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BattleTech 33: Der schwarze Drache

BattleTech 33: Der schwarze Drache

Titel: BattleTech 33: Der schwarze Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milán
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mit einer einfachen Lösungsmittelpackung auswaschbar war, ihrem Haar nicht schaden und es nicht wie Stroh aussehen lassen würde - zumindest hatte Raven ihr das versichert. Die echte Mähne der MechPilotin hatte vielleicht nicht genau den aschblonden Farbton, den sie selbst der Welt am liebsten präsentierte. Cassie krönte das Ganze mit einer Sonnenbrille mit roten, horizontalen Einkerbungen oben - auf Luthien jetzt sehr in, was hieß, daß sie auf Hachiman schon außer Mode gekommen waren, noch ehe das 17. dort überhaupt seinen Fuß hingesetzt hatte.
Aber ihr Rock endete etwas zu weit über dem Knie und bedeckte wenig von ihren wohlgerundeten Schenkeln, außerdem war er seitlich zu hoch geschlitzt. Das verriet sie als Prostituierte, genauer gesagt als eine, die auf eine Nummer mit einem Typen mit Hang zu Büromäuschen aus war. Der Nudelladen lag in den Außenbezirken des Ukiyo auf seine eigene, gehemmte Weise der Rotlichtbezirk Imperial Citys -, aber so, daß Angehörige der Mittelschicht, die sich kühn fühlen wollten, ohne wirklich ein Risiko für ihre Person, ihre Börse oder ihr Gesicht einzugehen, dort zu Mittag essen konnten und es auch taten. Aber die kurze, offiziell vorgeschriebene Mittagspause war vorbei. Die Verkleidung als spezialisiertes Straßenmädchen war wie ein Amulett gegen den bösen Blick, besonders derer, die zu den ›freundlichen Beratern‹ gehörten und die immer wieder paarweise in ihren bonbonfarbenen Anzügen vorbeikamen, wobei sie mit ihren Betäubungsgewehren spielten.
Cassies Gefährten stürzten sich in eine Erörterung der Frage, wie langweilig doch der örtliche Wasserhandel im Vergleich zu dem auf Hachiman sei. Zu viele Gei-boi-san Clubs und Bars mit Hostessen, so schien es, und kein guter Jazz. Usagi und Unagi: der Hase und der Aal. ›Aal‹ bedeutete auf Ingo ›Seil‹ und bezeichnete einen Mann, der in höher gelegene Stockwerke einsteigt. ›Hase‹ bedeutete Gelegenheitsdieb. Die Namen beschrieben ihren Zivilberuf, ehe sie im Wege des DracoStrafvollzugs in die 9. Geisterlegion aufgenommen wurden; sie gaben auch Hinweise auf ihre Rolle im Regiment.
Die beiden waren sogenannte Scouts. In Wirklichkeit waren sie Aufklärungs-MechPiloten. Was Cassie betraf, so war die Arbeit als Scout von einem BattleMech aus etwa so, als wolle man als Scout versuchen, aus einem hundertstöckigen Wolkenkratzer mit Transpex-Doppelglasscheiben und Klimaanlage heraus zu arbeiten. Aber sie betrachteten sich als ihresgleichen, wenn nicht gar als überlegen, und weil sie die Straßen kannten, war sie bereit, den Witz mitzumachen.
Außerdem waren sie echte Tätowierte, zweifellos Yaks. Sie erreichten Orte, die nicht einmal Cassie aufsuchen konnte.
Schließlich konnte sie sich nicht mehr beherrschen. »Habt ihr irgend etwas erfahren?« fragte sie.
»Klar«, sagte Unagi und schlürfte seine letzte Nudel wie ein Vogelküken einen Wurm. »Bandenkrieg.«
»Außenstehende gehen gegen die alte Katze Yamaguchi vor«, sagte Usagi.
»Das ist nicht euer Ernst«, sagte Cassie.
»O doch«, erwiderte Usagi.
»Warum sollten wir Witze machen?« erkundigte sich Unagi. Er schob seine leere Schüssel von sich. »Möchtest du nicht noch Nachschlag bestellen?«
Die beiden fraßen wie ausgehungerte Geisterbären die echten, nicht die Clanner. Irgendwie sahen sie trotzdem weiterhin aus wie Waschbretter mit Pfeifenstielen als Beine. Selbst Cassie, die selber eine ganze Menge verdrücken konnte, fragte sich, wo sie das hinsteckten. Sie krümmte einen Finger. Der Besitzer des Ladens, ein kleiner, faltiger, blonder Mann, kam herbei, verbeugte sich und zischte, als seien sie Adlige, die im Elendsviertel eine Sause machten - was sie auf den ersten Blick auch durchaus hätten sein können. Aber selbst wenn sie es nicht waren, machten Yaks und Straßenmädchen zumindest mengenmäßig einen ansehnlichen Teil seiner Kundschaft aus.
Aal und Hase begannen wieder über Belanglosigkeiten zu plappern. Cassie trommelte mit den Fingern auf dem Tischtuch und starrte auf die umtriebige Straße mit ihrer seltsamen Draco-Mischung aus High Tech und beinahe schon Stammesmäßigem hinaus: Männer mit Stangen auf den Schultern, an deren beiden Enden Hühner in Weidenkörben saßen, marschierten an den Schaufenstern riesiger Elektronikläden vorbei, wo nackte schwerelose Ballerinas sich drehten wie Delphine im Holovid. Sie war echt sauer auf sich selbst. Da saß sie nun, der perfekte Scout, der ultimative hitzearme Langstreckenspezialist,

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