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BattleTech 24: Auge um Auge

BattleTech 24: Auge um Auge

Titel: BattleTech 24: Auge um Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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Fragen, Kommentaren und Argumenten verbreitete sich durch die Kantine wie ein Präriefeuer. »Kolonel Camacho hat uns während des Terroristenangriffs im Stich gelassen«, versuchte sich Vanity Torres trotz des Lärms verständlich zu machen.
»Steckst du dahinter, Gabby?« fragte Lady K.
Die jüngeren Offiziere sahen einander beunruhigt an und musterten immer wieder den großen, blonden Kapitän. Niemand war so richtig darauf vorbereitet, ihr entgegenzutreten.
»Niemand bezweifelt die Tapferkeit meines Vaters«, sagte Gavilän. »Wenigstens nicht mir gegenüber. Doch sein Betragen in der letzten Schlacht hat dennoch Fragen aufgeworfen.« Er zögerte. »Selbst für mich.«
»Er ist eingefroren«, sagte Bobby der Wolf. »Er hat uns nicht befehligt, als wir ihn brauchten. Er lebt zu sehr in der Vergangenheit.«
»Wir haben gewonnen, erinnerst du dich?« unterbrach ihn Lady K. Die Dissidenten funkelten sie an. Sie stellte dauernd Fragen, die sie nicht hören wollten, und erwähnte Punkte, die ihnen noch weniger gefielen.
Der Kopf des Kolonel hing herab, als sei er zu Blei geworden. »Ihr habt recht«, sagte er auf Spanisch. »Ich konnte mich nicht auf den Kampf konzentrieren.«
Er sah mit sichtbarer Anstrengung auf. »Solches Verhalten ist bei einem Kommandanten nicht akzeptabel…«
»Don Carlos.«
Der Lärm verstummte. Komtur Bar-Kochba hatte nicht die Stimme erhoben. Wie üblich mußte er das nicht.
»Wir befinden uns in einer sehr gefährlichen Situation«, sagte er in seiner langsamen, gedehnten Sprechweise. »Sie haben uns zuvor durch manchen Engpaß geleitet, Kolonel. Ich glaube, wir brauchen Ihre Erfahrung und Ihr Urteilsvermögen.« Er sah sich in dem Versammlungsraum um, seine Augen blickten wild. »Wenn sich Kolonel Camacho zur Ruhe setzte, müßte ich schwer darüber nachdenken, ob ich mich ihm nicht anschließe.«
»Sind Sie also ein Feigling, der angesichts von Gefahr den Schwanz einzieht?« fragte Gavilän.
Langsam, wie ein Atlas seinen Torso dreht, wandte Bar-Kochba den kahl werdenden Kopf, bis seine Augen – so blau, daß sie in dem gebräunten und graubärtigen Gesicht auffielen – auf dem jungen Komtur ruhten wie PKK-Mündungen, die kurz vor dem Abfeuern knisterten.
»Im Interesse des Regiments«, sagte der Rabbi langsam, »und aus Respekt vor Ihrer Familie, die schon lange mit der meinen verbunden ist, werde ich so tun, als hätten Sie das nie gesagt.«
Gavilän erbleichte hinter seinem Schnurrbart. Der Junge war kein Feigling. Er war auch kein völliger Narr – nicht ganz.
Bar-Kochba zählte wegen seiner ruhigen Weisheit auch unter härtesten Bedingungen zu den geachtetsten Mitgliedern des Regiments. Er war auch für seine Wildheit bekannt, die er zeigen konnte, wenn er mit dem Rücken zur Wand stand, und für sein Geschick als MechKrieger. Er war kein Mann, den man ohne weiteres provozieren sollte.
    Seinem Volk fiel Nachsicht angesichts von Provokationen nicht leicht. Im Gegensatz zu vielen Juden jener Zeit hatten sich seine Ahnen nicht den Maßnahmen eines besonders militanten Regimes in Israel im einundzwanzigsten Jahrhundert widersetzt. Sie hatten Israels Ruf militanter Wildheit genossen und ihn noch Generationen nach der Großen Versöhnung mit sich getragen in die Gesetzlosen-Intendanz von Neu-Neuspanien. Sie hatten sich selbst den trotzigen Beinamen Judenboys zugelegt und sich mit dem Rest der Caballeros zu einem Leben glücklicher Piraterie niedergelassen. Sie nannten ihre Kinder immer noch nach Moshe Dayan, Ariel Sharon, Golda Meir und anderen Helden der Frühzeit Israels und arbeiteten schwer, um jene Tradition der Wildheit aufrechtzuerhalten, die zu Zeiten des Alten Testaments Eroberer inspiriert hatte, an ihren Grenzen hebräische Siedlungen zu errichten, um Eindringlinge abzuschrecken.
    Gavilän senkte den Kopf und hielt den Mund.
»Das war kein Einzelfall«, sagte Gordon Baird, Spionageoffizier des Regiments. Er klang immer angestrengt, als müßte er die Worte aus seinem Hals pressen. »Jeder weiß, daß ich ein alter Waffenbruder
    Kolonel Camachos bin. Ich achte ihn so sehr wie jeder andere. Aber…« Er schüttelte traurig den makellos gekämmten grauen Kopf und spielte die Rolle des Elder Statesman. »Tatsache ist, daß er schon seit einiger Zeit abgelenkt ist und die Angelegenheiten des Regiments vernachlässigt.«
    »Das ist wahr.«
    Die ruhige Frauenstimme rechts vom Kolonel hätte kaum schlimmer wirken können, wäre sie laut gewesen wie eine Betäubungsgranate. Der sich

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