Bedenke Phlebas
dann auf die Balveda-Frau. Lächelnd sagte er: »Es tut
mir leid, Ms. Gravant, daß ich Ihre Bewerbung abschlägig
bescheiden muß. Es tut mir leid, aber es ist kein Platz
für Sie auf der CAT. Ich hoffe, Sie verstehen.« Er
legte die verschlungenen Hände auf die Tischplatte und grinste
von neuem.
Balveda – je länger er sie ansah, desto stärker
wurde seine Überzeugung, daß sie es war – wirkte ganz
geknickt. Ihr Mund öffnete sich leicht, ihr Blick wanderte von
Horza zu Yalson und wieder zurück. Yalson hatte die Stirn in
tiefe Falten gelegt.
»Aber…«, begann Balveda.
»Was, zum Teufel, redest du da?« fuhr Yalson wütend
dazwischen. »Du kannst sie doch nicht einfach…«
Horza lächelte. »Ich habe mich entschlossen, die
Mannschaft an Bord zu reduzieren, verstehst du, und…«
»Was?« explodierte Yalson und schlug mit der flachen
Hand auf die Tischplatte. »Es sind nur noch sechs von uns
übrig! Was, zum Teufel, sollen wir mit sechs Mann
zustandebringen…?« Ihre Stimme erstarb und kehrte dann
leiser und langsamer zurück. Sie neigte den Kopf auf die Seite
und musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »… Oder
haben wir Schwein gehabt…, oh, vielleicht bei einem
Glücksspiel, und nun haben wir keine rechte Lust mehr zu neuen
Unternehmungen?«
Horza sah wieder kurz zu Yalson hin und antwortete lächelnd:
»Nein, aber ich habe eben eins unserer früheren Mitglieder
von neuem angeheuert, und das ändert die Pläne ein
bißchen… Der Platz, den Ms. Gravant in der
Schiffsgesellschaft einnehmen sollte, ist nun besetzt.«
»Du hast Jandraligeli nach allem, was du ihn genannt hast,
überredet, zurückzukommen?« sagte Yalson lachend und
reckte sich auf ihrem Sitz.
Horza schüttelte den Kopf.
»Nein, meine Liebe. Wie du längst hättest erfahren
können, wenn du mich nicht dauernd unterbrechen würdest,
habe ich soeben unseren Freund Mr. Gobuchul in Evanauth getroffen,
und er brennt darauf, wieder zu uns zu stoßen.«
»Horza?« Yalson zitterte ein bißchen, ihre Stimme
klang gepreßt, und er sah, wie sie um Beherrschung rang. O
ihr Götter, flüsterte ein kleine Stimme in seinem
Innern, warum tut das so weh? Yalson drängte: »Lebt
er noch? Bist du sicher, daß er es war? Kraiklyn, sag
doch!«
Horza ließ seinen Blick von der einen Frau zur anderen
wandern. Yalson beugte sich über den Tisch vor, ihre Augen
glitzerten im Licht des Messeraums, ihre Hände waren zu
Fäusten geballt. Ihr magerer Körper spannte sich, der
goldene Flaum auf ihrer dunklen Haut schimmerte. Balveda blickte
unsicher und verwirrt drein. Horza sah, daß sie sich auf die
Lippe beißen wollte und es dann unterließ.
»Ich würde darüber keinen Scherz mit dir treiben,
Yalson«, versicherte Horza. »Horza lebt und ist gesund und
gar nicht weit weg.« Er sah auf den Monitor an seiner
Manschette, der die Zeit anzeigte. »Ich treffe mich mit ihm in
einer der Empfangssphären des Hafens um… nun, kurz bevor
das System-Schiff startet. Er sagte, er habe noch ein paar
Kleinigkeiten in der Stadt zu erledigen. Ich soll dir
ausrichten… ahh… er hoffe, du setztest immer noch auf
ihn…« Er zuckte die Achseln. »Jedenfalls etwas in der
Art.«
»Du machst keine Witze!« Yalsons Gesicht verzog sich zum
Lächeln. Sie schüttelte den Kopf, fuhr sich mit der Hand
durchs Haar, klatschte ein paarmal leicht auf den Tisch.
»Oh…«, sagte sie, dann lehnte sie sich wieder
zurück. Schweigend sah sie von der Frau zu dem Mann.
»Sie sehen also, Gravant, wir brauchen Sie im Augenblick
nicht«, sagte Horza zu Balveda. Die Kultur-Agentin öffnete
den Mund, aber Yalson sprach zuerst. Sie hustete und bat dann:
»Oh, laß sie bleiben, Kraiklyn. Was macht das für
einen Unterschied?«
»Der Unterschied, Yalson«, antwortete Horza
wohlüberlegt und dachte dabei intensiv an Kraiklyn, »ist,
daß ich der Kapitän dieses Schiffes bin.«
Yalson schien etwas sagen zu wollen, doch statt dessen wandte sie
sich Balveda zu und spreizte die Hände. Sie lehnte sich mit
gesenkten Augen zurück, ihre eine Hand spielte mit der
Tischecke, und sie versuchte, nicht zu sehr zu lächeln.
»Nun, Kapitän…« – Balveda erhob sich
– »Sie müssen es ja wissen. Ich hole nur meine
Sachen.« Rasch verließ sie die Messe. In das Geräusch
ihrer Schritte klangen die Schritte anderer Personen, und Horza und
Yalson hörten ein paar gedämpfte Worte. Gleich darauf kamen
Dorolow, Wubslin und Aviger, fröhlich gekleidet und mit
glücklichen roten Gesichtern, in die
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