BattleTech 49: Gezeiten der Macht
dem Tisch, kratzte sich den blonden Bart und dachte kurz nach. »Das Schlimmste?« Dass er nachdenken musste, beruhigte Victor nicht gerade. »Tja, die 8. RKG hat dem 2. NAIWKader die Yare-Industries Planetothermalanlage abgenommen. Es war kein sonderlicher Kampf.«
Victor schlug mit der Faust auf den Tisch. »Es breitet sich also aus.« Er betrachtete seine Gäste. »Ihr habt die Berichte gelesen? Die 8. V-CRegimentskampfgruppe streitet sich mit der KathilMiliz darüber, welche der beiden Einheiten die planetare Garnison ist.« Auf einer äußerst wichtigen Welt, denn die Yare-Raumwerft war eine der wenigen Anlagen in der Inneren Sphäre, die in der Lage war, die für interstellare Reisen benötigten Sprungschiffe zu bauen. »Feldmarschall George Hasek hat die 8. angewiesen, die Verantwortung für die planetare Verteidigung der Miliz zu übergeben. Unter Berufung auf seine Befehle von Katherine - illegale Befehle, da sie nicht über den regulären Dienstweg kamen - hat Marschall Weintraub von der 8. V-C sich geweigert. Vor etwa zwei Wochen hat die 8. RKG die Miliz angegriffen. Jetzt ist auch der NAIW-Kader auf Kathil in diese Auseinandersetzung verwickelt.«
Präzentor Irelon hob nickend den Zeigefinger. »Missverstehen Sie mich nicht, Victor. Was immer Sie befehlen, Des Prinzen Mannen werden gehorchen. Aber wie genau betrifft das ComStar?« »Damit das Böse triumphiert, genügt es, dass gute Männer untätig bleiben«, erklärte Victor überzeugt. »Und kommt mir nicht mit Nichteinmischung. ComStar hat sich schon Jahrhunderte bevor irgendeiner von uns geboren war heimlich in die Politik der Inneren Sphäre eingemischt.«
»Das stimmt wohl für die Zeit vor dem Schisma, bevor Anastasius Focht uns säkularisierte.« Irelon beobachtete ihn mit verhangenen braunen Augen. »Haben Sie vor, diese Tradition wiederzubeleben?«
»Wenn es sein muss«, antwortete er. »Nur wenn es sein muss.«
Demipräzentor Schakow grinste vielsagend. Er hatte ein schmales Gesicht, aber große, ausdrucksstarke Augen, Züge, in denen schallendes Gelächter ebenso zuhause war wie tödlicher Ernst. »Nun, nachdem wir uns jetzt darüber im Klaren sind, was wir sind, bleibt die Frage, was wir auf Kathil erreichen können. Es ist mir neu, dass wir Truppen dort haben.«
»Haben Sie nicht«, bestätigte Jerrard Cranston. »Aber die Leichte Eridani-Reiterei ist nach Kittery zurückgefallen, um die Wunden des St.-Ives-Kriegs zu lecken. Als Kommandierender General der Sternenbund-Verteidigungsstreitkräfte könnte Victor sie nach Kathil verlegen.«
Victor schüttelte den Kopf. »Nach Sun-Tzus verräterischem Einsatz von Sternenbund›Friedenstruppen‹ und Theodores Annexion des Lyons-Daumens würde Katherines Medienmaschine mich kreuzigen, wenn ich das versuchte.« Trotzdem hätte er ein Jahr zuvor eben diesen Fehler möglicherweise begangen. Victor lernte ständig dazu. Vor allem wollte er die Lage nicht noch verschlimmern. Wenn er nicht garantieren konnte, die Kämpfe beenden zu können, war es besser, sie von selbst ausbrennen zu lassen. Sofern das möglich war.
Als hätte er die Gedanken Victors gelesen, klopfte Cranston auf den Stapel Berichte. »Thorin, Benet III, Nanking, Brockway: Alle wirken instabil. Und das ist eine konservative Einschätzung. Wenn Katherine eine härtere Gangart befiehlt, um die Unruhen zu unterdrücken, werden wir in mindestens einem halben Dutzend Systemen offenen Aufruhr erleben, vielleicht in noch mehr.« Er machte eine Pause und seine blauen Augen sahen Victor warnend an. »Und dann wäre da noch ein neues Problem. Kentares IV.«
»Kentares?«, fragte Irelon erstaunt. »War das Kombinat etwa dumm genug, dort einen seiner Überfälle zu starten?«
»Nicht das Kombinat. Katherine. Es herrscht Nachrichtensperre, einschließlich der HPGStationen, aber ROM ist es schließlich doch gelungen, die Nachricht aus dem System zu schmuggeln. Katherine hat den gesamten Planeten besetzt. Der planetare Kommandeur, Lord Roland, hat anscheinend, entweder aus eigener Initiative oder auf Katherines Befehl, die gesamte herzogliche Linie Dresari ausgerottet.« Cranston senkte den Kopf. »Eric ist tot, Victor. Es tut mir Leid.«
Die Nachricht traf Victor wie ein Schlag. Herzog Eric Dresari war einer der besten Freunde seines Vaters gewesen und hatte Victor selbst in Zeiten unterstützt, als er offensichtliche und schlimme Fehler begangen hatte.
Irelon schüttelte bei aller Loyalität zu Victor immer noch den Kopf. »Ich kann
Weitere Kostenlose Bücher