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BattleTech 35: Höhenflug

BattleTech 35: Höhenflug

Titel: BattleTech 35: Höhenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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kleine alte Japanerin eine Bilgenlosung. Hat mich zwei Stunden gekostet sauberzumachen.«
Sam lachte. ›Bilgenlosung‹ war eine Umschreibung für Erbrechen, die potentielle Kunden nicht gleich abschreckte, wenn sie zufällig ein Gespräch mitbekamen. »Traurig, Joe«, stimmte sie zu. »Aber dafür bekommst du auch das dicke Geld.«
Er lachte einmal kurz und scharf auf. »Das ist wahr.« Er verstummte, und seine Augen funkelten. »Na, gut, dich wieder in God's Country zu haben. Wie war's im Norden?«
Jetzt war es an Sam zu verstummen. Üblicherweise hätte sie Joes Frage mit einem witzigen Kommentar beantwortet, der keinerlei persönliche Informationen preisgab. Aber heute...
Sie zuckte ein wenig unbehaglich die Schultern. »Mein Großvater ist gestorben, Joe«, sagte sie leise. »Ich mußte... mußte tun, was nötig war.«
Er runzelte die Stirn und drückte ihre Hand. »Das ist hart, Sam, echt hart. Es ist immer hart, wenn man jemanden aus der Familie verliert. Ist alles unter Dach und Fach, oder zerren dir die Geier von Rechtsverdrehern noch am Fleisch?«
»Ein paar schon«, gab sie zu. »Ein paar.« Sie trieb ihre Sorgen so weit von sich, wie sie konnte, und klopfte dem Mechaniker auf die Schulter. »Na, komm«, sagte sie. »Gehen wir nachsehen, was für heute auf der Absturzliste steht.« Zusammen schlenderten sie zum Bürowagen.
    Es wurde ein langer Tag. Er wäre zur Tortur geworden, hätte Sam es nicht so genossen, wieder hinter Gertrudes Knüppel zu sitzen. Vier Flüge: drei kurze einstündige Ausflüge die Küste hinauf und hinunter, dann ein längerer, dreieinhalb Stunden dauernder ›Spezialflug‹ nach Avalon auf Santa Catalina Island. Als sie ihr Pensum für den Tag absolviert hatte, schienen sich die Bügel ihrer Ray-Ban-Fliegerbrille durch den Schädel geradewegs in ihren Hirnkasten zu bohren.
    Die Sonne war ein aufgedunsener roter Feuerball, der langsam im Ozean versank, als sie Grendel hinter dem Haus abstellte. Nach einem langen Tag schlenderte sie häufig noch zum Sidewalk Cafe auf der Strandpromenade und trank zur Entspannung ein Bier, während sie das abendliche Treiben beobachtete. Aber nicht heute abend. Vielleicht war es eine Reaktion auf die Zeit in Gold Beach - die gesamte Bevölkerung des kleinen Orts in Oregon schien aus weniger Menschen zu bestehen, als in der Nähe ihrer Wohnung den Strand besuchten - jedenfalls hatte sie an diesem Abend nicht das Bedürfnis, in die Menge zu tauchen. Anscheinend hatten die vier Touristengrüppchen an Bord von Gertrude ihren gesamten Vorrat an kommunikativen Fähigkeiten aufgebraucht.
    Außerdem, erinnerte sie sich, habe ich einiges zu überdenken.
Sie verriegelte die Wohnungstür und ließ sich tief in den Papasansessel sinken. Einen Augenblick lang überlegte sie, ob sie Musik anstellen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sie steckte sich eine Zigarette an, schloß die Augen und genoß das Gefühl des Rauchs in der Lunge.
Den ganzen Tag über hatte sie sich die verwirrenden Ereignisse der vergangenen Woche durch den Kopf gehen lassen. (Einer der Vorteile, wenn man einen Hubschrauber fliegt, sinnierte sie. Der Motorenlärm ist so laut, daß nur die wenigsten Passagiere versuchen, ein Gespräch anzufangen. Viel Zeit zum Nachdenken.) Der Schlüssel bei der Lösung ihres Rätsels, entschied sie, bestand darin, alle Fragen, Fakten und Annahmen im Auge zu behalten.
Nach ein paar Minuten löste sie sich aus dem Kokon des Sessels und ging zu ihrem kleinen Schreibtisch in einer Ecke des Zimmers. Sie stöberte in den Schubladen, bis sie einen Stapel Karteikarten und einen Stift gefunden hatte. Zurück im Papasan, lutschte sie am Griffende des Stifts, während sie ihre Gedanken ordnete. Dann begann sie. Jedes seltsame Geschehen, alles Ungewöhnliche, jede Frage, im Grunde jeder Gedanke, der ihr im Zusammenhang mit den Ereignissen um Pop-Pops letzte Tage in den Sinn kam, erhielt eine eigene Karte. Auf halbem Weg fragte sie sich plötzlich, ob es sinnvoller gewesen wäre, verschiedenfarbige Karten zu benutzen, um zwischen Fakten - wie dem Einbrecher - und Fragen und Vermutungen zu unterscheiden - wie zum Beispiel dem Verschwinden von Pop-Pops Memoiren. Sie schüttelte enttäuscht den Kopf. Wozu die Mühe? fragte sie sich sarkastisch. So eine Masse von Fakten habe ich nun auch nicht...
Als sie fertig war, kehrte sie zurück an den Schreibtisch. Ein Teil der Wand dahinter war von einem Korkbrett bedeckt, dem Ergebnis eines alten, halbherzigen Versuchs, die

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