BattleTech 61: Finale
nicht sicher, ob ich es zurück nach Tikonov schaffen würde. Eine Zeit, als ich schwach wurde und euch fast im Stich gelassen hätte. Beinahe das Vertrauen verraten hätte, dass Männer wie Christoffer Pierce in mich gesetzt haben.« Er versuchte, nicht über die beste Formulierung für das nachzudenken, was er sagen wollte. Ihm war klar, dass hier einfache Worte nötig waren. »Es ist ein langer Krieg. Ich vermute, wir alle haben diese Momente erlebt, diese Glaubenskrisen, in denen wir den ganz persönlichen Preis, den jeder von uns bezahlt, gegen das größere Ziel abgewogen haben.«
Stille hatte sich über den Platz gesenkt, und Victor spürte, wie jeder Einzelne dort unten in sich ging und sich an seine Augenblicke der Schwäche erinnerte. Er konnte die Gesichter der Offiziere nicht sehen, doch er brauchte sich nicht erst umzudrehen, um zu wissen, dass für sie dasselbe galt. Sie mehr als jeder andere würden in diesem Bürgerkrieg solche Krisen erlebt haben, in denen sie jedes einzelne verlorene, genommene oder aufgegebene Leben abwogen. Wie immer trat Omi in den Gedanken des Prinzen an die vorderste Stelle, aber diesmal begleiteten andere Gesichter das ihre. Raymond Irelon mit seinem unerschütterlichen Vertrauen in Victor. Galen Cox, der gestorben war, damit Jerrard Cranston den Kampf fortsetzen konnte. Seine Brüder, Arthur und Peter. Sein Vater. Seine Mutter. Sein Blick glitt über die Menge, versuchte, jedes einzelne hoffnungsvolle Gesicht zu erfassen und in seinen Soldaten das Gefühl zu wecken, dass jeder Einzelne unter ihnen wichtig, anerkannt und für den Kampf von Bedeutung war.
»Dass wir alle hier jetzt versammelt sind, spricht für das Beste in uns. Möglicherweise sind wir unterwegs gestrauchelt. Möglicherweise sind wir gestürzt. Aber wir haben uns wieder aufgerappelt und uns daran erinnert, warum wir hier sind. Warum wir kämpfen. Warum es den Preis wert ist, ganz gleich, wie weh es tut, den Schleier der Lüge aufzureißen und die Tyrannei bloßzulegen, die sich in ihrer Selbstgerechtigkeit herausgeputzt hat. Wir haben gewusst, dass der Preis hoch sein wird, als wir diesen Weg eingeschlagen haben. Wir werden ihn weitergehen, und wenn auch nur, weil der Preis so hoch war und wir es denen schulden, die ihn bis heute bezahlt haben. Was auch immer nötig ist, um diesen Kampf zum Abschluss zu bringen, es muss geschehen und es wird geschehen.«
Beifall und zustimmender Jubel brandeten über den Paradeplatz, als die Tausende ihre Müdigkeit überwanden und Victors Appell folgten, den einmal eingeschlagenen Weg bis zum Ende zu gehen. Es war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte, doch sie hob auch seine Stimmung, und er öffnete sich der tragenden Kraft dieser gewaltigen Zustimmung. Er wusste: Sie applaudierten nicht ihm. Sie zeigten sich selbst, dass das Ziel ihre eigenen Opfer wert war. Sie klatschten sich selbst Beifall, und sie hatten ihn verdient.
Victor wartete, bis sich der Tumult gelegt hatte, dann drehte er sich zu den Holokameras um, damit kein Zweifel daran möglich war, an wen er seine nächsten Worte richtete. »Und Katherine«, erklärte er. »Schwester, Mörderin, Thronräuberin, Tyrannin.« Er nickte einmal kurz und endgültig. »Dein Ende naht.«
RÄUBERSCHACH
Von meiner Mutter habe ich gelernt, dass kein Herrscher das Bild aus dem Auge verliert, das er der Nachwelt hinterlässt. Die Pharaonen aus grauer Vorzeit errichteten auf Terra gewaltige Monumente, damit man sich an sie erinnerte. Die römischen Cäsaren beanspruchten Ruhm für die Ausdehnung ihres Imperiums, und im Europa der Feudalzeit begründeten die Adligen Dynastien, die ihren Namen durch die Jahrhunderte tragen sollten. Spätere Herrscher waren um ihr Bild in den Medien besorgt und verpflichteten eigene Historiker, um ihre Leistungen unsterblich zu machen.
Heute wiederholen wir das alles. Der Erste Sternenbund hinterließ uns Pyramiden und vergrabene Schätze, die Nachfolgekriege brachten den Konflikt der Eroberer und die Gründung von Herrscherdynastien. Manchmal frage ich mich, ob Katherine ihrer Zeit nicht nur ein Stück voraus ist: eine Medienprinzessin, die durch sorgfältig ausgewählte Zitate und die Manipulation der öffentlichen Meinung regiert. Was mich zu einem Cäsar macht, der bereitsteht, sie den Löwen vorzuwerfen, um das Unvermeidliche aufzuhalten.
Sic fiat. Sie ist selbst schuld.
- Aus dem Tagebuch von Prinz Victor Ian Steiner-Davion, Nachdruck in Ursache und Wirkung, Avalon Press. New Avalon,
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