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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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die Bauernschaftsbewegung geäußert haben.«
    »Ich bin Geschäftsmann, Herr Landgerichtsdirektor; wenn ich bei einem Bauern bin, sage ich ja zu dem, was der Bauer sagt, und bin ich bei einem Sozi, sage ich zu dem auch ja.«
    »Sie sind also nicht wegen der Demonstration nach Altholm gekommen?«
    »Ich bin wegen der Zähne von Herrn Heß gekommen.«
    »Als Sie nun den Burstah weitergingen, was sahen Sie da?«
    »Da war plötzlich eine Masse Menschen, ein Gedränge, und überall standen Polizisten.«
    »Und da sind Sie nicht stehengeblieben?«
    »Ich mußte doch pünktlich zu Herrn Heß. Herr Heß will, daß ich pünktlich bin.«
    |509| »Nun, schildern Sie mal, was sahen Sie dann? Schlugen die Bauern auf die Polizei ein oder die Polizei auf die Bauern? Oder was war?«
    »Geschlagen wurde überhaupt nicht mehr. Die Leute drängten hin und her, und die Polizisten riefen immerzu: ›Straße frei.‹ Und als ich zehn Schritte weiterkam, da lag der Herr blutend auf dem Pflaster.«
    Der Vorsitzende erläutert: »Herr Henning.«
    »Ja, ich weiß, daß das Herr Henning ist. Den kenne ich.«
    Der Oberstaatsanwalt erhebt sich. »Ich bitte, den Angeklagten zu fragen, woher er Herrn Henning kennt.«
    Der Vorsitzende: »Wollen wir nicht alle Fragen zurückstellen? – Nun gut, woher kennen Sie den Angeklagten?«
    »Richtig kennen tue ich ihn erst seit heute morgen, aber ich habe ihn im Krankenhaus ein paarmal gesehen.«
    »Hat der Angeklagte nicht mit dem Angeklagten Henning im Krankenhaus gesprochen?«
    Henning springt erregt auf. »Herr Oberstaatsanwalt, wenn Ihnen das Gesicht so zerschlagen gewesen wäre wie dem Herrn Czibulla, da würde Ihnen das Reden schon vergehen!«
    »Ich bitte, den Angeklagten Henning auf das Ungebührliche seiner Redeweise hinzuweisen. Der Angeklagte Henning …«
    »Herr Henning, das geht nicht. Sehen Sie, wenn jeder aufspringen wollte und losreden, wenn ihm etwas nicht gefällt. Nicht wahr, Sie sehen das ein? Also bitte, das nächste Mal« – lächelnd –, »Kandare stramm. – Die Frage ist wohl erledigt?«
    »Im Gegenteil. Ich bitte, den Angeklagten zu befragen, ob er sich mit dem Angeklagten Henning im Krankenhaus irgendwie verständigt hat. Es gibt auch andere Wege als die Sprache.«
    »Herr Landgerichtsdirektor, ich hatte wirklich anderes im Kopf als den Herrn. Ich habe ihn nur zwei- oder dreimal gesehen, als er zur Toilette ging und meine Zimmertür zum Gang stand auf.«
    |510| »Also. – Sie sahen Herrn Henning auf dem Pflaster liegen? Lag er allein, oder war jemand bei ihm?«
    »Er lag ganz allein. Das regte mich furchtbar auf, daß ihm keiner half.«
    »So. Sie waren also sehr erregt? Waren Sie nun sehr erbittert auf die Polizei?«
    »Ich wußte doch damals gar nicht, daß ihn die Polizei niedergeschlagen hatte!«
    »Aber Sie sahen doch, daß es Säbelwunden waren? Sonst hatte doch niemand einen Säbel wie die Polizisten.«
    »Wer denkt denn daran in so einem Augenblick? Ich hatte zu tun, daß ich durch die Leute durchkam, ich sah den Herrn liegen, das regte mich auf. Aber weiter nachgedacht habe ich nicht. Ich mußte doch zu Herrn Heß.«
    »Warum gingen Sie nun grade zu der Fahnengruppe? Das war doch nicht der grade Weg zur Propstenstraße?«
    »Der grade Weg war verstopft, da kam ich nicht durch. Und bei der Gruppe war Luft.«
    »Fiel Ihnen nun die Fahne sehr auf?«
    »Die habe ich gar nicht gesehen.«
    »Aber es ist doch eine große Fahne! Sehen Sie sich einmal die Fahne an, sie steht dort in der Ecke. Die kann man doch eigentlich gar nicht übersehen.«
    »Herr Landgerichtsdirektor, da war ja soviel zu sehen, ich habe die Fahne wirklich nicht bemerkt.«
    »Nun schön, also Sie haben die Fahne nicht bemerkt. Was veranlaßte Sie nun, grade auf die Beamten loszugehen? Sie sahen doch, daß es Beamte waren?«
    »Jawohl, ein paar hatten ja Uniformen an.«
    »Was wollten Sie da nun eigentlich?«
    »Ja, ich weiß auch nicht … Herr Landgerichtsdirektor, ich wollte fragen, wie ich durchkäme, was los wäre … Ich weiß auch nicht mehr recht, ich wollte eben zu den Beamten. Ich war so unruhig.«
    Der Vorsitzende: »Ja.« Zögernd noch mal: »Ja. Sehen Sie, das ist so ein Punkt, Herr Czibulla, der scheint mir nicht ganz |511| geklärt. Sie sagen, Sie wollten fragen, was los wäre. Glaubten Sie denn, die Beamten hatten Zeit, Ihnen Auskunft zu geben?«
    »Ja … Nein … Ich weiß doch nicht
    »Sie hatten doch gemerkt, daß alles sehr unruhig war. Wurde denn nicht sehr geschimpft in Ihrer

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