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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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sie womöglich belauschte. Sergei bemerkte, dass sie eine knappe Geste an Lew Cornejo richtete, wohl eine Art Signal.
    »Auf alle Fälle.«
    »Danke, Sir.« Sie nahm einen Schluck. »Mit Blick auf den Admiral würde ich sagen, dass Lord Marais in kurzer Zeit viel erreicht hat – auf jeden Fall genug, um die meisten Senioroffiziere davon zu überzeugen, dass er uns nicht in eine Katastrophe führen wird.«
    »›Die meisten‹?«
    »Na ja, fast alle, würde ich sagen. Bei allem Respekt, Sir, aber Offiziere im Kommandorang sind von Natur aus Skeptiker.«
    »Sie hören sich an wie Marc Hudson.« Als Hudsons Name fiel, sah sie so plötzlich auf, dass Sergei den Eindruck bekam, er habe ihre Gedanken erraten. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbrochen habe. Fahren Sie bitte fort.«
    »Als … Soldaten, Sir, haben wir einen Job zu erledigen. Und wir neigen zu der Ansicht, dass man uns unsere Arbeit machen lassen sollte. Der Kampf gegen die Zor lastet seit zwei Generationen auf uns, und den Krieg hätte man vielleicht schon früher gewinnen können, wenn … wenn man mit mehr Eifer bei der Sache gewesen wäre.« Sie beobachtete seine Reaktionen, als wolle sie feststellen, ob sie sich mit ihren Bemerkungen auf zu dünnes Eis wagte. Das Privileg der Offiziersmesse besagte, dass nichts, was hier von Offizieren besprochen wurde, außerhalb dieses Raums wiederholt werden durfte, es sei denn, es handelte sich um die Planung eines Verrats. Diese ungeschriebene Regel schützte Bell zwar, doch sie konnte nicht einschätzen, was ihr Commodore mit seinen Fragen erreichen wollte.
    »Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern«, erwiderte er, während er an Pergamum denken musste. Wieder sah er, wie das Hangardeck von Ted McMasters’ Schiff weggerissen wurde, wie herausgeschleuderte Shuttles und kleine Reparaturschiffe ohne ein Geräusch im All trieben. »Wenn Sie Admiral wären, Captain, was würden Sie tun?«
    »Ich würde den Zor mit aller Härte begegnen, Sir, und einen Friedensvertrag mit ihnen erst dann unterzeichnen, wenn wir sicher wären, dass sie sich nicht wieder gegen uns erheben könnten.«
    »Darüber wird seit sechzig Jahren geredet, Captain.«
    »Über etwas zu reden und es zu tun, das sind zwei völlig verschiedene Dinge, Commodore. Wir hatten nie die Chance, es zu tun.«
    »Es gibt aber nach wie vor einen Imperator und eine Imperiale Versammlung, Captain Bell, denen wir früher oder später Rede und Antwort stehen müssen.« Er machte eine ausholende Geste. »Sie können die besten Offiziere in Gottes großem Universum um sich scharen, aber es gibt immer noch den Punkt, an dem der Imperator und der Senat darüber entscheiden, ob der Krieg beendet ist oder nicht.«
    »Aber weder der Imperator noch der Senat sind hier draußen.«
    »Ich wüsste nicht, was …«
    »Wir sind hier draußen, Sir. Wenn das Wort des Admirals etwas wert ist, dann werden wir den Ausgang dieses Krieges entscheiden.« Ohne ein weiteres Wort nickte sie knapp, dann zog sie sich zurück und ging zu ihrem XO, um sich mit ihm zu unterhalten.
    Die Offiziere erhoben sich, als Admiral Marais in Begleitung seines Adjutanten und seines Geschwaderkommandanten den Raum betrat. Er nahm am Kopf des großen ovalen Tisches Platz und aktivierte den Wandschirm hinter sich. Während sich seine Untergebenen wieder setzten, erwachten über der Tischplatte Bilder zum Leben.
    »Das wird unsere letzte Gelegenheit sein, die strategische Situation zu besprechen, bevor wir den Sprung nach R’h’chna’a unternehmen«, begann er ohne Vorrede. »Die Ansprache an die Flotte, die ich bei L’alChan hielt, war in erster Linie für die Truppen gedacht, was Sie sicher verstehen werden. Dennoch kann ich nicht umhin, wieder auf die Bedeutung dieses Unternehmens hinzuweisen.« Marais legte die Hände gefaltet auf den Tisch. »Anders ausgedrückt: Ich meinte jedes Wort so, wie ich es gesagt habe.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Admiral.« Captain Marc Hudson beugte sich vor. »Darf ich mich des Privilegs der Offiziersmesse bedienen?«
    Marais sah den Mann an, als habe der ihn allein mit der Frage bereits herausgefordert. »Gestattet, Captain«, sagte er dann.
    »Danke, Sir.« Hudson räusperte sich. »Ich bin mit den internen Abläufen der Politik am Hof nicht vertraut, immerhin habe ich mehr als dreißig Jahre auf Raumschiffen zugebracht.« Sergei, der links vom Admiral saß, zuckte innerlich zusammen, als er die Spitze bemerkte, die darauf abzielte, dass Marais ein Adliger war

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