Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe
Berg<.«
»Wir sind nur noch einen Katzensprung von Spanien entfernt«, sage ich träumerisch, als ich ein Straßenschild mit Hinweis auf die Grenze sehe. »Lasst uns nach Barcelona fahren. Das wäre doch toll, oder nicht?« Barcelona klingt kosmopolitisch und exotisch, Montségur dagegen öde und abgeschieden. Ein Ort, von dem man anders zurückkehrt, als man hingegangen ist. Aber diese Gedanken spreche ich nicht laut aus, sonst denken Alex und Jay noch, ich habe einen schlimmen Kater. Was ja auch stimmt.
»Ich glaube nicht, dass PJ in Barcelona ist«, sagt Alex mit geschürzten Lippen. »Ich glaube nicht, dass Jay dahin möchte.«
»Ich weiß, Alex«, antworte ich. »Ich hab doch nur Spaß gemacht.«
»Oh«, entgegnet sie. Anscheinend ist Alex' Humor völlig abhanden gekommen, wenn nicht sogar ihre Abenteuerlust und ihr Sinn für abgefahrene Ideen, die nirgendwo hinführen. Ich habe jetzt schon mehrere Kilometer lang keine Tankstelle - und auch sonst kein Gebäude - mehr gesehen. »Wetten, wir finden sie in Montségur? Glaubst du nicht, es war eine gute Idee, hinzufahren, Jay?«
»Ähm, ja, doch«, sagt Jay, der mit angestrengtem Gesichtsausdruck durch die Windschutzscheibe blickt, weil er die Abzweigung nach Montségur sucht. »Mann, ich weiß nicht mehr, was ich noch tun soll.«
»Sicherer Berg. Das ist perfekt! Das hätte ich mir echt nicht besser ausdenken können.« Alex klatscht in die Hände, begeistert über ihre eigene Genialität.
Als wir auf der gewundenen Straße nach Montségur durch ein paar Dörfchen kommen, geht es mir gleich etwas besser.
Es gibt zwar nicht viele Hotels oder Bistros, aber ich sehe immer mal wieder beleuchtete Häuser zwischen all den anderen Gebäuden, die über den Winter oder vielleicht auch für immer vernagelt wurden. Jay meistert die Serpentinen mit Bravour, aber wir kriechen nur langsam den Berg empor, in Richtung der Festung. Die Luft hier oben ist feuchter und schwerer. Jay muss so weit runterbremsen, bis er nur noch im Schneckentempo dahinschleicht, um nicht in die tiefen Gräben neben der Straße zu fahren.
»Alex, das soll also ein Haupttouri-Ort sein, ja?«, fragt Jay mit skeptischer Miene, während er auf einen kleinen Parkplatz am Fuß eines Steilhangs einbiegt. Als wir aus dem Auto steigen, ragt ein schwarzer Berg über uns auf, auf dessen Gipfel die Ruinen einer Festung liegen. Um uns herum befindet sich keine Menschenseele, nur ein Schild, das auf den Ausgangspunkt eines Wanderweges verweist. Jay hat sich wohl eher so etwas vorgestellt wie die Touri-Orte, die wir im letzten Halbjahr geschlossen als Klasse mit Mme Cuchon besichtigt haben - überall Menschenmassen und Kioske, an denen Wasser und Bier verkauft wurde, und mit jeder Menge streng aussehender Sicherheitsbeamter rundherum.
»Ja«, sagt Alex fröhlich. »Laut dem französischen Kultusministerium stammen Teile der Burg oben auf dem Berg aus dem Jahr 1244. Leute aus aller Welt kommen hierher, um diesen Weg hochzulaufen.«
Mein Magen grummelt, er mag weder die Pancakes, die er gerade zu verdauen versucht, noch den vor uns liegenden Wanderweg den Berg hinauf.
»Los, lasst uns hochgehen«, sagt Jay und wir setzen uns in Bewegung, hinauf zur Burg.
Alex hat Wasserflaschen eingepackt und sogar Erdnussbutterbrote. Sie zieht sie hervor, als wir am Wegesrand stehen bleiben und verschnaufen. Der Weg ist ziemlich steil und die Wanderung anstrengender, als wir alle erwartet haben. Ich spiele mit dem Gedanken, kehrtzumachen. Meine Lungen brennen. Aber wenn Alex es schafft, wenn auch unter Pusten und Schnaufen, kann ich unmöglich schlappmachen.
»Mein Vater liebt Erdnussbutter.« Alex kichert. »Ich wusste einfach, dass er irgendwo in der Wohnung einen Geheimvorrat hat!«
Jay lacht. Seitdem wir auf dem gut markierten Wanderweg sind, hat er sich ein bisschen entspannt. »Danke, Alex. Du hast echt an alles gedacht.«
»Dein Vater steht auf Erdnussbutter?«, frage ich ungläubig. »Für mich klingt das nicht sehr frankophil.«
»Hast du was gegen Erdnussbutter?«, fragt Jay. »Mann, wir hatten früher manchmal nichts anderes. Ist billig und macht schnell satt. Ich weiß echt nicht, was meine Mom damals ohne Erdnussbutter gemacht hätte.«
»Doch, ich mag Erdnussbutter«, sage ich, weil ich spüre, dass Jay meine Aussage für ziemlich snobbig hält. »Das habe ich nicht gemeint -«
Alex reicht Jay noch ein geschmiertes Erdnussbutterbrot. »Gut, dass ich extra mehr gemacht habe. Das erste hast du ja ratzfatz
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