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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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was es wolle. Zum Wohle aller. »Manchmal sperrt die Bank eine Karte, wenn man zu viel an einem Tag ausgibt - dann denken sie, dass man sie gestohlen hat und gerade einen Großeinkauf tätigt. Du solltest den Mantel zurücklegen lassen und noch mal wiederkommen, wenn du das mit deiner Bank geklärt hast. Und, klingt doch gut, oder?«
    Alex schiebt die Hände in ihre Taschen. »Fein«, sagt sie kurz angebunden. »Dann lass uns gehen.« Auf eine heiße Schokolade hat sie anscheinend keine Lust mehr.
    Die Verkäuferin wirft uns ein gezwungen höfliches Lächeln zu und wickelt den Mantel in Seidenpapier, um ihn auf dem Regal mit den zurückgelegten Sachen zu platzieren. »Au revoir«, ruft sie uns hinterher, bis zuletzt auf gute Manieren bedacht. Wie alle Franzosen.
    Zurück auf dem Boulevard Hausmann, unter den blinkenden Lichtern der Schaufensterauslagen, lacht Alex plötzlich laut auf und hält mir ihr Handgelenk unter die Nase. »Schau mal!«
    »Alex!«, platzt es aus mir heraus. »Das ist nicht dein Ernst! Hast du den etwa geklaut ?« Dabei sieht der Armreif gar nicht so aus, als würde Alex ihn unter normalen Umständen tragen. Er glänzt und wirkt billig, so als würde eine Cheerleaderin aus der 9. Klasse ihn zu ihrem Macy's Ballkleid zum Winterfest tragen.
    »Und zwar direkt vor ihren Augen!«, kichert Alex. »Geschieht ihr recht. Ich meine, wie ungeschickt, oder? Sie ist zu doof, um rauszufinden, wie die Kreditkartenmaschine funktioniert - während ich es kaum erwarten kann, meinen neuen Mantel in Empfang zu nehmen! Wenn ich wieder hingehe, hoffe ich echt, dass ihr Vorgesetzter da ist. Dann sorge ich dafür, dass sie gefeuert wird.« Alex starrt wütend geradeaus und hat in ihrem hübschen Gesicht eine böse Stirnfalte.
    Genau so sah sie auch aus, als sie früher am Nachmittag über George geredet hat - total in Aufruhr und ein bisschen durchgeknallt.
    »Hey«, sage ich und zeige auf das Weihnachtsschaufenster. »Da ist dein Mantel.« Auf unserem Weg hinein haben wir ihn gar nicht bemerkt, aber die Schaufensterpuppe trägt den roten Dior-Mantel zu glänzend silbernen Schlittschuhen. Die Rückwand des Schaufensters ist mit altmodischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Pärchen tapeziert: schemenhafte Silhouetten von Männern und Frauen, die sich küssen, Händchen halten und durch die Pariser Straßen tanzen.
    Es gibt kein einziges Foto von zwei Männern oder zwei Frauen. Die ganze Romantik, alle luxuriöse Glückseligkeit ist Hetero-Pärchen vorbehalten.
    Alex faltet die Hände vor der Brust, wie ein kleines Mädchen, das inbrünstig betet. »Ich möchte ihn so gern haben«, flüstert sie.
    »Ich auch«, flüstere ich zurück, selbst wenn ich gar nicht genau sagen kann, was wir beide jeweils wollen. Und noch habe ich auch keine Idee, wie lange es dauern könnte, es zu bekommen.
    Als die ersten winterlichen Schneeflocken auf die dunkler werdenden Pariser Straßen fallen, wimmert Alex und schlingt ihre dünne Jacke enger um sich. Es schneit nur ganz leicht, aber ich ziehe sie an mich heran, als wäre sie meine Freundin wie auf all diesen alten Fotos im Schaufenster, und umarme sie beschützend, während wir zur Metro-Station in der Nähe der Opera gehen, deren Lichter hell in der trüben Nacht funkeln.

13. ALEX
    Auf dem Champs de Mars
    das Schicksal herausfordern
    Ich möchte sterben. Ganz im Ernst. Am liebsten würde ich mich von der Pont du Neuf hinunterstürzen. Im Computerraum, nach der Schule, zerstöre ich meine schöne Maniküre, zupfe und beiße zornig an meinen roten Fingernägeln herum und lese wieder und wieder die schreckliche E-Mail meiner Mom.
    AN: Nguyen, Alexandra VON: Braun, Caroline
    Liebe Alex,
    stell Dir meinen Schock vor, als mich American Express anrief, um mir mitzuteilen, dass meine Karte gestohlen worden wäre. Stell Dir meine Scham vor, als ich ihnen erklärte: Nein, die Kosten sind nicht durch irgendeinen kleinen Dieb auf Einkaufstour verursacht worden, sondern vielmehr durch meine Teenie- Tochter, die man auf den Boulevard Hausmann, die Rue de Rivoli und nicht zu vergessen die Avenue Montaigne losgelassen hat. Richten die anderen 16-Jährigen in Deinem Programm genauso viel Schaden bei Colette an wie Du? Irgendwie werde ich das Geßhl nicht los, dass dem nicht so ist. Wie könnten sie auch? Wahrscheinlich ist nichts mehr zum Kaufen übrig, nachdem Du alle Regale durchstöbert hast.
      Ich habe das Kreditkartenkonto sperren lassen, bis Du Dich  im Umgang mit Geld als verantwortungsvoller

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