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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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unter dem Eindruck des gerade Geschehenen.
    Die Straße war fünfzig Meter vor und hinter dem Lkw abgesperrt, überall drängten sich Krankenwagen. Nachdem die Notärzte verzweifelt, aber erfolglos versucht hatten, dem Mann, dem Tina hinterhergerannt war, das Leben zu retten, hatte man ihn nun in eine der Ambulanzen verfrachtet. An der Stelle, an der er gelegen hatte, war nur ein großer, dunkler Blutfleck zurückgeblieben.
    Der Fahrer des Lkw schien unter Schock zu stehen. Zwei Verkehrspolizisten hatten ihn in den am weitesten entfernten Streifenwagen bugsiert, wo er sich das Elend, das er verursacht hatte, nicht mit ansehen musste. Demnächst würde auch Tina ihre Aussage machen müssen, doch jetzt waren alle verfügbaren Kräfte zur Victoria Station abkommandiert worden, wo die Explosion stattgefunden hatte. Von dort stieg immer noch dichter, gelblicher Rauch auf, während ringsum Hubschrauber wie Aasgeier über der Szenerie kreisten. Die Luft war erfüllt vom Heulen der Sirenen.
    Tina seufzte. Kaum einen Monat zurück im Dienst, und schon war wieder alles schiefgelaufen. Dabei hatte sie ihre Pflicht getan. Der Verdächtige war vom Schauplatz einer Explosion geflüchtet, die höchstwahrscheinlich durch eine Bombe ausgelöst worden war. Sie hatte sich eindeutig ausgewiesen und ihn aufgefordert, stehen zu bleiben. Wäre er unschuldig gewesen, hätte er gehorcht. Aber er war davongerannt, hatte nicht einmal darauf geachtet, wo er hinlief, und es war übel ausgegangen. Hätte ein anderer Kollege die Verfolgung aufgenommen, würde er jetzt als Held gefeiert. Nicht Tina. Schlicht und einfach, weil sie es war, denn nach Ansicht zu vieler ihrer Kollegen zog sie das Unglück an wie ein Magnet.
    DC Clive Owen kam zu ihr herüber und betrachtete sie mitfühlend. »Geht’s dir gut?«
    Sie nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette. »Ging schon mal besser.«
    »Du hast das Richtige getan. Es heißt, der Typ hat während der Rushhour eine Bombe in dem Café deponiert, die jede Menge Opfer gefordert hat. Geschieht ihm recht, was ihm zugestoßen ist. Und spart dem Steuerzahler die Kosten, ihn die nächsten vierzig Jahre hinter Gittern durchfüttern zu müssen.«
    Doch Tina konnte den verängstigten Blick, mit dem der Verdächtige sie angestarrt hatte, nicht vergessen. Das war nicht der Blick eines abgebrühten Terroristen.
    »Wenn sie irgendeine Scheiße mit dir abziehen wollen, stärke ich dir den Rücken«, fuhr Owen fort. »Und ich schätze, das wird nicht mehr lange dauern.«
    Auf der anderen Seite der Absperrung war ein silberglänzender Audi A6 vorgefahren. Kurz darauf ging die Tür auf, und Tinas Chef, DCI Frank Thomas, stieg aus. Er bemerkte sie sofort und kam auf sie zu. Thomas war ein großer, korpulenter Mann mit zu hohem Blutdruck, der es unbedingt zum DCS bringen wollte. Er sah extrem angepisst aus. Er hatte sich von Anfang an gesträubt, Tina in seine Einheit aufzunehmen, und seine Haltung schien soeben bestätigt worden zu sein.
    »Das hier ist ja wohl ein astreines Schlamassel«, verkündete er mit seinem ausgeprägten walisischen Akzent, mit dem er klang wie eine Billigversion von Tom Jones. »Wir haben einen Bombenanschlag, wir haben zahlreiche Opfer, und der einzige Verdächtige«, das Wort »einzige« zog er dabei genüsslich in die Länge, »wird von einem Lkw überfahren und zerquetscht, bevor wir ihn vernehmen können. Und als Sahnehäubchen haben wir eine Beamtin, die ihren Kollegen im Auto zurücklässt und sich eigenmächtig an die Verfolgung macht …«
    »Ganz so war es nicht, Sir«, warf Owen ein.
    »Klappe, Clive. Und dieser Cop ist die Schwarze Witwe persönlich, die am meisten umstrittene Person der Met, Miss Tina Boyd!« Er funkelte sie an. »Jetzt haben wir nicht nur einen Haufen Papierkram und eine publicityträchtige Untersuchung der IPCC am Hals, nein, auch der einzige Verdächtige, der uns Hinweise auf die anderen Mitglieder der Terrorzelle hätte geben können, ist tot.«
    »Wäre es Ihnen lieber gewesen, ich hätte ihn entkommen lassen, Sir?«, beharrte Tina.
    »Sie hat recht, Sir …«
    »Clive, habe ich nicht gesagt, du sollst ruhig sein?« DCI Thomas wandte sich wieder an Tina. »Was mir lieber gewesen wäre? Dass Sie Sichtkontakt behalten, aber sich ansonsten zurücknehmen, so wie man es Ihnen beigebracht hat, denn wenn ich mich nicht irre, ist das in so einem Fall vorgeschrieben, und dann …« Er hielt inne, um Luft zu holen. »… dann hätten wir ihn lebendig erwischt.«
    »Ich

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