Beautiful Disaster: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Stühle zurückgeschoben wurden, weil die Leute schaulustig aufgesprungen waren. Travis schlug ihm mehrmals ins Gesicht, und bei jedem Ausholen fuhr sein Ellbogen durch die Luft. Das Einzige, was Chris tun konnte, war, sein Gesicht mit den Händen zu schützen.
Niemand rührte Travis an. Er war außer Kontrolle geraten, und angesichts seines Rufes wagte es keiner, ihm Einhalt zu gebieten. Selbst die Footballspieler duckten sich nur und zuckten zusammen, während ihr Teamkollege gnadenlos auf den Steinboden gezerrt wurde.
»Travis!«, schrie ich und lief um den Tisch herum.
Mitten in einem Schlag hielt Travis inne, dann ließ er Chris auf den Boden fallen. Er keuchte, als er sich nach mir umdrehte; noch nie hatte ich ihn so furchterregend gesehen. Ich schluckte und wich einen Schritt zurück, als er sich an mir vorbeidrängte.
Ich wollte ihm nachlaufen, doch America griff nach meinem Arm. Shepley gab ihr einen flüchtigen Kuss und folgte seinem Cousin durch die Tür nach draußen.
»Jesus«, flüsterte America.
Wir drehten uns wieder um und sahen, wie Chris’ Teamkollegen ihn vom Boden aufhoben, und beim Anblick seines roten, geschwollenen Gesichts zog sich mir alles zusammen. Aus seiner Nase sickerte Blut, und Brazil drückte ihm eine Serviette in die Hand.
»Dieser verrückte Hurensohn!«, stöhnte Chris, setzte sich auf einen Stuhl und hielt sich das Gesicht. Dann sah er mich an. »Tut mir leid, Abby. Ich hab doch nur Spaß gemacht.«
Mir fiel darauf nichts ein. Ich hatte für das, was gerade geschehen war, auch keine andere Erklärung als er.
»Sie hat mit keinem von beiden geschlafen«, sagte America.
»Du weißt einfach nie, wann du besser die Schnauze halten solltest, Jenks«, knurrte Brazil genervt.
America zog mich am Arm. »Komm schon. Lass uns gehen.« Unverzüglich schleppte sie mich zu ihrem Auto.
Als sie gerade den Gang einlegte, fasste ich sie am Handgelenk. »Warte mal! Wo fahren wir überhaupt hin?«
»Na, zu Shep. Ich will nicht, dass er mit Travis allein ist. Hast du ihn gesehen? Der Typ war ja total außer sich!«
»Da muss ich aber auch nicht in seiner Nähe sein!«
America starrte mich ungläubig an. »Ganz offensichtlich geht doch da gerade irgendwas in ihm vor. Willst du nicht wissen, was?«
»In diesem Fall siegt mein Selbsterhaltungstrieb über meine Neugier, Mare.«
»Das Einzige, das ihn bremsen konnte, war deine Stimme, Abby. Auf dich wird er hören. Du musst mit ihm reden.«
Ich seufzte und ließ mich gegen die Rückenlehne des Beifahrersitzes fallen. »Also gut. Fahren wir.«
Nachdem wir auf den Parkplatz gebogen waren, stellte America sich zwischen Shepleys Dodge Charger und Travis’ Harley. Dann stapfte sie zur Treppe.
»Jetzt komm schon, Abby!«, rief sie und winkte mir, ihr zu folgen.
Zögernd ging ich ihr schließlich hinterher, blieb aber stehen, als ich Shepley die Stufen herunterlaufen und America etwas ins Ohr flüstern sah. Er schaute mich an, schüttelte den Kopf und flüsterte dann weiter.
»Was ist?«, fragte ich.
»Shep meint …«, suchte sie nach Worten. »Shep meint, es wäre keine gute Idee, wenn wir jetzt reingehen würden. Travis ist immer noch ziemlich wütend.«
»Du meinst, er findet, dass ich nicht reingehen sollte.«
America sah verlegen Shepley an.
Shepley berührte mich an der Schulter. »Du hast überhaupt nichts falsch gemacht, Abby. Er will … Er will dich nur jetzt gerade nicht sehen.«
»Wenn ich doch nichts falsch gemacht habe, warum sollte er mich dann nicht sehen wollen?«
»Das weiß ich auch nicht so genau. Ich glaube, es ist ihm peinlich, dass er vor dir die Fassung verloren hat.«
»Er hat die Fassung vor der ganzen Cafeteria verloren! Was hat das denn mit mir zu tun?«
»Mehr, als du denkst«, sagte Shepley und wich meinem Blick aus.
Ich sah die beiden noch einen Moment lang an, dann schob ich mich an ihnen vorbei und lief die Treppe hinauf. Als ich in die Wohnung stürmte, fand ich das Wohnzimmer leer. Die Tür zu Travis’ Zimmer war zu, daher klopfte ich.
»Travis? Ich bin’s, mach auf.«
»Geh weg, Täubchen«, kam es von der anderen Seite.
Ich spähte hinein und sah ihn mit dem Gesicht zum Fenster auf der Bettkante sitzen. Toto kratzte mit der Pfote an seinem Rücken, anscheinend um sich darüber zu beschweren, dass man ihn ignorierte.
»Was ist mit dir los, Trav?«, fragte ich. Er antwortete nicht, also stellte ich mich mit verschränkten Armen neben ihn. Seine Kiefermuskeln spannten sich an, aber er
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