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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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Seite des Raums steht ein Laufstall mit einem Baby, das hilflos weint. Ich bleibe in der Tür stehen. Auf keinen Fall gehe ich näher heran.
    »Les enfants!«, fährt Mme. Sanxay ihre Kinder scharf an. »Silence! - Ruhe jetzt, Kinder!«
    Alle drei Kinder halten einen kurzen Augenblick inne und schauen sie an, dann geht aber gleich wieder das laute Geheule los. Entsetzt zucke ich zuammen.
    Mme. Sanxay hebt das Baby aus dem Laufstall. »Je te presente Charles«, sagt sie zu mir und hält mir den kleinen zappelnden Charles hin, damit ich ihn an mich nehme. Schnell schüttle ich den Kopf. »Non, merci - nein danke«, sage ich so höflich wie möglich. Wie alle Babys riecht es nach Babypuder, ein Geruch, bei dem ich kotzen könnte. Ich würge.
    »Lass uns in die Küche gehen, ja?« Mme. Sanxay führt mich zu einem unaufgeräumten Tisch, auf dem alte geöffnete Werbebriefe und französische Zeitungen herumliegen. Ähnlich wie meine Gasteltern und meine Freunde in New York wohnt Mme. Sanxay in einem ziemlich großzügig geschnittenen Apartment, dessen Miete und Pflege wahrscheinlich ein kleines Vermögen kostet. Auch wenn es im Moment nicht sehr gepflegt wirkt.
    »Entschuldige bitte das Chaos. Es ist nicht so einfach, hier Ordnung zu halten. Deshalb war ich ja auch so begeistert, als deine Mutter mich letzte Woche angerufen und mir deine Hilfe angeboten hat. Mein Kindermädchen hat ihre Arbeitserlaubnis verloren und musste zurück nach Venezuela. Alexandra, du bist wirklich ein Geschenk des Himmels.« Sie lächelt mich lange an, zu lange. Ich wende meinen Blick ab.
    »Ich weiß, dass du viel zu tun hast«, fährt sie fort und setzt das Baby von der einen Hüfte auf die andere. Charles verzieht das Gesicht und drückt die Lippen aufeinander. Zu meinem Schrecken knöpft Mme. Sanxay daraufhin die obersten Knöpfe ihrer Bluse auf und hakt eines der großen Körbchen ihres Still-BHs auf, sodass eine große, von Adern durchzogene Brust zum Vorschein kommt. Sofort dockt das Baby an und saugt kräftig.
    »Charles kriegt zwar auch schon Brei, aber die Muttermilch mag er immer noch am liebsten«, erklärt mir Mme. Sanxay und schaut die kleine Bestie zärtlich an. Ich muss die Lippen zusammenpressen, um mich nicht zu übergeben.
    »Eigentlich wollte ich dir ein paar Informationen zusammenstellen, Notfallnummern, vielleicht eine Liste, was die Kinder gern machen und essen, aber ich hatte nicht die Zeit dazu. Wenn du wiederkommst, verspreche ich, dass alles organisierter ist! Alexandra«, fährt sie fort und greift nach der Handtasche, die auf dem Stuhl neben mir liegt. Von ihrer Geldbörse tropft irgendeine Flüssigkeit. Aber sie bemerkt es gar nicht. »Ich bin dir ja so dankbar. Hier ist schon mal etwas Geld für etwaige Ausgaben - Windeln, Metro-Tickets -, wenn du im nächsten Monat auf les enfants aufpasst. Das kannst du ja solange auf dein Konto legen. Und ich würde dir auch gern einen Vorschuss geben, als Ausdruck meiner Freude, dass du in den kommenden Monaten für mich arbeitest. Es war niemand in Paris aufzutreiben, der die Zeit, die ich brauche, aufwenden konnte, vor allem für das Geld, das ich zahlen kann.« Mme. Sanxay zieht ein dickes Geldbündel heraus und drückt es mir in die Hand. Zum ersten Mal, seit ich dieses dreckige, furchtbare Apartment betreten habe, lächle ich.
    »Dann bis bald, cherie«, sagt sie zu mir.
    Schnell springe ich die Stufen bis zur Straße hinunter. Nichts wie weg von hier! Die sieht mich niemals wieder. Was für ein Elendsloch! Wie heißt es in diesem alten Song doch gleich?
    Ach ja: Take the money and run.
    Ich nehme also das Geld (es ist eine ziemlicher Batzen) und renne geradewegs zu Le Maurice, einem kleinen Boutique- Hotel auf der Rue de Tivoli, wo ich mir immer sehnlichst gewünscht habe unterzukommen, wenn ich mit meiner Mom in Paris war. Aber meine Mom fand, dass‘das Le Maurice nichts für Mütter mit ihren Töchtern sei, sondern für Liebende. Und genau das führt mich heute, an Heiligabend, hierher.
    Ein paar gut verteilte Fünfzig-Euro-Scheinchen öffnen mir unverzüglich Tür und Tor zu dem luxuriösen Spa-Bereich des Le Maurice, obwohl die Empfangsdame gesagt hat, sie seien auf Monate ausgebucht. Als ich splitterfasernackt auf dem Enthaarungstisch liege, rupft und zupft Clothilde, die geschickte Kosmetikerin, an meinem ganzen Körper herum, bis er seidig weich und glatt ist. Als sie fertig ist, gehe ich zur Dampfsauna, dann zum Peeling. Als ich schließlich in die Junior Suite im

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