BattleTech 55: Mein ist die Rache
Kehlen ein Wort: »Seyla«. Es war ein heiliges Wort für die Clans, seit frühesten Zeiten dazu benutzt, sie auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören.
Jakes Herz pochte stolz, als er ebenfalls die Rüstung schloss und sich zu den Hangartoren umdrehte, die kurz darauf langsam aufglitten und den Blick in die riesige, sternenfunkelnde Dunkelheit freigaben. Dieser Sprung ins Nichts war ein Glücksspiel. Es ging um Alles oder Nichts. Er würde seinen Clan verteidigen und die Ehre zurückgewinnen, die er seit Alshain verloren hatte... oder bei dem Versuch sterben!
* * *
Hätten in der oberen Ecke der Sichtprojektion nicht die Ziffern der Zeitanzeige geleuchtet, hätte Jake geschworen, dass der Flug zu dem draconischen Kreuzer endlos dauerte. Zu Beginn des Fluges war die Kirishima mit bloßem Auge nicht zu erkennen gewesen, und als sie schließlich in Sicht kam, wurde sie so langsam größer, dass Jake gelegentlich das Gefühl hatte, sich von dem Schiff zu entfernen. Wieder überzeugte er sich mit einem Blick auf den Entfernungsmesser, dass er sich dem Ziel sehr wohl näherte, auch wenn er nichts davon spürte, seit er wenige Minuten nach Beginn des Flugs die Düsen abgeschaltet hatte.
»Hörst du mich, Jake?«, fragte Val. Ihre Stimme drang laut und deutlich über die vom Feind nicht abhörbare Kommlaserverbindung. Jake sah sie nicht, wusste aber: Sie trieb irgendwo schräg rechts hinter ihm durchs All.
»Ich höre, Val. Was gibt es?«
»Dieser Flug ist geisttötend. Vielleicht kann mich der Klang deiner Stimme bei Verstand halten. Erkläre mir noch einmal, warum die Kirishima die Novemberwind nicht längst zu Weltraumstaub zerblasen hat.«
Dieselbe Frage hatte er vor ihrem Aufbruch Sprungschiffskapitän Ian gestellt. »Die Draconier werden wissen, dass Invasor -Klasse-Sprungschiffe wie unseres bei den Clans hauptsächlich für Handelszwecke eingesetzt werden, besonders, wenn für den Kampfeinsatz Kriegsschiffe zur Verfügung stehen. Die Kirishima hat die Schockwelle bei der Materialisation der Novemberwind sicher geortet, aber ziemlich wahrscheinlich hat ihre Besatzung sie als zivilen Transporter identifiziert und deshalb ignoriert. Außerdem, was könnte ein unbewaffnetes Transportsprungschiff einem Kriegsschiff anhaben?«
»Das erklärt, warum wir nach der Ankunft sofort das Sprungsegel entfaltet haben«, bemerkte Val. »Sie glauben vermutlich, die Novemberwind lädt nur den Antrieb auf und verlässt das System auf schnellstem Wege wieder. Trotzdem würde ein vorsichtiger Kommandeur eine unerwartete Ankunft untersuchen, frapos?«
»Vielleicht, aber Lita meint, diese Kombinatskrieger können unglaublich stur und stolz sein...«
»Wie Clanner?«, unterbrach Val mit leicht spöttischem Unterton.
Jake gluckste. »Touche. Aber ernsthaft, es ist durchaus denkbar, dass der Kapitän es als unter seiner Würde ansieht, sich mit einem Händlerschiff abzugeben. Oder möglicherweise wartet er auf ein anderes Schiff, das die Ankunft einer echten Invasionsstreitmacht ankündigt. Er hat versucht, die Novemberwind anzufunken, doch wir haben nicht reagiert. Unter Umständen schickt er eine Entermannschaft, um nachzusehen, aber deswegen mache ich mir keine Sorgen. Die fünfzehn Elementare, die wir an Bord gelassen haben, sollten in der Lage sein, mit allem fertig zu werden, was diese Sphärer auf die Beine stellen können.«
»Und falls sie eine Entermannschaft losschicken, bleiben weniger Raumgardisten an Bord der Kirishima.«
»Exakt. Habe ich deine Frage damit beantwortet?«
Val lachte. »Aye, und noch mehrere andere, die mir gar nicht bewusst waren. Ich finde, wir haben die Zeit produktiv genutzt.«
Val hatte Recht. Im Verlauf des Gesprächs hatte sich die scheinbare Größe des Kreuzers mehr als verdoppelt und Jake sah das Mündungsfeuer der ersten Schüsse.
»Wir setzen dieses Gespräch besser bei anderer Gelegenheit fort«, sagte er.
»Wir sehen uns an Bord, Jake.«
Das Gespräch endete jäh, als der Lichtblitz einer an ihm vorbeizuckenden Schiffslasersalve Jake blendete. Die schiere Größe der Energiebahn schockte ihn. Er konnte zwar nicht feststellen, wie nahe ihm der Laserstrahl gekommen war, aber die Bahn hatte mindestens denselben Umfang wie er.
Freigeburt!, fluchte er in Gedanken. Ein Treffer damit - und ich war einmal.
Er trieb weiter auf das Kriegsschiff zu, und dessen Geschütze feuerten weiter. Jake wusste, dass sich Schall im Vakuum nicht ausbreiten konnte, aber trotzdem überraschte ihn die Lautlosigkeit eines
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