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BAUhERrNOPFER

BAUhERrNOPFER

Titel: BAUhERrNOPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian H. Geyer
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Bestimmungsort auf dem Dach erreichen, also müssen wir uns mit ihnen was einfallen lassen, damit sie keine Füße bekommen und die Baustelle ungewollt verlassen.
                Darum kümmern wir uns, wenn uns eine Idee gekommen ist, wie wir einen leichteren Aufstieg in das Obergeschoß gewährleisten. Es ist nämlich ziemlich mühsam jedes Mal die Leiter, mit Werkzeug bepackt zu erklimmen, wenn oben Arbeiten anfallen. Im Laufe der Evolution ist so ziemlich die komplette Geschicklichkeit auf der Strecke geblieben, denn Affen würden sich auf der Leiter nicht so ungeschickt anstellen.
                Auf der Suche nach einer günstigen Treppe, durchstreifen wir den nächstgelegenen Baumarkt, um dort ein Modell zu finden, das mit rund zwei Meter siebzig Zentimetern Höhe um vierzig Zentimeter zu niedrig, mit neunzig Euro allerdings nicht zu teuer wäre. Wir müssten die Treppe beim Einbau lediglich um ein paar Zentimeter verlängern. Irgendwie begeistert uns diese Idee nicht so richtig, außerdem haben wir jetzt auch noch unsere Kundenkarte vergessen, wodurch wir um zehn Prozent Stammkundenrabatt umfallen würden, also fahren wir zur Baustelle zurück.
                Es ist bereits vier Uhr und unseres Erachtens zu spät, um mit dem Netzen des Pools zu beginnen, allerdings auch zu früh, um ganz aufzuhören. Also suchen wir nach einem Projekt. 'Es kann doch nicht so schwer sein eine Treppe zu bauen!'
            So beginnen wir alte Schalungsbretter zusammen zu tragen und packen die Stichsäge und den Akkuschrauber aus. Die längsten und massivsten Schalungsbretter verwenden wir als Wangen für die Treppe und sägen sie an der Unterkante schräg ab, um sie auf einem weiteren Brett zu fixieren. An den oberen Enden sägen wir eine Kante für die Zwischendecke aus, um die Treppe oben ebenfalls auf einem Brett zu fixieren. Nun schneiden wir uns zwölf Bretter auf eine Breite von fünfzig Zentimetern, das sollte für eine Bautreppe breit genug sein und verschrauben sie jeweils mit einem Abstand von fünfundzwanzig Zentimeter mit den Wangen.
                Die so entstandene Treppe ist zwar ziemlich steil, aber für die Baustelle bestens geeignet, weil sie kaum Platz wegnimmt. Natürlich erhält sie auch noch einen Handlauf und eine Absturzsicherung, damit wir auch mal mit unseren Kids hinauf gehen können. Für den Handlauf schrauben wir einfach fünf Staffelhölzer auf die äußere Treppenwange und montieren darauf schmale Schalungsbretter.
                Nach knapp zwei Stunden steht unser neues Juwel und wir erklimmen mit stolzgeschwellter Brust unser Dachgeschoß. Um mich der Qualität der einzelnen Stufen zu versichern springe ich beim Runtergehen von einer zur nächsten Stufe. Mit Begeisterung stelle ich fest »Unsere Bautreppe ist perfekt gel....«
                Mit einem lauten Krachen gibt schon die dritte Stufe, von oben gesehen, nach und ich fahre mit meinen Füssen ins Leere. »Wie blöd kann man eigentlich sein?« werde ich von Babsi gefragt nachdem sie ihren ersten Schreck überwunden hat. »Vielen Dank für dein Mitgefühl! Würdest du mir vielleicht helfen hier wieder raus zu kommen?«
                Das ist allerdings nicht notwendig, da nun auch die nächste, mich bislang haltende Stufe, nachgibt und ich unsanft, aber so wie es aussieht unverletzt auf dem Boden aufschlage. Auf dem Weg nach Unten, der so lang ja eigentlich nicht ist, rufe ich »Alles ok!«
                Ein Gefühl – diesmal kein Bauchgefühl, sondern eher die schmerzenden Abschürfungen an  meinen Beinen und Hüften – sagt mir, dass wir die Treppenstufen vielleicht doch noch zusätzlich absichern sollten, was wir nun mit dem Verschrauben zweier Staffelhölzer unter jeder einzelnen Stufe auch machen. Der nächste Test, den ich mich diesmal am Geländer anhaltend, – auch Männer lernen manchmal aus ihren Fehlern – durchführe, bestätigt uns die dazugewonnene Stabilität unserer Konstruktion.
                Am nächsten Tag erhalte ich für unsere Treppe anerkennende Worte von der Baupartie, die nun endlich wieder die Arbeiten aufnimmt. Heute planen sie die Giebelmauern auszumauern und die Fensteröffnungen für den Einbau vorzubereiten. Außerdem kann ich sie davon überzeugen, dass sie mir beim Hineinbringen des Wärmespeichers helfen, der knapp dreihundert Kilo schwer und um zwei Zentimeter zu hoch für ein einfaches Reinschieben ist.

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