Bedrohung
Maskierte hob den Hightech-Stimmenverzerrer an die Lippen, der es unmöglich machte, die ethnische Herkunft oder auch nur das Alter eines Sprechers zu identifizieren, und verlas seine kurze Botschaft.
»Ein Soldat des Islamischen Kommandos hat soeben einen vernichtenden Schlag gegen die Mächte der Kreuzzügler ausgeführt und mitten im Herzen der korrupten Hauptstadt eine Bombe detonieren lassen. Die britische Kreuzzügler-Regierung hat bis heute Abend zwanzig Uhr Zeit, eine öffentliche Erklärung abzugeben, in der sie den Abzug all ihrer Truppen aus Afghanistan sowie das Ende ihrer Unterstützung der afghanischen Marionettenregierung von Amerikas Gnaden verkündet. Geschieht dies nicht, wird irgendwo im Land eine noch viel vernichtendere Attacke stattfinden und Feuer über all eure Köpfe bringen. Merkt euch: Das Ultimatum läuft um zwanzig Uhr ab. Ihr seid gewarnt.«
Der BBC -Angestellte wollte etwas sagen, aber der Maskierte war bereits fertig mit seinem Text. Allerdings schaltete er das Handy nicht aus, sondern wischte es nur ab und warf es neben Mikas Leiche auf das Sofa. Er war ziemlich sicher, keinerlei DNS -Spuren in der Wohnung hinterlassen zu haben. Bei beiden Gelegenheiten, bei denen er sie aufgesucht hatte, hatte er jedes Mal Handschuhe getragen und Kontakte mit Oberflächen gemieden. Um jedoch ganz sicherzugehen, dass die Polizei keine Anhaltspunkte finden würde, nahm er den hinter dem Sofa abgestellten zweiten Rucksack und legte ihn in Mikas Schoß. Er enthielt eine weitere Bombe von derselben Zerstörungskraft wie die, die er Akhtar gegeben hatte, nur dass diese hier einen Timer besaß, der auf 10:35 eingestellt war, den Zeitpunkt, den er für das Eintreffen der Polizei veranschlagt hatte, wenn sie das Handy erst einmal lokalisiert hatten. Eine dritte Bombe, im Kofferraum eines in der Nähe geparkten Wagens, würde zur selben Zeit detonieren. Hoffentlich rissen diese beiden Bomben jede Menge Polizisten in den Tod. Falls jedoch nicht, spielte es auch keine Rolle. Das Ziel eines jeden Terroranschlags war es, Furcht und Schrecken unter der Zivilbevölkerung zu verbreiten, und dafür gab es kein besseres Mittel, als scheinbar wahllose Attentate zu verüben.
Er sah sich ein letztes Mal um, stellte sicher, dass er keine verräterischen Indizien zurückgelassen hatte, setzte eine Sonnenbrille und eine Baseballmütze auf und verließ die Wohnung. Draußen zog er die Mütze tief in die Stirn und senkte den Kopf, um sich gegen die kalte Februarluft zu schützen. Er ging mit der Gewissheit davon, dass niemand ihn erkennen würde, selbst wenn er von einer der unvermeidlichen CCTV -Kameras gefilmt wurde.
6
08:24
An einem Fakt gab es wenig zu rütteln. Die Inneneinrichtung von Gefängnissen war einfach beschissen.
Häftling Nr. 407886, William James Garrett, bei den internationalen Medien besser bekannt unter seinem Codenamen Fox, saß auf seiner Pritsche, ließ seinen Blick über die vier pockennarbigen Wände schweifen, die die Grenzen seiner Freiheit markierten, und fragte sich, welcher Schwachkopf entschieden hatte, sie hellgrün zu streichen. Die leuchtende Farbe machte seine Lage keinen Deut erträglicher, obwohl er sicher war, dass genau das damit bezweckt wurde. Im Gegenteil, sie bereitete ihm Kopfschmerzen.
Fox hielt das Gefängnis nicht aus. Seiner Meinung war es sehr viel inhumaner, einen Mann ohne einen Funken Hoffnung für den Rest seines Lebens wegzusperren und ihm allenfalls via Fernsehen und Internet einen Blick nach draußen zu gönnen, als ihn einfach hinzurichten. Was ihn überraschte, war die große Anzahl von Männern in den Zellen ringsum, die zum Teil lebenslänglich hier einsaßen und sich so an die Institution gewöhnt hatten, dass sie jedes Verlangen nach einem Leben außerhalb der Mauern verloren hatten. Und sollten sich eines Tages die Gefängnistore unvermittelt öffnen, würden neunundneunzig Prozent der Insassen lieber hinter Gittern bleiben, hatte ihm ein alter Knastbruder gestanden.
Aber nicht Fox. Er würde nicht wie diese Zombies enden und dem Establishment in den Arsch kriechen, während er die Tage zählte, bis er irgendwann abkratzte, ungeliebt, unbetrauert, eine Hassfigur für die Massen.
Doch die Verbrechen, deren er angeklagt war, reichten, um ihn für tausend Jahre hinter Gitter zu sperren. Er war der einzige überlebende Terrorist einer blutigen Geiselnahme in einem Londoner Hotel, die mehr als siebzig Todesopfer gefordert hatte. Und es gab eine ganze Reihe von
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