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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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wollen. Sollte Garrett wirklich der Schlüssel zu allem sein, und im Augenblick sieht es ganz danach aus, werden wir ihn zum Reden bringen müssen. Foltern können wir ihn nicht, obwohl hier weiß Gott genug Leute herumlaufen, die nichts lieber täten, aber de facto bleibt uns keine andere Wahl. Und sagen Sie ihm auch Folgendes: Wenn er nicht redet, wenn er auf einen Deal hofft, den er nicht bekommen wird, dann wird er noch heute Nacht nach Belmarsh chauffiert, wo er bis zum Verhandlungsbeginn in Einzelhaft sitzt – und, falls nötig, auch für die nächsten fünfzig Jahre. Wir spielen hier keine Spielchen, DC Boyd. Sehen Sie zu, dass er das kapiert.«
    »Das werde ich«, erwiderte Tina. »Und ich werde auch zusehen, dass er redet.«

62
    20:24
    Ich ging mit erhobenen Händen durch den Flur zurück in die Küche, die im hinteren Teil der Wohnung lag. Cecil folgte mir mit gezückter Pistole, während Cain leise die Haustür schloss.
    »Ich arbeite für niemanden«, sagte ich noch immer ungehalten. »Ich dachte, nach allem, was heute pas-siert ist, wäre das klar. Ich habe einen Mann erschossen. Und es war keine Notwehr. Oder habt ihr das vergessen?«
    Cecil, so viel konnte ich sehen, hatte es nicht. Der Schatten eines Zweifels huschte über sein Gesicht und gab mir einen Funken Hoffnung, der aber sofort vom gnadenlosen Funkeln in Cains Augen wieder zunichtegemacht wurde.
    Mitten in der Küche blieb ich mit dem Rücken zum Fenster stehen und redete unaufhaltsam weiter, weil das meine Überlebenschancen erhöhte.
    »Also, für wen, glaubt ihr denn, dass ich arbeite?«
    Cecil hielt die Pistole weiter auf meine Brust gerichtet, während Cain die seine nach unten baumeln ließ. Er sprach mit mir wie ein Richter, der ein Urteil verliest.
    »Die Polizei wusste von der Stinger-Attacke, bevor sie stattgefunden hat. Unser Mann wurde beinahe erwischt. Und laut den Nachrichten sind die Leute in The Shard ebenfalls gewarnt worden, ehe die Rakete abgefeuert wurde.«
    »Und wie hätte ich das alles bewerkstelligen sollen? Ich weiß nicht einmal, wer euer Mann ist. Oder was mit der Stinger geschah, nachdem Sie uns abgesetzt haben.«
    Ich versuchte, weiterhin aggressiv zu klingen, aber innerlich machte sich Panik breit. Die Beweise gegen mich waren erdrückend. Ich verfluchte mich, weil ich zurück in die Wohnung gegangen war.
    »In meinem Audi befand sich eine Wanze«, fuhr Cain fort. »Die hat die Polizei zu mir geführt. Nur du kannst sie angebracht haben. Als ich den Wagen abholte, war er sauber – ich hatte ihn nie zuvor benutzt. Und wenn die Wanze schon angebracht worden wäre, bevor wir zum Schrottplatz gefahren sind, wären wir alle verhaftet worden, sobald die Schießerei losging. Sind wir aber nicht. Was bedeutet, sie wurde danach angebracht. Also erzähl uns, für wen du arbeitest, und ich verspreche dir, es schnell zu erledigen.«
    »Wie oft soll ich es noch sagen? Ich arbeite für niemanden. Und keine Polizei der Welt und auch kein Geheimdienst oder sonst wer lässt mir einen bewaffneten Raubüberfall oder einen Mord durchgehen. Beides habe ich heute verübt. Und warum sollte ich für den Staat arbeiten, nach all dem, was er mir angetan hat?«
    Cecil schien mir leicht verunsichert. »Na komm schon, Cecil«, sprach ich ihn direkt an. »Wir haben zusammen gedient. Du weißt, wie ich bin.«
    »Könnte sein, dass er die Wahrheit sagt«, sagte Cecil unsicher. Die Mündung seiner Pistole zeigte immer noch auf meine Brust.
    »Tut er nicht«, entgegnete Cain. Dann wandte er sich wieder an mich. »Du arbeitest für jemanden, Jones, sonst wärst du nicht an die Wanze rangekommen. Und ich schätze mal, als du die Stinger gesehen hast, hast du kalte Füße gekriegt. Ich habe dir ja gesagt, es wäre besser für dich, wenn du nicht in die Kiste schaust.«
    »Hören Sie, es gibt keine …«
    »Halt einfach die Fresse!«, herrschte er mich an. Seine Worte durchschnitten die Luft wie scharfes Glas. »Er ist offensichtlich nicht bereit, freiwillig zu reden«, sagte er dann zu Cecil, »und wir haben keine Zeit, länger hier herumzuhängen. Bring es zu Ende.«
    »Tu’s nicht, Cecil, wir sind Freunde.«
    Cain knurrte abfällig. »Du bist ein Idiot, Jones. Ein richtiger Idiot. Du hattest die Chance, einer von uns zu werden, und hast es versaut. Bring es zu Ende, Cecil, im Namen der Bruderschaft.«
    Ich starrte meinen alten Kriegskameraden an und versuchte, ihn mit Blicken zu überzeugen. Es war meine letzte Chance.
    Aber sie entglitt

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