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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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benommen habt«, meinte sie. »Ich bin auch kein Sternekoch. Was sagt ihr eigentlich, wenn ihr bei mir essen wart?«
    »Mama, das ist nicht dasselbe. Das ist nicht einmal dieselbe Galaxie.«
    »Du kochst wahnsinnig gut«, meinte Lukas.
    »Nein, tue ich nicht«, sagte Kathrine. »Ich koche, aber nur selten was Besonderes. Skål.«
    Sie stießen an.
    »Wann fährt der Bus?«
    »Um halb«, sagte Anna. »Willst du nicht ein Taxi auf unsere Kosten nehmen?«
    »Warum ein Taxi, wenn ich den Bus nehmen kann? So weit kommt’s noch. Außerdem ist es ganz lustig, da erlebt man immer was. Angetrunkene Jugendliche, die einem ihren Platz anbieten und dann ihre Lebensgeschichte erzählen. So was muntert mich immer richtig auf.«
    »Machst du Witze?«
    »Überhaupt nicht. Die jungen Leute von heute sind wohlerzogener, als man glaubt. Wer das Gegenteil behauptet, hat keine Ahnung.«
    »Okay, wenn du meinst«, sagte Anna. »Aber ich begleite dich zur Haltestelle.«

24
    Es war kühl und feucht, in den Wipfeln des Kiefernwäldchens rauschte der Wind. Anna und Kathrine hatten sich untergehakt. Anna hoffte, dass sie diese Tradition einmal mit ihrer Tochter weiterführen würde.
    »Ging alles glatt mit Hedda?«, fragte sie.
    »Ja, bestens. Sie ist vor dem Fernseher eingeschlafen, dann habe ich sie ins Bett getragen. Sie ist wirklich ein liebes Kind, das habt ihr gut gemacht. Reitet sie eigentlich noch?«
    »Ja, zwei Mal in der Woche. Es macht ihr richtig Spaß.«
    Kathrine nickte.
    »Das ist die Hauptsache«, meinte sie.
    Schweigend gingen sie nebeneinander her.
    »Und ihr beide habt ja auch euren Spaß zusammen.«
    »Ja«, meinte Anna. »Wir lachen über dieselben Sachen.«
    »Das ist wichtig. Und der Sex.«
    »Auch in dieser Hinsicht ist alles in Ordnung. Das andere, das war nur … Hast du nie irgendwelche Dummheiten begangen?«
    »Doch.«
    »Erzähl.«
    »Nein, im Leben nicht. Das ist verjährt.«
    Sie kamen an Heddas Schule vorbei. Das Gebäude aus gelben Ziegeln lag ausgestorben in der Dunkelheit.
    Sie setzten sich ins Wartehäuschen. Als der Bus oben am Hang wie eine erleuchtete Fähre am Horizont auftauchte, erhoben sie sich. Kathrine umarmte ihre Tochter.
    »Sei vorsichtig«, sagte sie. »Und schütte Lukas um Gottes willen nicht dein Herz aus. Das wäre nicht gut, für niemanden. Wenn du mit jemandem sprechen musst, dann ruf mich an. Versprich mir das.«
    Anna nickte, und Kathrine tätschelte ihr die Wange.
    »Alles wird gut, Liebling«, sagte sie und stieg in den Bus.
    Anna blieb stehen und sah, wie sich ihre Mutter einen Weg durch den Mittelgang und die aufgekratzten Jugendlichen bahnte. Sie hob die Hand und winkte, als der Bus auf dem Weg in die Stadt beschleunigte.
    Als sie sich umdrehte, um nach Hause zu gehen, stutzte sie.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand Erik Månsson.

25
    »Mist«, sagte er und überquerte die Straße.
    Er sah Anna an, die keinen Ton über die Lippen brachte.
    »Wann fährt der nächste?«
    Sie starrte ihn an.
    »Was machst du hier?«
    »Wie bitte? Ich habe jemanden besucht. Wann fährt der nächste Bus?«
    Anna antwortete nicht. Erik ging an ihr vorbei ins Wartehäuschen und beugte sich zum Fahrplan vor. Sie betrachtete ihn verstört und suchte nach einer logischen Erklärung dafür, dass der Mann, mit dem sie geschlafen hatte, nach Mitternacht ein paar Straßen von ihrem Haus entfernt auftauchte.
    »Das war der letzte, oder?«, sagte er und schüttelte den Kopf.
    »Was machst du hier?«, fragte Anna.
    Erik sah sie an, als sei sie nicht ganz bei Trost.
    »Das habe ich doch bereits gesagt. Ich habe jemanden besucht. Wieso? Darf ich mich hier nicht aufhalten? Gehört dieser Stadtteil dir?«
    »Wie heißt er?«
    »Wer? Die Person, die ich besucht habe? Wie kommst du auf die Idee, dass es sich um einen Er handelt?«
    Erik lächelte selbstsicher.
    »Verfolgst du mich?«
    »Ob ich was tue?«
    »Du hast meine Frage gehört«, sagte Anna.
    Er wirkte fast belustigt.
    »Warum in aller Welt sollte ich dich verfolgen? Ich war bei einem Freund.«
    »Bei wem?«
    »Glaubst du mir nicht? Er heißt Johan und wohnt da drüben in einem weißen Ziegelhaus. Johan Andersson.«
    »Johan Andersson?«
    »Alter Freund, Frau, zwei Kinder. Wieso? Und was machst du hier?«
    »Ich wohne hier. Das weißt du ganz genau. Du kennst meine Adresse.«
    »Ich meinte: Warum bist du mitten in der Nacht ohne Hund unterwegs?«
    »Ich habe meine Mutter zum Bus begleitet.«
    »Sie hat ihn wenigstens noch erreicht«, meinte Erik.

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