BattleTech 52: Phoenix
da stimmt etwas nicht. Sie sagten, Oberleutnant Potter, Lhiannon, hätte das veranlasst. Das kann nicht stimmen.«
»Warum nicht? Potter kommt in der Befehlskette als Nächste.«
»Nein, das meine ich nicht... also, Jason und Lhiannon waren gerade dabei, eine Beziehung aufzubauen. Sie hätte ihm das nie angetan.«
»Sie meinen, die beiden waren Bettgenossen? Das hat gar nichts zu sagen. Ich kannte Leute, die sich gehasst und trotzdem miteinander geschlafen haben. So was bringt die militärische Emanzipation einfach mit sich«, meinte LeFranc.
Helen schüttelte den Kopf. »Teufel noch mal! Das meine ich nicht. Ob sie miteinander geschlafen haben, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass sich beide mochten.«
»Eine echte Beziehung?« LeFranc runzelte die Stirn. »Das ist selten. Und wenn Sie Recht haben, dann ist die entscheidende Frage immer noch, ob sie ihn so sehr wie ihre Einheit geliebt hat.«
Helen gab sich geschlagen. Sie wusste kein Argument mehr - und sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Lhiannon Potter, eine Frau, die Jason immer in den höchsten Tönen gelobt hatte, das Leben ihres derzeitigen Gefährten so wenig wert war, wie LeFranc behauptete. Aber ein kleiner Zweifel blieb: Natürlich waren Söldner wie Lhiannon knallhart und im Ernstfall gnadenlos.
Gilbert wechselte das Thema. »Dürfte ich mir die Basis mal genauer anschauen?«
LeFranc sah ihn verwirrt an. »Was meinen Sie damit?«
»Ich bitte um Erlaubnis, mit einem Schweber zur Basis zu fahren und mich dort genau umzusehen.«
»Bei dem Wetter?« Thornten fiel aus allen Wolken.
LeFranc lachte fassungslos.
»Ich kenne die Strecke, und mit einem Schweber dürfte es auch jetzt klappen«, sagte Gilbert
»Und was für einen Schweber wollen Sie nehmen? Die meisten sind in Striker und alle anderen werden überholt und gewartet«, konterte Thornten.
»Vor einer halben Stunde ist der erste Pegasus wieder einsatzbereit geworden. Ich wollte den Bericht gerade überreichen.«
Thornten blickte ihn düster an. »Warum wollen Sie eigentlich da hin? Trauen Sie meinen MechKriegern nicht?«
»Wieso wollen Sie verhindern, dass ich zur Basis fahre? Haben Sie etwas zu verbergen?«
Stille.
Beide sahen sich einige Sekunden lang in die Augen. Gilberts Miene blieb undurchdringlich.
Thorntens Gesicht verzog sich zu einer hässlichen Fratze. »Sie spielen ein gefährliches Spiel, Leutenient. Ich rate Ihnen davon ab. Zu Ihrer eigenen Gesundheit. Aber... nein, ich habe nichts zu verbergen. Wenn Sie unbedingt wollen - los, fahren Sie! Ich halte Sie nicht davon ab. Ich finde das einfach nur idiotisch. Was haben Sie denn davon?«
»Wie Miss Thornten gerade angedeutet hat, gibt es noch einige offene Fragen, die geklärt werden müssen. Unser weiteres Vorgehen hängt davon ab.«
LeFranc nickte. »Eine gute Idee, Gilbert. Erlaubnis erteilt.«
Gilbert stand auf und schritt aus dem Raum.
Helen hielt ihn zurück. »Warten Sie, ich fahre mit.«
Thornten reagierte augenblicklich. »Das kommt gar nicht in Frage! Da draußen ist immer noch eine ganze MechKompanie. Wenn die auf den regulären Routen im Hinterhalt liegen, dann...«
»...stirbt ein Mensch mehr. Na und? Das hat dich bisher doch nie gestört.«
Thornten lief rot an. »Also, das...«
»...ist die Wahrheit. Ich bin volljährig, Tores. Ich kann das alleine entscheiden. Und ich will Jason sehen. Und damit ist das Gespräch beendet.«
Sie drehte sich um und ließ ihren Vater stehen.
Bevor die beiden die Wartungshallen erreicht hatten, erklärte Gilbert nebenbei: »Also, ich glaube, Sie sind momentan die einzige Person auf Amity, die so mit Tores Thornten reden darf, ohne gleich als Kanonenfutter an die Front geschickt zu werden.«
Helen lächelte knapp. Irgendwie war er froh, dass sie mitfuhr.
Der Pegasus war ein kleines Meisterwerk. Unter den Nachfolgestaaten erfreute sich diese Konstruktion höchster Beliebtheit - und das zu Recht. Obwohl der Scout nur ein Schwebepanzer war und deshalb die typischen Schwächen dieser Waffengattung aufwies, hatte sich der Pegasus in manchen Situationen
- vor allem bei längeren Aufklärungsmissionen - den meisten Mechs gegenüber als überlegen herausgestellt. Es waren viele Punkte, die dabei eine Rolle spielten. Einer war die kleine Kochnische im Heck des Panzers, an der jetzt Gilbert und Helen saßen.
Die vierköpfige Besatzung des Panzers hatte den Befehl nur widerwillig entgegengenommen. Aber spätestens nachdem ihnen Gilbert einen längeren Aufenthalt im Arresttrakt der Marik-Basis
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