Baudolino
die Luft wirbelten. So merkten sie gar nicht, daß die Hunnen schon über sie gekommen waren, und die Folge war ein Massaker. Es fielen die Skiapoden, es fielen die Giganten, auch wenn einige der letzteren noch versuchten, sich dadurch zu verteidigen, daß sie einen Skiapoden am Fuß ergriffen und wie eine Keule um
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ihren Kopf schwangen, aber vergebens. Der Porcelli und der Scaccabarozzi warfen sich in das Getümmel, um ihre Truppen wieder zu ordnen, aber sie wurden von den Hunnen umzingelt.
Sie wehrten sich tapfer und ließen ihre Schwerter wirbeln, aber sie waren bald von hundert Pfeilen durchbohrt.
Jetzt sah man die Hunnen immer weiter vordringen, die Farne niedertreten und sich zwischen den Opfern ihres Massakers einen Weg bahnen. Der Boidi und der Cuttica konnten von den zwei Seiten der Ebene aus nicht erkennen, was passierte, und es mußte erst Gavagai zu ihnen geschickt werden, damit sie die eigentlich für später vorgesehene laterale Intervention der Blemmyer und der Pygmäen antizipierten. Die Hunnen sahen sich von zwei Seiten attackiert, aber sie hatten eine blendende Idee: Ihre Vorhut preschte über die gefallenen Skiapoden und Giganten hinweg nach vorne, ihre Nachhut zog sich nach hinten zurück, und so liefen die Pygmäen auf der einen Seite und die Blemmyer auf der anderen unversehens aufeinander zu. Als die Pygmäen nun jene Vogelköpfe aus dem Farnkraut aufragen
sahen, ohne etwas von Ardzrounis schöner Erfindung zu ahnen, riefen sie: »Die Kraniche, die Kraniche!« und im Glauben, ihre ewigen Feinde vor sich zu haben, vergaßen sie die Hunnen und schossen eine Salve von Pfeilen auf die Reihen der Blemmyer.
Diese wehrten sich gegen die Pygmäen und riefen, da sie an einen Verrat glaubten: »Tod den Häretikern!« Die Pygmäen glaubten ihrerseits an einen Verrat der Blemmyer, und als sie sich nun von diesen der Häresie bezichtigt hörten, während sie selbst sich als die einzigen Wächter des Glaubens erachteten, riefen sie ihrerseits: »Nieder mit den Phantasiasten!« Die Hunnen fielen über dieses Getümmel her und metzelten ihre Feinde der Reihe nach nieder, während diese einander
bekämpften. Gavagai berichtete, er habe gesehen, wie der Cuttica ganz allein versuchte, die Feinde aufzuhalten. Aber dann sei er gestürzt und von ihren Pferden überrannt worden.
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Als der Boidi den Freund aus Alexandria sterben sah, gab er beide Schlachtreihen verloren, sprang auf sein Pferd und versuchte, zu den Nubiern durchzukommen, um sie zu warnen.
Aber die Farne behinderten seinen Ritt, so wie sie übrigens auch das Vordringen der Feinde erschwerten. Er erreichte mit Mühe die Nubier, stellte sich hinter sie und spornte sie an, in kompakter Reihe gegen die Hunnen vorzugehen. Doch kaum
sahen sie diese, nach Blut dürstend, vor sich, folgten die verdammten Circumcellionen ihrer Natur, sprich: ihrem
natürlichen Hang zum Martyrium. Sie dachten, der erhabene Moment des Opfers sei gekommen, und das Beste sei, ihn zu beschleunigen. So knieten sie einer neben dem anderen nieder und riefen: »Töte mich, töte mich!« Die Hunnen konnten es gar nicht glauben, sie zückten ihre kurzen Schwerter und gingen daran, die Circumcellionen zu enthaupten, die sie umdrängten, ihnen ihre Hälse hinhielten und nach der reinigenden Tat verlangten.
Der Boidi ballte die Fäuste zum Himmel und floh zum
Feldherrnhügel, den er gerade noch rechtzeitig erreichte, bevor der Farnwald in Flammen aufging.
Boron und Kyot hatten nämlich, als sie in der Stadt von der drohenden Invasion hörten, es für gut befunden, die Ziegen zum Einsatz zu bringen, die von Ardzrouni für seine am hellen Tage unnütze Kriegslist bereitgestellt worden waren. Sie hatten die Zungenlosen veranlaßt, Hunderte von Tieren mit brennenden Fackeln an den Hörnern in die Ebene zu treiben.
Die Jahreszeit war fortgeschritten, die Halme waren schon ziemlich trocken und fingen sofort Feuer. Das Farnmeer
verwandelte sich in ein Flammenmeer. Vielleicht hatten Boron und Kyot gedacht, das Feuer würde sich damit begnügen, eine Barriere zu bilden, oder es würde die feindliche Kavallerie zurücktreiben, doch sie hatten die Windrichtung nicht bedacht.
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Das Feuer gewann rasch an Stärke, breitete sich aber zur Stadt aus. Das kam natürlich den Hunnen zugute, brauchten sie doch nur zu warten, bis das Farnkraut niedergebrannt und die Asche ausgekühlt war, und sie hatten freie Bahn für ihren finalen Galopp. Doch zuerst einmal hielt es sie für
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