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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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und den Feind an der Flucht hindern. Taktische Simulationen gehen von einer über achtzigprozentigen Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg bei minimalen Verlusten aus. Wenn jeder Teil der Flotte die ihm zugeteilte Aufgabe erledigt, wird es so gut wie kein feindliches Schiff mehr geben, das den Rückzug antreten kann.«
    Sergei dachte später am Schiffsabend über den Plan nach, nachdem die Stabsbesprechung längst beendet war. Ihm schien der Plan nachvollziehbar, da er vorwiegend auf Simulationen und Wahrscheinlichkeitsrechnungen basierte. Das war keine neue Idee, ließ sich doch der Generalstab schon seit Jahrzehnten von Computersimulationen sagen, was zu tun war.
    So hatte zum Beispiel eine sehr pessimistische Simulation vorhergesagt, die Zor seien noch auf Jahre hinaus zu geschwächt für einen weiteren Krieg. Manche Schätzungen gingen sogar von zehn bis zwölf Jahren aus, und doch hatten die Zor Pergamum angegriffen. Keine dieser Simulationen hatte die Denkweise der Zor berücksichtigt.
    In jedem Fall sollte die Flotte in den Raum der Zor eindringen und deren Flotte so weit wie möglich eliminieren. Das Interesse galt diesmal keinen zivilen Einrichtungen, sondern der militärischen Stärke des Feindes. Ohne sie konnte der keinen Krieg führen.
    Das war eine Sache, an die Sergei glauben konnte. Er war zur Welt gekommen, als der Konflikt mit den Zor noch etwas Neues, Beängstigendes war. In Buenos Aires aufzuwachsen, bedeutete ein Leben mit täglichen Warnungen vor Luftangriffen, mit Zeitungsartikeln, die vom Schicksal jener Kolonien auf anderen Welten berichteten, die von den Zor angegriffen worden waren. Er kannte die politikwissenschaftlichen Dilettanten im 3-V, die Milliarden von Zuschauern bewiesen, wie doppelzüngig und ehrlos die Zor waren. Was Sergei aber am meisten ängstigte, zugleich aber auch anzog, das war nicht die Brutalität, mit der der Feind vorging, sondern die Dimensionen dieses Konflikts. Es handelte sich um den ersten interstellaren Krieg, in den die Menschheit verwickelt war, wenn man von der Unterdrückung der Kolonien Anfang des 22. Jahrhunderts absah, die zum Akzessionskrieg und letztlich zur Gründung des Sol-Imperiums geführt hatte. Aber dieser Konflikt war immer auf ein einzelnes System beschränkt geblieben. Im Krieg gegen die Zor konnte es dagegen überall zu einem Gefecht kommen.
    Wenn es aber keine Zor-Flotte mehr gab und das Sol-Imperium dafür sorgte, dass auch keine neue Flotte gebaut wurde, dann würde diese Bedrohung für immer gebannt sein.
    Zwölf Standardstunden vor dem Sprung war der Offiziersclub der Raumbasis Mothallah überlaufen. Sergei hatte seiner Crew freigegeben, sodass an Bord nur eine Minimalbesetzung verblieb. Sowohl Offiziere als auch Personal aus den Mannschaftsdienstgraden der Flotte mussten hin und wieder Zeit miteinander verbringen. So wie die meisten Commander wusste er, dass er seine Leute innerhalb von Minuten wieder an Bord holen konnte, sollte das erforderlich sein. Er wusste aber auch, wie wichtig es war, sich zu entspannen, wenn die Situation so gravierend war und ein achttägiger Sprung vor ihnen lag. Außerdem war ihm klar, dass es auf ihn selbst auch eine erfrischende Wirkung hatte, wenn er wenigstens für kurze Zeit einmal sein Schiff verließ.
    Als er sich der Theke näherte, bemerkte er Marc Hudson, der seinen Dienstgrad ebenso einsetzte wie seine Ellbogen, um an der Bar einen Platz für Sergei freizumachen.
    »Nehmen Sie das«, sagte er und bot Sergei einen Becher mit einer dunkelbraunen Flüssigkeit an, die eben erst eingeschenkt worden war. »Ich habe schon ein zweites Glas bestellt.«
    »Danke«, gab Sergei zurück. »Eigentlich bin ich kein Biertrinker.« Er nahm einen großen Schluck.
    »Nun, das da ist auch kein …«, begann Hudson, als Sergeis Gesicht rot anlief und er einen Hustenanfall bekam,»… Bier.«
    »Was ist das?«, keuchte er.
    »Acheya. Normalstärke hundertsechzig, lokales Zeugs. Ich mag es ganz gern.«
    Sergei sagte nichts dazu, sondern sah nur zu, wie Hudson den zweiten Becher nahm und ihn fast in einem Zug leerte. Der Commodore nippte vorsichtig und registrierte einen angenehmen Malzgeschmack, der einen nussigen Unterton hatte.
    »Laden Sie meinen Torpedoschacht nach, mein Sohn«, sagte Hudson zu dem jungen Barkeeper, der das Glas prompt wieder auffüllte. »Schön, Sie auch mal in einer freundlichen Umgebung zu sehen, Commodore. Was macht die Lancaster?«
    »Alles bestens, Captain Hudson …«
    »Marc, wenn Sie diese

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