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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Tür.
    Ich überlegte kurz, nicht zu öffnen, doch die Geräusche des Fernsehers würden jedem klarmachen, dass ich zu Hause war. Ich ging zum Fenster, zog den Vorhang zur Seite und sah hinaus.
    Cecil stand vor der Tür, wie immer klein und drahtig, gegen die Kälte auf den Zehen wippend. Er winkte mir kurz zu und bedeutete mir, ihn hereinzulassen. Inzwischen hatte er sich umgezogen, trug jetzt Jeans und eine Bomberjacke, deren Reißverschluss bis zum Anschlag hochgezogen war.
    Dass er so plötzlich vor meiner Wohnung auftauchte, gefiel mir gar nicht. Aber er hatte mich gesehen, und ihm nicht aufzumachen würde nur Verdacht erregen.
    »Ich hatte doch gesagt, ich will meine Ruhe!«, rief ich durchs geschlossene Fenster.
    Cecil verzog das Gesicht. »Was soll das?« rief er zurück, durch die Scheibe klang seine Stimme gedämpft. »Willst du mich hier draußen in der Kälte stehen lassen? Wir müssen uns unterhalten.«
    Draußen war es inzwischen stockdunkel. Meine Wohnung lag im Erdgeschoss, eine von vieren, die sich in einem alten, etwas abgelegenen Haus befanden, dessen Grundstück von einer Hecke zur Straße hin abgeschirmt wurde. Ein wirklich verstecktes Örtchen. Zu versteckt. Die alte Frau über mir war taub wie ein Stück Holz, die anderen Bewohner arbeiteten weiß Gott wo und waren die meiste Zeit nicht da.
    »Mach endlich – was soll der Scheiß, Jones?« Cecil klang jetzt ernsthaft verärgert.
    In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken, und ich beschloss, ihn, alter Kumpel hin oder her, nicht hereinzulassen.
    Plötzlich tauchte am Fenster rechts von mir ein Schatten auf, und bevor ich reagieren konnte, stand Cain vor mir. Sein bleiches Gesicht schimmerte gespenstisch im Mondlicht, die Vene auf seiner Wange pochte stärker als je zuvor. Er hatte eine Pistole mit Schalldämpfer in der Hand, mit dessen Mündung er an die Scheibe klopfte.
    »Reich die Haustürschlüssel durchs Fenster, Jones«, sagte er.
    »Verdammt, was ist eigentlich los?«, wollte ich wissen und versuchte, meiner Stimme den richtigen Grad an Verärgerung zu geben. Für alles andere war es zu spät.
    Cecil hatte inzwischen ebenfalls eine Pistole mit Schalldämpfer aus seiner Bomberjacke gezogen, und seine Augen glühten vor Zorn.
    »Du wirst einige Fragen beantworten müssen«, erklärte Cain. »Für wen genau du arbeitest, zum Beispiel.«
    Da wusste ich, dass sie mein Spiel durchschaut hatten. Und dass ich mir keine Gedanken mehr zu machen brauchte, was sie der Polizei erzählen würden.
    Denn ich war bereits ein toter Mann.
    »Ich habe eine Anschrift des Informanten, Richard Burnham-Jones«, rief Tina in das Handy. Über ihr kreiste ein Helikopter, deshalb ging sie die Straße hinunter, weg von den Aktivitäten rund um Butts Haus. Sie las die Adresse vor und wartete, bis Commander Ingrams sie jemandem diktiert hatte.
    »Danke, ich werde gleich ein paar Männer hinschicken«, sagte Ingrams. »Inzwischen haben wir die Genehmigung erhalten, den Häftling Garrett zu transferieren. Zweihundert Meter weiter südlich von Ihnen befindet sich ein Park. In fünf Minuten wird Sie dort ein Hubschrauber abholen und zum Gefängnis bringen, damit Sie die Formalitäten erledigen können. Wir sind dabei, zwölf Kilometer vom Gefängnis entfernt ein sicheres Haus einzurichten. Ich möchte, dass Sie Garrett und die Eskorte dorthin begleiten. Im Auto.«
    »Warum nicht mit dem Hubschrauber?«
    »Zu riskant. Der Schütze der Stinger-Rakete ist noch nicht gefasst. Falls noch mehr Raketen im Umlauf sind, könnte man sie gegen den Hubschrauber einsetzen.«
    Er hielt kurz inne.
    »Sagen Sie ihm Folgendes. Wenn er uns die komplette Namensliste aller Beteiligten sowohl an den heutigen Attentaten als auch an dem Anschlag auf das Stanhope liefert, kann er bis zum Verhandlungsbeginn in dem Haus bleiben. Außerdem werden wir den Richter bitten, seine Kooperation bei der Urteilsfindung gebührend zu berücksichtigen. Mit anderen Worten: Er wird nicht lebenslänglich bekommen.«
    »Sind wir ermächtigt, diese Zusagen zu machen?«, fragte Tina. Die Vorstellung, Fox’ Forderungen vollständig zu erfüllen, während keine tausend Meter von hier noch The Shard brannte, schmeckte ihr überhaupt nicht. Das war einfach nicht richtig.
    »Wir befinden uns schlicht und einfach in einer Notlage, DC Boyd. Die Attacken von heute, besonders die auf The Shard, erwecken den Eindruck, dass die Regierung nicht Herr der Lage ist. Und als handlungsunfähig dazustehen ist das Letzte, was die

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