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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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stoben auseinander. Erst als er auf der Konrad-Adenauer-Brücke zurück in Richtung Stadt fuhr, hatten sich sein rasender Atem und das heftig pochende Herz beruhigt. Was blieb, war die Erinnerung an kalte Augen, die ihn zu durchbohren schienen.

    *

    Lichthaus kam nur langsam aus einem wirren Traum zu sich, in dem die Toten der letzten Tage tonlos schrien und zwischen Hühnern und Rindern umherstolperten. Was ihn weckte, waren kleine Hände, die sein Gesicht streichelten.
    »Papa? Papa wach?« Henriette strahlte ihn aus funkelnden Augen an, und er lächelte schwach. Claudia erschien in der Tür.
    »Komm, wir lassen den Papa schlafen.«
    »Ich bin ohnehin wach«, er rang sich ein weiteres Lächeln ab, »und freue mich, wenn ihr hier seid.«
    Sein Kopf dröhnte wie nach einer durchfeierten Nacht, und seine Zunge klebte ledrig am Gaumen, doch ansonsten schien der Infekt vorbei zu sein. Seine Tochter krabbelte aufs Bett und umarmte ihn.
    »Papa krank.«
    »Nein, es ist jetzt wieder gut.«
    Sie jauchzte und flitzte davon, um mit ihrem Lieblingsbuch zurückzukommen, das er ihr lahm vorlas. Er hatte das Gefühl, um hundert Jahre gealtert zu sein, wusste aber, dass in ein bis zwei Tagen die Attacke vergessen sein würde. Irgendwann taumelte er auf wackeligen Beinen zur Dusche. Ein Blick in den Spiegel sprach Bände. Seine Augen schauten ihm über dicken Rändern entgegen. Seine Haut war durchscheinend, jede Ader zeichnete überdeutlich ein wirres Muster. Dazu fettige Haare, die in alle Himmelsrichtungen abstanden. Er wendete sich ab und drehte das Wasser an.
    Später aß er gerade einen Teller Haferbrei, den er bereits nach dem ersten Löffel gehasst hatte, der Vernunft aber folgte und kräftig löffelte, als das Telefon schrillte. Claudia ging ran, und allein an der Art, wie sich ihr Rücken versteifte, sah er, dass der Anruf aus dem Präsidium kam.
    »Nein Holger, Johannes kann kaum auf den Beinen stehen.« Sie lauschte weiter und hielt ihm schlussendlich den Hörer hin. »Er gibt ja ohnehin nicht auf.« Sie setzte sich und betrachtete ihn argwöhnisch.
    »Holger?« Seine Stimme war brüchig wie Glas, und er räusperte sich lautstark, um überhaupt einen vernünftigen Ton hervorzubringen. »Was ist los?«
    »Wir haben einen zusammengeschlagenen Reporter namens Jan Brünjes in der Notaufnahme. Er will nur mit dir sprechen, und bevor seine Augen und der Mund vollständig zuschwellen, dachte ich mir, du könntest ihn mal kurz anrufen, damit wir auf den Stand der Dinge kommen.«
    »Was ist denn passiert?« Er versuchte einen neutralen Ton anzuschlagen, doch unterschwellig hörte er sich genervt an. Unfair gerade gegenüber Steinrausch, aber er konnte nicht anders.
    »Zeugen haben gesehen, wie Brünjes in Begleitung von Julia Bergner auf das Hotel am Nikolaus-Koch-Platz zugegangen ist, als aus einer der Bushaltestellen dort zwei kräftige Kerle auf die beiden zu sind und ihn ohne Vorwarnung zusammengeschlagen haben. Die Bergner hat noch versucht einzugreifen. Jetzt ist ihr Jochbein angebrochen, nach dem Schlag, den sie eingesteckt hat. Weint hysterisch rum, steht wohl unter Schock.«
    Lichthaus benötigte einen Moment, um die Informationen zu verarbeiten. »Was ist mit Brünjes?«
    »Zähne weg, Prellungen, Nase geknickt, der Kiefer hat auch etwas abbekommen, dicke Augen, eigentlich ist alles betroffen. Das braucht Wochen und viel kosmetische Arbeit, bis er wieder halbwegs normal aussieht. Ach ja, sie haben seinen Rucksack mitgenommen, den er so fest umklammert hat, dass einer der Kerle ihm zwei Finger brechen musste, um da ranzukommen.«
    »Verdammt. Und jetzt will er nur mit mir sprechen?«
    »Ja. Wieso und warum weiß ich nicht.«
    Er seufzte. »Also gut, gib mir mal die Nummer.«
    Steinrausch gab sie ihm, war jedoch mit seinem Bericht noch nicht fertig. »Siri und Sophie sind unterwegs und suchen einen Mann, der die beiden Schläger begleitet haben soll, aber passiv geblieben ist. Ein Passant behauptet, der Typ wäre aus Trier, und er hat ihn ganz gut beschrieben. Die Kollegen in Uniform kennen den anscheinend auch. Ist immer da, wo es Zoff gibt. So, das war es vorerst. Gute Besserung.«
    Lichthaus legte auf und erklärte Claudia, was vorgefallen war, um einen Einspruch schon im Keim zu ersticken. Dann wählte er die Nummer, bekam allerdings nicht Brünjes, sondern eine launische Schwester an den Apparat, die versuchte, ihn abzuwimmeln: »Wir stellen hier niemanden durch. Sie müssen sich gedulden.«
    »Ich führe

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