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Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Titel: Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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mehrere Biere. Der Kellner-Schrägstrich-Barkeeper bringt uns einen großen Brotkorb. Ich schlage herzhaft zu, meide zwar die Muscheln, genieße aber jeden Bissen der würzig-cremigen Suppe. Es ist ewig her, dass ich so geschlemmt habe, vermutlich nicht mehr seit Alex' Geburtstagsessen, was ungefähr zur selben Zeit stattgefunden hat, als ich beim Underground angenommen worden bin.
    »Die Proben für die Revue haben mich in einen totalen Scheunendrescher verwandelt!«, rufe ich und deute mit einer Geste an, welch große Portion ich schon nach fünf Minuten verdrückt habe. »Ich schwöre, normalerweise esse ich nicht so viel.«
    »Das Leben ist zum Leben da«, erklärt mir Inès weise. Sie bricht sich noch ein Stück vom Brot ab und wischt damit den letzten Rest ihrer Suppe aus dem Teller. »Wie kann man nur ohne gutes Essen leben?« Der Ausspruch hätte von Alex stammen können.
    »Ich hoffe allerdings, dass ich morgen noch mit André mithalten kann.« Ich lache und tätschle mir den vollen Bauch.
    »Olivia tanzt in der Revue Bohème«, erzählt Thomas seinen Freunden stolz. »Sie wurde in einem Duett besetzt.«
    »Sacre bleu, c'est fantastique!«, ruft Xavier. »Das ist kein Witz?«
    Lächelnd schüttle ich den Kopf. »Nein, kein Witz.«
    Inès küsst mir die Hände. »Das ist ja der Wahnsinn!«
    »Du bist also wirklich eine echte Ballerina, ja?« Remy schaut mich beeindruckt an.
    »Na ja, ich denke schon.« Ich lache.
    »Das müssen wir feiern«, sagt Inès. Sie steht auf und holt noch eine Runde Bier von der Bar.
    Thomas' Freunde sind ganz anders als alle Freunde, die ich bisher hatte. Xavier hat ein großes abgefahrenes Lager in Clichy gemietet, in dem er sein Kunstatelier hat, aber die meiste Zeit auch dort wohnt. Laut Thomas geht er fast nie in seine Uniseminare. Er raucht selbst gedrehte Zigaretten und lässt sich gern lautstark über die hässlichen modernen Gebäude aus, die sich um den Boulevard Périphérique häufen, den Stadtring, der Paris von den Hochhaus-Vororten trennt. Xavier mag es gern klassisch. Aber seine Skulpturen sind komischerweise schräg, exzentrisch und neuartig.
    Inès hat wie Thomas immer ein Notizheft dabei, um alles aufzuschreiben, was sie Interessantes an Paris entdeckt. Sie ist eine engagierte Literaturstudentin und zitiert häufig spontan unbekannte französische Dichter, die nicht mal Thomas kennt. Remy und Inès sind kein Paar, aber nach mehreren Runden beginnen sie, sich wie eInès zu benehmen - und küssen sich leidenschaftlich vor allen.
    Dabei gehört Remy zu den Typen, vor denen Mütter immer warnen: Er ist unglaublich gut aussehend, groß und hoffnungslos unreif. Inès hat ihm bereits seine Serviette in den Schoß gelegt und ihm die Muschelsoße vom Handgelenk gewischt, die schon in Richtung des Bündchens seines zerknitterten weißen Hemds lief. Als er überlegte, sich einen Brandy zu gönnen, erinnerte sie ihn daran, dass Brandy nicht gut für seinen Magen ist.
    Sie sind hinreißend zusammen, auch wenn es mich verwirrt, warum sie nicht offiziell ein Paar sind. Ob sie sich beide auch mit anderen treffen? Bei dem Gedanken wird mir ganz schwindelig.
    Bis Mitternacht hat sich das Bistro ziemlich geleert. Inès und Thomas diskutieren wild und erhitzt über Philosophie. Ihre Argumente werden von Remys geistreichen Nebenbemerkungen ergänzt. Remy spielt Trompete bei einem afro-karibischen Jazz-Trio mit ein paar 60-Jährigen, die er kennengelernt hat, als er ein Jahr lang Zivildienst in einem Altenheim machte.
    Ich stütze mein Kinn in die Hand und beuge mich über den bierbespritzten Tisch. Ich könnte ihnen stundenlang zuhören. Sie gleichen absolut niemandem, den ich kenne. Ich kann mich nicht erinnern, dass sich Vinces Freunde jemals über die Beziehung zwischen Musik und Sexualität ereifert haben.
    Thomas nimmt einen Hundert-Euro-Schein aus seiner Geldbörse und legt ihn auf den Tisch. »Sollen wir mal, mes amis?«
    »Ich möchte aber nicht gehen, ehe wir nicht unsere Star- Ballerina haben tanzen sehen«, sagt Inès. »Tanz für uns! Als Vorgeschmack auf die Show.«
    »Oui!«, stimmen Thomas, Remy und Xavier zu. »Faiscca!«
    Ich lache. »Dafür bin ich aber im Moment nicht mehr nüchtern genug.«
    Inès und Xavier schieben ein paar Tische zur Seite. »Olivia! Wir lassen dich nicht gehen, bevor du nicht ein Solo für uns getanzt hast -«
    »Sieh's als Bezahlung für dein Essen an!«, sagt Thomas.
    »Ich muss also für meine Suppe tanzen, ja?« Mit leichten

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