BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
grausamen Schicksal. Und als Clansmann glaubte er nicht an das Schicksal. Ein Krieger schuf sich sein eigenes Schicksal. Das war sein Ziel. Sich sein Schicksal zu schaffen.
5
Als sich die Jagdmaschinen des Wolfsclans auf das Landungsschiff stürzten, bemannte Joanna einen mittelschweren Impulslaser in einer Geschützkuppel auf der Backbordseite des Schiffes. Von ihrer Befehlsliege aus konnte sie mit einem einzigen Druck des Feuerknopfes am Steuerknüppel mehr als zweihundert Stakkatoimpulse gebündelten Lichts abfeuern.
Sie wartete auf das Auftauchen eines Jägers, gegen den sie ihr Geschütz einsetzen konnte. Sie hatte es schon oft genug bei Zielübungen abgefeuert, aber noch nie in einem echten Luftgefecht. Tatsächlich war dies ihr erstes Gefecht, bei dem sie nicht auf festem Boden stand. Eine echte Herausforderung, aber andererseits, wie schwer konnte es schon werden? Wahrscheinlich war es genauso wie das Abfeuern einer Autokanone aus dem Mechcockpit, dachte sie, auch wenn die körperliche Nähe zur Waffe eine ganz neue Erfahrung darstellte.
Joanna hatte sich freiwillig zum Bordschützendienst gemeldet, als der junge Landungsschiffskapitän bekanntgegeben hatte, daß drei seiner regulären Bordtruppen durch eine Virusgrippe ausgeschaltet waren, die sie sich beim letzten Landurlaub eingefangen hatten. Er hatte ihr auf seine jungenhafte Art überschwenglich gedankt, aber in Wahrheit hatte er Joanna einen Gefallen getan. Von ihrem Standpunkt aus war die Aussicht, das Gefecht im Innern des Schiffes abzuwarten, nur das Dröhnen der Geschütze zu hören und die Einschläge der gegnerischen Waffen zu spüren, so ungefähr das Schlimmste, was ihr passieren konnte. Wenn sie schon nicht rechtzeitig auf den Boden kam, um an der Schlacht teilzunehmen, konnte sie so wenigstens etwas Schaden anrichten.
Hinter sich hörte sie ein höfliches Husten.
»Nomad, was machst du hier?«
»Sie haben nichts gegessen. Ich habe Ihnen etwas gebracht.«
Joanna lachte. Ihr Lachen war wie immer so rauh, daß es für jemanden, der nicht daran gewöhnt war, beleidigend klingen mußte. Nomad war daran gewöhnt, er hatte es oft genug hören müssen. Inzwischen fehlte ihm etwas, wenn Joanna ihn nicht mindestens einmal am Tag auslachte. Er hätte es ihr niemals gesagt, aber seiner Ansicht nach hielten sein Sarkasmus und ihre Häme sie beide in Hochform. Er konnte es natürlich nicht beweisen, aber im Gegensatz zu den meisten Techs und Kriegern hatte er einen Hang zum Mystischen. Solange ihn niemand dabei erwischte, half ihm sein Mystizismus weiter.
»Ich habe keinen sonderlichen Hunger.«
»Aber Sie werden es essen.«
»Du bist ein Tyrann, Nomad. Ich kann dich nicht mehr ertragen. Würdest du bitte ein Versetzungsgesuch einreichen?«
»Nein. Die Kombüse hier ist nicht sonderlich gut bestückt, aber ich habe Ihnen etwas Dosenfleisch und einen Salat besorgt. Der Salat schmeckt ganz gut, aus Blättern von ...«
»Ich hasse es, wenn ich weiß, woraus mein Essen ist. Gib her und verschwinde.«
Es war offensichtlich, daß Nomad keineswegs die Absicht hatte, sie zu verlassen. Er blieb hinter ihr stehen und sah ihr über die Schulter, um sicherzugehen, daß sie aß. Joanna versteckte ihr Essen gelegentlich, um es nicht verspeisen zu müssen, und er sorgte dafür, daß so etwas nicht vorkam.
Das Fleisch hatte einen orangeroten Stich und die Salatblätter sahen schmutzig aus. Joanna schloß jedesmal die Augen, wenn sie die Gabel zum Mund führte. Sie hatte in ihrer ganzen Laufbahn noch keine Militärmahlzeit gefunden, die mehr als ein absolutes Minimum an Geschmack lieferte.
Dankbar stellte sie den Teller beiseite, als der Armierungsoffizier das Auftauchen von Jagdmaschinen meldete. Einen Augenblick später sah Joanna sie selbst. Fünf von ihnen stürzten sich auf ihre Flanke des Landungsschiffes, während andere die gegenüberliegende Flanke und das Heck unter Beschuß nahmen.
Sie senkte die Waffe und drückte auf den Feuerknopf. Bolzen aus gebündeltem Licht zuckten von ihrer Kuppel zum nächsten Jäger, aber sie hatte zu schlecht gezielt, und die Strahlen verpufften hinter den Angreifern. In ihrem Rücken hörte sie Nomads enttäuschtes Seufzen. Sie wollte ihn anschreien zu verschwinden, aber dazu war keine Zeit. Die nächste Jagdmaschine stürzte sich geradewegs auf ihre Geschützkuppel.
Sie verlor die Beherrschung, feuerte einen Feuerstoß um den anderen, zu viele, um den Feind im Visier zu behalten. Zu ihren Füßen meldeten Computerschirme
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