich unterscheiden, jetzt einmal abgesehen von der schnauzenartigen Gesichtsform Zweiterer und der gepreßten Physiognomie und den ausgeprägten Ohren Ersterer. Aber wahrscheinlich war der Unterschied nicht wirklich groß, jedenfalls nicht größer als der zwischen einem Bäcker und einem Konditormeister. Fellberg hielt sich ganz sicher für einen Konditormeister. Oder einen Todesboten. Einen Erzengel. Im schlimmsten Fall für einen mit größtmöglichen Befugnissen ausgestatteten Bürokraten, der nicht mordete, sondern erledigte. Abheftete.
    Man stieg in ein Taxi und ließ sich hinüber zum Hotel chauffieren. Wenig später standen die beiden Männer in dem langgestreckten komfortablen Zimmer. Im Nachtwind bauschten sich die bodenlangen Vorhänge wie hochgeblasene Hochzeitskleider. Es war noch immer recht warm, aber es war eine müde Wärme, die hilflos auf den Wellen des Windes trieb.
    »Da sind die Bücher und da die Marken«, sagte Red und reichte Fellberg das Paket sowie die lederne Mappe. »Sechsmal Cheng und sechsmal Bouvet.«
    Fellberg nahm beides und überprüfte den Inhalt. Erneut stellte sich Red die Frage, wieso die Besorgung dieser »Utensilien« nicht Fellberg selbst übernommen hatte. Andererseits wußte er aber ganz gut – jetzt einmal abgesehen davon, daß er nach Wien geschickt worden war, um bestraft zu werden –, daß die Verteilung der Ämter dazu diente, die Welt in Bewegung zu halten. Im Grunde hätte man ja auch fragen können, wieso sich etwa an einem Krieg immer so viele Menschen beteiligen mußten, wo man doch – siehe Fußball, siehe andere Mannschaftssportarten – mit überschaubaren Gruppen bestens auskommen konnte. Was ja nicht zu bedeuten brauchte, nur einen Millimeter von der Gewalt und Häßlichkeit des Krieges abzurücken, weil’s ja sonst keiner wäre. Aber das Bedürfnis nach Ausrottung würde dann sehr viel leichter und auch humaner zu bewerkstelligen sein. Nur leider lief es so nicht ab. Niemand wollte sich damit begnügen, elf Leute zu töten und dann Frieden zu geben. Und ebenso gehörte es zu einer Organisation wie der, die Palle Swedenborg anführte, über einen mächtigen Apparat zu verfügen und eine Umverteilung der Aufgaben zu gewährleisten. Man konnte unschwer darauf verzichten, weniger Leute ins Spiel zu bringen als etwa Polizei und Justiz. Für die wiederum die gleiche Ausrede galt.
    Reds Job war es nun mal gewesen, an die Bücher und die Briefmarken zu gelangen und diese dem Killer, der sich für einen Flughund hielt, auszuhändigen. Stellte sich bloß noch die Frage, ob das bereits alles gewesen war. Ob er also die restlichen Wochen, in denen er in dieser Stadt und in diesem Hotel verblieb, einfach nur herumstehen und herumliegen sollte, eine Art Basislager betreuend, in das niemand mehr zurückkehren würde.
    »Sagen Sie mal«, hielt er Fellberg zurück, der Paket und Mappe wieder verschlossen hatte und sich anschickte zu gehen, »ich muß ja nicht wissen, was Sie vorhaben …«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich würde gern erfahren, was es mit diesem … Cheng auf sich hat.«
    »Welchen meinen Sie?«
    »Was soll das heißen, welchen ich meine?«
    »Ob Sie den echten oder den erfundenen meinen? Das Vorbild oder die Figur aus dem Roman.«
    »Es existiert ein Vorbild?«
    »Ja, es gibt einen wirklichen Cheng. So ein einarmiger Chinese. Allerdings hat er geheiratet und heißt jetzt Rubinstein.«
    »Kennen Sie ihn denn?«
    »Nicht persönlich«, gab sich Fellberg sparsam, öffnete die Türe, trat nach draußen und war so rasch

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