BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel
dessen hatte sie den gesamten vorigen Tag und den größten Teil der letzten Nacht damit zugebracht, an den Mechs der Dämonen zu arbeiten. Nachdem von Trane immer noch nichts zu hören war, hatten Duncan und Hawkes sie am Vormittag verlassen, um bei anderen Einheiten der Republikanischen Garde möglichst viel Schaden anzurichten.
»Ich weiß von drei Kompanien, die neue Mechs brauchten. Ich würde mal schätzen, daß sie die restlichen acht Maschinen, die uns Jaggoda geschickt hat, zwischen sich aufgeteilt haben«, stellte Duncan fest.
»Plus weitere vier Mechs, in die ich reingekommen bin, um für Ärger zu sorgen. Damit haben wir Amaris eine Mechkompanie geklaut – von der Anzahl her«, füge Hawkes hinzu. »Nicht viel, aber besser als gar nichts… Aber hallo, seht mal, wer wieder da ist.«
Bovos wanderte ins Lager. Er wirkte müde. »Ich bin zurück«, stellte er lapidar fest.
»Glück gehabt?«
»Ich denke schon, Duncan. Die Schluchtbewohner, die sich gegen den Sternenfürsten stellen, haben einen gemeinsamen Anführer gewählt. Ich konnte mit ihm reden und ihm erklären, daß wir gekommen sind, um Amaris aufzuhalten. Er meinte, er berate sich mit den anderen. Sicher kann ich es nicht sagen, aber ich erwarte, daß sie uns helfen.«
»Achtung, Duncan, auf der Straße!«
Duncan drehte sich auf Hawkes' Zuruf hin um und bemerkte einen sich nähernden Schützen. Er trug die nachtschwarze Vollbemalung der Black Warriors aus der Circinusföderation. »Dawn, fahr deinen Mech hoch. Ich will kein Risiko eingehen.« Die Clannerin war bereits auf dem Weg zurück ins Cockpit des Orion, bevor er ausgesprochen hatte.
»Ein kleiner Streifenwagen fährt voraus«, stellte Duncan fest. Noch während er das sagte, hielt der Wagen an, und Fahrer und Beifahrer stiegen aus. Sie waren bewaffnet. »Haltet eure Waffen bereit.«
Der Schütze blieb stehen und nahm den Arm zur Seite. Dann sprangen die riesigen Schutzklappen über den Raketenlafetten auf. Die schwarzlackierten Sprengköpfe der vierzig Langstreckenraketen in ihren Abschußrohren glänzten bedrohlich wie zum Stich erhobene Skorpionstachel. Duncan, Hawkes und Bovos hechteten in Deckung, als Dawn den Orion mit einer fließenden Bewegung in Position brachte, die den stählernen Kampfkoloß lebendig scheinen ließ.
Einen Herzschlag bevor die Raketen des gegnerischen Mechs aus den Rohren schießen konnten, eröffnete Dawn mit den mittelschweren Lasern in den massigen, zylindrigen Armen des Orion das Feuer. Die Strahlbahnen zerschnitten die offenen Lafettenkammern und den Rumpf des Schützen mit dem Können eines Chirurgen. Eine Handvoll Sprengköpfe detonierten bereits, als der schwere BattleMech sie abzufeuern versuchte. Die internen Explosionen lösten eine Kettenreaktion weiterer Detonationen aus, die den Mech von innen heraus zerfraßen.
Gewaltige Flammenzungen brachen aus dem Rumpf und zuckten zum Himmel, als die Raketenmunition in die Luft ging. Der Schütze war vernichtet, Reaktor und Gyroskop durch interne Explosionen zerfetzt. Duncan sah, wie die Pilotin verzweifelt versuchte, mit dem Schleudersitz auszusteigen und dabei von den düsenstrahlengleichen Flammen im Innern des sterbenden BattleMechs verzehrt wurde.
Von ihrem Tod unbewegt feuerte Dawn auf den Streifenwagen. Die Laserschüsse sprengten einen Kotflügel ab und ließen die beiden Passagiere panisch davonstürzen. Bovos stand auf, zielte und erschoß sie, bevor sie ihn auch nur bemerkt hatten.
»Machen wir, daß wir hier wegkommen!« Duncan rannte bereits zu seinem Atlas.
Als er die Kanzelluke aufriß und ins Cockpit stieg, fragte er sich, was Amaris veranlaßt haben konnte, seine persönliche Leibwache loszuschicken, damit sie seine neuesten Rekruten ermordete. Aber andererseits war das auch nicht verrückter als irgend etwas anderes von dem, was er gesehen und gehört hatte, seit er auf diesem vergessenen Planeten gelandet war. Hätte ihn fünf Minuten vorher jemand gefragt, ob er sich wirklich darauf freute, Trane und die Ritter wiederzusehen, hätte Duncan es verneint gehabt. Aber jetzt gab es nichts, was er sich mehr wünschte, als Ritter… jede Menge Ritter…
»Wie lange wird es wohl dauern, bis sie jemand hinter uns her schicken?« fragte Hawkes aus seinem Tomahawk.
»Bestimmt nicht lange. Ich hoffe, sie senden zuerst ein paar Einheiten rüber zu unserem Lagerplatz. Ihre besten Einheiten sind näher an der Schädelhöhle untergebracht, das dürfte das Kräfteverhältnis eine Weile günstiger
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