BattleTech 35: Höhenflug
nach rechts ab, an einem großen Schild vorbei, das alle Besucher anwies, sich im Empfangsgebäude zu melden. Es überraschte sie nicht sonderlich, daß kein Schild irgendeinen Hinweis darauf gab, was in der anderen Richtung lag. Wenn du nicht weißt, wohin du willst, hast du dort auch nichts verloren.
Das Empfangsgebäude war kleiner als die anderen und besonders großzügig mit dunkelgetönten Fenstern ausgestattet. Sam stellte Grendel auf einem der mit VISITOR markierten Plätze ab und stieg die drei flachen Stufen zur doppelten Eingangstür aus Milchglas empor.
Dahinter lag die übliche Empfangshalle einer HiTech-Firma: übermäßig viel Chrom und Glas sowie Licht aus winzigen, sonnenhellen Halogenscheinwerfern auf Laufschienen. Recht hübsch, dachte Sam. Geradewegs aus einer Designzeitschrift. Aber ohne jede Spur von Seele.
Sie trat an die Rezeption, die wie eine Mischung aus NASA-Missionskontrollkonsole und Geschützbunker wirkte, und gab der Empfangsdame ihren Namen. Die Frau, deren Namensschild sie als Mrs. Parks auswies, trug einen Telefonkopfhörer, der teilweise von ihrer roten Lockenpracht verdeckt wurde, so daß es schien, als entspränge das flache Bügelmikrofon geradewegs ihrem Schädel. Ihr Blick wanderte von Sams Besucherausweis zu einem kleinen, in den Schreibtisch eingelassenen Computermonitor. »Willkommen bei Generro Aerospace, Ms. Dooley«, sagte sie und klang dabei zwar nicht völlig gleichgültig, aber auch nicht wirklich ehrlich. Sie deutete auf eine Couch aus schwarzem Leder und Edelstahl. »Wenn Sie sich einen Augenblick setzen möchten, Mr. Leclerc kommt sofort.«
Sam hatte kaum auf der kalten eckigen Couch Platz genommen, als schon ein Mann aus der Tür hinter der Rezeption trat und mit ausgestreckter Hand auf sie zukam. »Ms. Dooley? Ich bin Jacques Leclerc.«
Samantha sprang auf und musterte ihren Gastgeber, während sie seine Hand schüttelte. Sie mußte zugeben, daß er einen bemerkenswerten Eindruck hinterließ. Der französische Name hatte sie einen schmalbrüstigen, europäisch wirkenden Herrn mit Adlernase erwarten lassen. Tatsächlich ähnelte Leclerc jedoch mehr Muhammad Ali zu seinen besten Zeiten: groß und breitschultrig, ein schwarzer Adonis, der sich mit der Grazie eines professionellen Athleten bewegte. Sein leichter grauer Anzug war von exquisiter Verarbeitung, wirkte an ihm aber völlig natürlich, weder affektiert noch zu formell. Das einzig entfernt Französische an ihm - abgesehen von seinem Namen - war ein kaum wahrnehmbarer europäischer Akzent in seiner mitternachtsdunklen Samtstimme.
»Mr. Leclerc«, begrüßte sie ihn und erwiderte seinen Handschlag mit gleicher Stärke. »Vielen Dank, daß Sie sich Zeit für mich nehmen.«
»Kein Problem, kein Problem.« Er lächelte und zeigte zwei Reihen unwahrscheinlich weißer Zähne. »Willkommen bei Generro Aerospace.« Er deutete zur Tür. »Wenn Sie mir bitte folgen...?«
Leclerc führte sie in sein Büro im vorderen Teil des Gebäudes, mit Blick durch die dunkelgefärbten Fenster auf den Parkplatz. Als er die nicht gekennzeichnete Bürotür öffnete, bemerkte Sam eine kleine Wandplatte neben dem Türrahmen. Als Leclerc hindurchtrat, blinkte ein grünes Lämpchen auf, und bei ihrer Annäherung blinkte es erneut. Leclerc deutete auf eine bequem wirkende Sitzgruppe abseits des großen Schreibtischs und setzte sich in einen der Sessel, nachdem Sam Platz genommen hatte. Erst jetzt sah Sam, daß auch Leclerc einen ähnlichen ›Smart Card‹Ausweis wie sie trug, allerdings mit seinem Foto. Anscheinend hatte das Gerät an der Tür auf die Präsenz ihrer Ausweise reagiert, die beiden den Zutritt zu diesem Raum gestatteten, und - wahrscheinlich - ihren Aufenthaltsort in einem Zentralcomputer gespeichert.
Leclerc bemerkte ihren Blick und erkannte sofort dessen Bedeutung, denn er lächelte und berührte etwas verlegen seine Ausweiskarte. »Ein gewisser... technologischer Overkill, nicht wahr?« Er gluckste. »Finde ich auch, aber« - er zuckte auf äußerst französische Weise die Schultern - »manchmal ist es notwendig, die scheinbar unvermeidlichen Ängste... äh... bestimmter Auftraggeber zu berücksichtigen, um eine enge Zusammenarbeit zu ermöglichen.«
Sam hatte nicht erwartet, so schnell auf den Punkt zu kommen, aber sie zögerte nicht, die Chance zu ergreifen. »Und was macht Generro Aerospace heutzutage? Ich dachte, Sie hätten vor einiger Zeit alle Flugoperationen eingestellt.«
»Das stimmt, das haben wir
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