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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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Ermittlungen ...«, er hustete und wusste, wie schwach er sich anhörte, als Claudia den Hörer nahm.
    »Passen Sie mal auf, wenn nicht innerhalb der nächsten zwei Minuten dieser Brünjes am Telefon ist, kriegen Sie mit absoluter Sicherheit ein Problem. Sie behindern Polizeiarbeit, und das geht nicht. Haben wir uns verstanden?« Sie reichte ihm mit siegesgewisser Miene das Telefon, aus dem bereits die Musik der Warteschleife dudelte. Er lächelte sie dankbar an, doch dann kam der Haferbrei in seinem völlig entleerten Verdauungstrakt an, der laut knurrte und sich widerwillig zusammenzog. Abermals brach ihm der Schweiß aus, und er fürchtete schon einen Rückfall, als die Verbindung hergestellt wurde und er alle Kraft aufbringen musste, um sich zu konzentrieren.
    »Ja?« Die Stimme am anderen Ende nuschelte das dürre Wort so undeutlich heraus, dass es fast unmöglich war, ihn zu verstehen.
    »Brünjes, sind Sie das?«
    »Lichthaus, ich spreche nur mit Lichthaus.«
    »Ja, ich bin es, höre mich wohl auch mieser an als gestern, ich bin krank und fühle mich nicht besonders gut.«
    »Die sind von der Haltestelle gekommen«, der Journalist hörte überhaupt nicht zu, »haben ohne Vorwarnung auf mich eingeschlagen, gegen den Kopf und überall hingetreten.« Seine Stimme war aufgrund der geschwollenen Lippen ungemein verwaschen und zischte leise bei den S-Lauten. Offensichtlich fehlten ihm die Schneidezähne, wodurch seine Zunge nicht mehr den gewohnten Halt fand, sondern durch die Zahnlücke ins Leere stieß. »Die sind erbarmungslos gewesen.«
    Lichthaus’ Kopfschmerzen meldeten sich zurück und dröhnten wie ein Dieselaggregat. Was für eine Szene. Der Kommissar kurz vorm Kollaps befragt einen Zeugen, der vor wenigen Minuten einer Gewalt begegnet war, die er so nie zuvor erlebt hatte.
    »Hier hört doch niemand mit? Die haben gesagt, wenn ich rede, machen sie mich richtig platt.« Von dem selbstbewussten, kultivierten Mann, der am Vorabend Ottos Riesling mit spitzen Lippen belüftet und in seinem Mund hin und her rollen gelassen hatte, war nur ein armseliges Bündel reinster Angst übrig. Jeden Standpunkt, jede Attitüde herausgeprügelt und durch existenzielle Furcht ersetzt. »Sie können sich nicht vorstellen, wie das war.«
    Natürlich konnte er das, aber Lichthaus wollte dem Journalisten nicht zeigen, dass er noch glimpflich davongekommen war, denn er wusste um dessen nächste Tage. Erst kommt die Erkenntnis, wie verwüstet der eigene Körper war, später die Schmerzen, die trotz der Medikamente dumpf pochten, wie betäubend, und schließlich die Angst vor der Wiederholung, die einen veranlasste sich umzudrehen, nach jemandem, der einem folgte.
    »Warum sind Sie verprügelt worden?«
    »Ich darf nichts sagen, ich ...«, Brünjes versagte die Stimme und seine irrationale Panik quoll zäh durch den Hörer. Lichthaus konnte sich vorstellen, wie die Augen des anderen, sofern sie noch nicht zugeschwollen waren, auf der Suche nach dem alles verheerenden Mithörer umherhuschten.
    »Was ist passiert, dass die so rangegangen sind?« Lichthaus wurde grob, wollte den Mann aus seiner Endlosschleife herausholen, in der er sich drehte.
    »Weiß nicht. Ich habe nur so rumgefragt.«
    »Wo?«
    »In der Bioszene hier.«
    »Wo genau?«
    »Ich kann nicht reden, ich dachte, ich könnte mit Ihnen …, aber es geht nicht, die machen mich fertig.«
    »Sie wollen klein beigeben?«
    Brünjes blieb still, doch Lichthaus konnte durch das leise Rauschen der Leitung ein verschüchtertes Weinen erahnen.
    »Wir werden Sie ausführlich befragen müssen!« Er knallte den Hörer auf und fluchte über Laien, die James Bond spielen wollten.
    Das Telefonat hatte ihm alle Kraft genommen, und er lächelte Claudia nur schief an, als diese zurück in die Küche kam. Sie schüttelte den Kopf, begriff nicht, was da gerade abgelaufen war, ebenso wenig wie Lichthaus selbst. Kurz darauf lag er wieder in seinem Bett und schlief tief und fest.

    *

    Siran und Sophie Erdmann fuhren langsam die Große Eulenpfütz hinunter. Die Suche nach Nils Zielhausen gestaltete sich komplizierter als erwartet. Der szenebekannte Typ wurde von seinen Freunden wenig einfallsreich »Stone« genannt. Er war Anfang zwanzig, hatte in den letzten vier Jahren jedoch bereits mehrfach wegen illegalen Drogenbesitzes, Diebstahls und Körperverletzung gesessen. Aktuell schien er auf der Straße zu leben, obwohl er auf Bewährung draußen war. Laut den Kollegen war er in Kontakt zur

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