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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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oder - noch schlimmer -, dass sie mich bemitleiden. So wie jetzt - ich könnte es Alex und Zack natürlich erzählen, da sie ja eigentlich meine beiden neuen Freunde sind, aber es würde ihnen die gute Laune verderben. Sie würden nie verstehen, dass Brian am Telefon nicht reagiert, wenn ich es mal versuche und meine Mom dazu bringe, dass sie ihm den Hörer gibt, wenn ich anrufe. Und dass Brian einfach noch nicht versteht, wozu ein Computer da ist. Das wird er mal eines Tages, aber wahrscheinlich nicht in meiner Zeit in Paris. Und mir fehlt es so, mit ihm zu reden! Mir fehlt, wie er mich an sich ranlässt. Ich vermisse unsere ganz besondere Verbindung zueinander.
    Wenn Zack und Alex sich darüber beklagen, was sie aus den USA vermissen, sind es alles Dinge, die ich nachvollziehen kann. Zack vermisst es, mit seinem Freund Pierson in seinem Pickup in Memphis rumzufahren, während sie laut schnulzige Musik hören, wie The Best of Dolly Parton, und Alex vermisst es, mit dem Ausweis ihrer Cousine, die ihr nicht mal ähnlich sieht, im East Village in irgendwelche schäbigen Kneipen zu gehen. Ich habe kein Auto - wenn ich irgendwohin will, muss ich es mit meiner Mom verabreden oder Vince bitten, dass er mich fährt. Und bevor ich in dem Cafe in Le Marais war, in dem Alex fast unsere Leben ruiniert hat, weil sie mit George in der Gasse gekifft hat, war ich in meinem ganzen Leben noch nie in einer Bar gewesen.
    Über Zacks rechte Schulter hinweg sehe ich PJ ins Cafe kommen. Als sie die dicken Samtvorhänge des Windfangs öffnet, lässt sie einen herbstlich kühlen Luftzug herein. Ich bin mir nicht sicher, wo PJ zum Mittagessen hingeht, aber sie kommt nie mit zu Mme. Rouille. Ich wollte sie schon oft fragen, was sie mittags immer macht, aber ich habe das Gefühl, dass sie das Viertel gerne auf eigene Faust erkundet. Als ich sie auf der anderen Seite des Cafes sehe, freue ich mich. Sie wird ganz unbefangen auf Alex' und Zacks Neckereien reagieren. Und wahrscheinlich dafür sorgen, dass sie sich mehr aufs Lernen konzentrieren!
    »PJ!«, rufe ich laut. »Hey! Hast du uns gesucht? Wir lernen gerade - da können wir dich gut brauchen.« Trotz seiner Faulheit ist Zack heute wegen seiner Abschlussprüfung am Ende des Semesters genauso nervös wie ich. Die Final Comp müssen alle Schüler aus dem »Programm Americaine« machen, wenn sie weiter am Lycee bleiben wollen. Wenn wir durchfallen, müssen wir nach Hause fahren. So heißt es jedenfalls - anscheinend ist aber bisher noch nie jemand durchgefallen, weil alle immer bis zum Umfallen lernen.
    Alex lässt es ungerührt an sich abprallen, als wir ihr vor Augen halten, wie wichtig es ist, dass wir uns in Französisch anstrengen, und erklärt uns, dass sie bereits fließend spricht und der Test für sie ein Kinderspiel wird.
    Ich habe Alex in Aktion erlebt. Wenn sie denkt, dass sie fließend spricht, wird sie bei der Abschlussprüfung eine böse Überraschung erleben! Aber gut, alle sagen ja immer, dass ich perfektionistisch bin, was Noten angeht. Vielleicht sollte ich Alex einfach in Ruhe lassen. Wie sie selbst sagt, ist sie ja praktisch Französin.
    PJ kommt eilig zu uns und wickelt sich dabei ihren handgestrickten Schal vom langen, dünnen Schwanenhals. Sie bemerkt nicht die bewundernden Blicke, die ihr ein paar der älteren Männer an der Bar zuwerfen, als sie vorbeigeht. »Hey!« Sie zieht sich einen unbesetzten Stuhl neben meinen heran. »Tolle Neuigkeiten! Meine Gasteltem sind da! Sie haben gerade eben Mme. Cuchon angerufen. Ich muss nicht länger bei dir wohnen, Liv!«
    »PJ, das ist ja super!« Ich beuge mich zu ihr und umarme sie. »Ich weiß, wie sehr du dich darauf gefreut hast, sie kennenzulernen.« Sie fühlt sich knochig an unter ihrer Jacke und und dem weiten Wollpulli, den sie immer trägt. Heute Morgen ist mir schon wieder aufgefallen, dass sie zum Frühstück bei Mme. Rouille nur Kaffee getrunken hat.
    »Wenn du vom Ballett zurückkommst, bin ich schon weg«, sagt PJ glücklich.
    »Wo lebt denn deine Familie?«, fragt Alex. »Die müssen ja stinkreich sein, wenn sie ein zweites Zuhause haben. Immobilien in Frankreich gehören zu den teuersten überhaupt.« Das sagt sie so weltgewandt, als hätte sie gerade den ganzen Immobilienteil von Le Monde durchgearbeitet.
    »Nur ein Stückchen die Straße runter, nicht weit von Olivia in Temes entfernt«, antwortet PJ ihr, ohne Alex anzusehen. »Ich war gerade da und habe mir das Gebäude schon mal von außen angesehen, bevor

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