BattleTech 32: Operation Excalibur
gedacht. Heus Hörne war der für ComStars Geschäfte auf Tharkad zuständige Präzentor, ein ungewöhnlich hochrangiger und wichtiger Würdenträger für eine relativ unwichtige Kontraktbruchverhandlung, fand Lori. Hörne leitete offensichtlich von Beginn an das Geschehen. Er eröffnete die Verhandlung, indem er alle Anwesenden daran erinnerte, daß es sich nicht um eine formelle Gerichtsverhandlung handelte und die Beschlüsse des Ausschusses nicht bindend waren. Der Ausschuß würde nach Ende der Anhörung sein Ergebnis und den Angeklagten an den Staat übergeben – womit die Lyranische Allianz gemeint war, in deren Zuständigkeit das verhandelte Vergehen fiel.
»Falls eine Bestrafung welcher Art auch immer erforderlich werden sollte«, stellte Präzentor Hörne mit ernster Stimme fest, »so fällt die Beurteilung der Beweislast, die Festsetzung der Strafe und deren Durchführung an den Staat, in diesem Falle an das Militärjustizwesen der Lyranischen Allianz.«
»Mein Lord Präzentor«, ergriff einer der Davion-Offiziere, ein Colonel, das Wort. »Sicherlich sollte das Vereinigte Commonwealth, das immerhin die leidtragende Partie in diesem Zwischenfall war, ebenfalls ein Mitspracherecht über die Zukunft des…«
»Dieser Ausschuß wird nicht als Forum für politische Streitigkeiten dienen«, unterbrach ihn Hörne scharf. »Ihr Einspruch, Colonel Dillon, ist zur Kenntnis genommen. Und abgelehnt.«
Als der männliche Steiner-Offizier sich umdrehte und Dillon anstarrte, erkannte Lori ihn: Oberstleutnant Willy Schubert. Es war der Mann, der Grayson an den beiden vorhergegangenen Abenden abgeholt und zu langen Diskussionen entführt hatte, die sich bis in die frühen Morgenstunden hingezogen hatten. Sie glaubte, ein Flackern des Erkennens – einen Blick, ein unmerkliches Nicken – zwischen Grayson und Schubert zu sehen, konnte sich dessen aber nicht sicher sein.
Der Saal und die scheinbar endlosen Zuschauerränge, die arrangiert waren wie das Chorgestühl einer Kathedrale, blieben leer – bis auf zwei Steiner-Posten an den hohen Doppelportalen am fernen Ende des Raums und einen Gerichtsschreiber in seiner elektronischen Kabine rechts von Grayson und Lori. Da dies keine formelle Gerichtsverhandlung war, gab es keine Anwälte. Grayson und Lori würden sich selbst vertreten, während der Urteilsausschuß als Ankläger, Richter und Jury fungierte. »Eine großartige Methode, das Geld für eine aufwendige Verhandlung zu sparen«, stellte Lori trocken fest, nachdem sie Grayson gegenüber laut über die Möglichkeit nachgedacht hatte, Rechtsbeistand zu verlangen.
»Ich habe so ein Gefühl«, erwiderte Grayson, »daß man hier weniger an Gerechtigkeit interessiert ist als an hübschen, sauberen Lösungen ohne irgendwelche losen Enden.«
»Oberst Grayson Death Carlyle«, tönte Hörne von seinem Platz. »Oberstleutnant Lori Kalmar-Carlyle. Bitte erheben Sie sich.«
Als sie beide aufgestanden waren, setzte Hörne seine Ansprache fort. Lori nahm Graysons Hand, während sie zuhörten. »Oberst Grayson Death Carlyle, Sie
Vertragsbruchs bezüglich
sind angeklagt in einem Punkt des eines legalen und bindenden Söldnerkontrakts zwischen der Gray Death Legion und Haus Steiner, in fünf Punkten des ungesetzlichen militärischen Angriffs auf Truppen in den Diensten des Vereinigten Commonwealth und in einem Punkt des Verrats gegen die Regierung des Vereinigten Commonwealth, der Sie zum Zeitpunkt des Vergehens unter den Bedingungen Ihres Söldnerkontrakts unterstellt waren.«
Verrat.
Loris Puls beschleunigte sich bei diesem Wort, und ihr Magen zog sich zusammen. Das war ein Schwerverbrechen. Wenn Grayson des Verrats für schuldig befunden wurde, konnte er ohne Möglichkeit der Berufung zum Tode verurteilt und auf der Stelle exekutiert werden. Sie hatte verzweifelt versucht, ihn dazu zu bewegen, sich darauf zu berufen, daß die Angelegenheit vor die Söldnerprüfungsund Vertragskommission gehörte, aber er hatte nur die Achseln gezuckt. War es denkbar, daß irgendein Teil von ihm bestraft werden wollte?
»Oberstleutnant Lori Kalmar-Carlyle, Sie sind ebenfalls angeklagt in einem Punkt des Vertragsbruchs bezüglich eines legalen und bindenden Söldnerkontrakts zwischen der Gray Death Legion und Haus Steiner, in drei Punkten des ungesetzlichen militärischen Angriffs auf Truppen in den Diensten des Vereinigten Commonwealth und in einem Punkt des Verrats gegen die Regierung des Vereinigten Commonwealth, der Sie zum Zeitpunkt des Vergehens
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