BattleTech 19: Stahlgladiatoren
ein so guter Menschenkenner war. Er war tatsächlich als Abzocker nach Solaris gekommen, auch wenn die Dinge sich in den letzten zwei Tagen ganz und gar nicht nach seinen Wünschen entwickelt hatten.
»Und, was ist mit Warwicks Angebot?« drängte Dillon.
Rose schätzte sein Gegenüber einen Moment ab, dann entschied er sich, die Wahrheit zu sagen. »Ich mußte es ablehnen.« Dillon stieß einen langen Atemzug aus. Rose hatte nicht bemerkt, daß der junge Mann die Luft angehalten hatte. »Hast du schon jemals Haß auf den ersten Blick erlebt?« Beinahe hätte Dillon genickt, aber dann sagten nur seine Augen ja. »Bei Warwick war es so. Die Tatsache, daß ich einen halben Teller vom eindeutig besten Chowder meines Lebens geschafft habe, schmeichelt seinem Koch und meiner Geduld.«
»Freut mich zu hören. Du hast wie ein anständiger Kerl ausgesehen, als du gestern nacht hier reingekommen bist. Ich hätte dich nicht gerne für den Typen arbeiten gesehen.«
»Ich brauche Arbeit, aber ich könnte niemals unter einem Kerl wie Warwick dienen.« Rose schaute hoch und sah Dillon von einem Ohr zum anderen grinsen. Auch ohne Bier war sein Grinsen ansteckend.
»Kopf hoch«, ermunterte ihn der junge Barkeeper. »Wer weiß, was der Morgen bringt? He, da ist jemand, den du bestimmt gerne kennenlernen würdest, und du weißt es nicht einmal. Jaryl, hallo!«
Rose hatte sich halb herumgedreht, als ihn jemand rammte. Er knallte mit den Rippen gegen die Theke und mußte glatt nach Luft schnappen.
»Dillon! Wie war’s mit zwei Shootern?« Rose rang nach Atem und versuchte, zu Dillons Freundin aufzublicken. Als er sie sah, hätte er fast noch einmal aufgekeucht.
Jaryl war von Kopf bis Fuß in schwarzes und rotes Leder gekleidet. Ihre tote Hose setzte tief an und schmeichelte ihren runden Hüften und dem flachen Bauch. Die Hosenbeine verschwanden in schwarzen Kniestiefeln. Sie trug eine schwarze Lederjacke mit rotem Totenkopf auf einem Ärmel. Er suchte ihr Gesicht, konnte aber nur eine schwarze Haarmähne erkennen.
»Jaryl, du weißt, daß ich im Dienst nicht trinke. Jedenfalls nicht so früh am Abend. Außerdem hast du den Mann, den ich dir vorstellen wollte, fast krankenhausreif gemacht.«
Rose lag noch immer halb über der Theke, als Jaryl den Arm hob, um sich das Haar aus dem Gesicht zu streichen. Vielleicht lag es an den Haaren, jedenfalls bemerkte sie nicht, daß sie für eine solche Bewegung zu nah neben Rose stand. Ihr linker Arm traf ihn am Kinn, und er biß sich prompt auf die Zunge. Rose schloß vor Schmerzen die Augen. Dann zuckte er zusammen, als er sie wieder öffnete und die Frau sah, die ihm den Kinnhaken verpaßt hatte.
Er schätzte sie auf dreißig, auf keinen Fall älter. Sie war wunderschön, mit glatter, heller Haut und einer Andeutung von Lachfalten um die Mundwinkel. Sie war der fleischgewordene Traum jedes Kadetten, bis auf die schwarze Klappe über dem rechten Auge.
Rose blickte in das andere Auge und sah in der grünen Iris Herausforderung, Angst, Freude und Feuer. Ihre Kleidung und ihre draufgängerische Art waren Teil dessen, was sie geworden war: eine Traumfrau, deren Schönheit für immer zerstört war. Rose lächelte, so freundlich er es in seinem Zustand konnte, und hustete leise, als sich seine Lungen wieder mit Luft füllten.
»Ich kann mir momentan nicht wirklich sicher sein, Jaryl, aber ich schätze, ich werde Dillon ewig dankbar dafür sein, daß er uns bekannt gemacht hat.« Er streckte die rechte Hand aus und versuchte fast erfolgreich, ein Husten zu unterdrücken. Jaryl betrachtete die Hand mißtrauisch, bevor sie zugriff. Sie hatte einen festen Händedruck.
»Wen haben wir hier, Dillon? Ich kann mich nicht erinnern, ihn schon früher einmal gesehen zu haben?«
»Mister Rose. Du hast doch von Mister Rose gehört?«
Jaryl nickte kurz und fixierte Rose mit eisigem Blick. Sie hatte aufgehört, seine Hand zu schütteln, ließ aber nicht los. Rose fühlte, wie ihr Körper sich versteifte, konnte sich aber nicht vorstellen, warum. Er erwiderte ihren Blick, aber mit erheblich mehr Wärme.
»Mister Rose ist zu dem Schluß gekommen, daß ihm Stallmeister Desmond Warwick nicht liegt, und ist vor kurzem in die Gesellschaft ehrbarer Leute zurückgekehrt.«
Jaryl entspannte sich etwas und gestattete sich einen Schimmer ihrer vorherigen Freude.
»Jeremiah, für meine Freunde«, meinte Rose.
»Jaryl hier ist die fünfte Pilotin im Carstairsstall. Ihr Team tritt im bevorstehenden Lanzenfinale
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