BattleTech 44: Falke im Aufwind
Hengsts
Gesicht. Er trug die dünnen Metallhandschuhe, die
bei manchen Kriegern beliebt waren, und der Schlag
schmerzte.
Aber Hengst hatte schon schlimmere Hiebe eingesteckt, und seine Antwort ließ nicht lange auf sich
warten. Beide Krieger waren erschöpft, und ihr Boxkampf zeichnete sich nicht durch sonderliche Finessen aus. Sie schlugen einfach nur aufeinander ein, so
hart sie konnten. Hin und wieder gelang einem von
ihnen eine Kombination, und ab und zu klammerten
sie sich aneinander fest. In diesem Augenblicken
murmelte Sinclair Verwünschungen über Hengst
Freigeburtsstatus.
Als keiner der beiden mehr die Kraft besaß, den
Kampf fortzusetzen, ließen sie ihre Mechs auf dem
Felsvorsprung zurück. Später ergab sich, daß beide
Mechs von heftigen Windböen oder möglicherweise
erneuten Bebenstößen umgeworfen worden waren.
Die Sturmkrähe stürzte ins Meer und wurde davongespült, aber Hengsts Nemesis fand man in Rückenlage im seichten Uferwasser.
Sie wanderten ohne zu reden den Strand hinab zurück, und hielten deutlich Abstand von einander.
Aber wer immer gerade vorne ging, drehte sich immer wieder um, um sicherzugehen, daß der andere
keinen Angriff plante.
Bevor sie die anderen wieder erreichten, brüllte
Sinclair Hengst zu: »Wir sind noch nicht fertig miteinander, Freigeburt!«
Zu seiner Frustration erhielt er keine Antwort.
35
Strand bei Dæmon,
Waldorff Jadefalken/Stahlvipern-Besatzungszone
1. Juli 3061
Der nebelartige Regen, das planetare Beben und die Abnutzung der Mechs spielten alle eine Rolle in der Schlacht am Dæmonstrand, wie man sie später nennen sollte. Der Regen behinderte die Sicht erheblich, auch wenn die meisten MechKrieger sich mehr auf ihre Instrumente und Computeranzeigen verließen. Aber ab und zu war es doch ganz nützlich, ein klares oder auch nur verschwommenes Bild des Gegners zu haben. Doch alle Krieger, deren Mechs noch aufrecht standen - und noch in der Lage waren, zu kämpfen - erkannten, daß der Abend anbrach und es zu unsicher wurde, sich auf optische Eindrücke zu verlassen. Ein weiteres Hindernis in dieser unbeholfenen Schlacht war die Notwendigkeit, den umgestürzten Mechs auszuweichen, die in kurzer Zeit vom Sand bedeckt wurden. Der Sand war ohnehin schon unsicher genug unter den Mechfüßen. Dazu noch über andere Mechs zu stolpern, machte das Ganze noch schlimmer.
Es dauerte nicht lange, bis nur noch fünf Jadefalken-Mechs aktiv waren. Diana Pryde in ihrer Nova, Joanna in ihrer Nemesis, Ravill Pryde in seinem Waldwolf und zwei Krieger der Partisanen, Sterncommander Pegeen in einem Höllenbote und ein Krieger namens Bello, der sich in seinem Feldeggsfalke bewundernswert schlug.
Doppelt so viele Vipern griffen die Falken von vorne und den Seiten an und rückten allmählich näher. Ihr Kreuzfeuer machte es den Jadefalken schwer, zu reagieren.
»Zwei Schritte zurückziehen und zusammenrükken«, rief Ravill Pryde - der immerhin der ranghöchste Offizier war.
»Hinter uns ist nichts als die verdammte See!« schrie Joanna.
»Dort werden wir uns stellen.«
Die Jadefalken-Mechs formierten sich, das tobende Meer im Rücken, zehn Stahlviper-BattleMechs vor sich. Ein falscher Schritt, und sie würden von der Höhe der Terrasse in die Brandung stürzen.
Plötzlich drang eine unbekannte Männerstimme über die Funkverbindung. »Es ist passend, daß eure Leichen im Meer versinken werden, Freigeburten!« Die gehässige Stimme kam aus einem der VipernMechs. »Habt ihr Falken in eurer Arroganz tatsächlich geglaubt, ihr könntet damit durchkommen, Freigeburten den Befehl über Kampfeinheiten zu geben und ein geheiligtes Blutrecht besudeln zu lassen? In diesem Augenblick säubert Sterncolonel Ivan Sinclair seine Ehre von dem Makel, von einer Freigeburt besiegt worden zu sein, indem er diese Freigeburt tötet. Und ich bin hier, um den Makel auf der Ehre aller Clans zu entfernen, indem ich die Freigeburt vernichte, die es gewagt hat, sich über die ihr gesetzten Grenzen zu erheben und einen Blutnamen zu entehren.«
Als sie den schieren Haß in dieser Stimme hörte, lief Diana ein Schauder des Entsetzens über den Rücken. »Wer bist du, und wer gibt dir das Recht, die Jadefalken zu bestrafen?« gab sie trotzig zurück, ihre Angst unterdrückend.
»Aye, Stravag!« Ravill Pryde übertönte Dianas nächsten Satz. »Sie mag eine Freigeburt sein, aber das gibt dir noch lange kein Recht. Wir sind Jadefalken, und du...«
»Ich habe das Recht jedes Kriegers Kerenskys: das Recht des
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