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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Ich möchte aber, dass Sie heute Abend und heute Nacht Ihr Handy eingeschaltet lassen. Denn sobald wir ihn transferieren, will ich, dass Sie mit ihm sprechen. Ganz offensichtlich haben Sie einen Draht zu ihm herstellen können.«
    »Danke, Sir.«
    »Und noch eins. Wir haben gerade zwei Ermittler in den Pub geschickt, in dem sich Mikes Informant aufhalten sollte. Allerdings war er nicht da. Wir müssen den Informanten dringend verhören. Soweit ich weiß, ist er derjenige, der uns über die Rakete aufgeklärt hat. Aber niemand scheint irgendwelche Kontaktdaten von ihm zu haben.«
    »Ich werde sofort mit Mike sprechen.«
    Tina beendete den Anruf und betrachtete die wachsende Zahl von Polizei-, Kranken- und Feuerwehrfahrzeugen, die sich in Richtung The Shard wälzten. Der Wolkenkratzer beherrschte noch immer die Skyline, auch wenn seine erhabene Schönheit brutal vergewaltigt worden war.
    Die dafür verantwortlichen Männer mochten die Schlacht gewonnen haben, aber Tina war wie niemals zuvor in ihrem Leben davon überzeugt, dass sie den Krieg verlieren würden.

61
    20:22
    Ich saß in meinem engen, schäbigen Wohnzimmer. Im Fernseher brannte The Shard, doch ich brachte es nicht über mich hinzusehen. Schaffte es aber auch nicht umzuschalten. Da war es: die unerbittliche Erinnerung an das, was ich heute Nachmittag verbrochen hatte.
    Ich trank den letzten Schluck Bier und stellte die Flasche ab, fühlte mich, als hätte man mich bereits verurteilt.
    Ich hatte kaltblütig einen Mann erschossen, abgeknallt, während er um Gnade bettelte. Ich hatte auch zuvor schon kaltblütig getötet, damals in Afghanistan – zwei Taliban, die unsere Patrouille bei einem Feuergefecht verletzt hatte und die wir problemlos hätten gefangennehmen können. Ich stand über ihnen, wie ich heute Nachmittag über Dav gestanden hatte, und leerte mein Magazin in ihre zuckenden Körper. Mehr als zwölf Kugeln. Danach hatte ich Schuldgefühle. Die habe ich immer noch. Sie mochten zwar versucht haben, mich zu töten, aber letztendlich waren wir in ihr Land einmarschiert, und was ich getan hatte, war schlicht barbarisch.
    Der Unterschied war nur: Die beiden ersten Morde hatte ich in einem glühend heißen, staubigen Kriegsgebiet verübt, Tausende Kilometer von zu Hause entfernt, weit weg von den hungrigen Augen der Medien.
    Das heutige Blutvergießen hatte praktisch vor meiner Tür stattgefunden.
    Bolt und seine Kollegen hatten es also nicht geschafft, den dritten Anschlag zu verhindern. Wie fast alle anderen hatte ich keine Ahnung gehabt, dass in The Shard heute Abend die offizielle Eröffnungsfeier stieg, und es fiel mir schwer zu glauben, dass sie trotz der Attentate am Vormittag stattgefunden hatte. Offenbar war es die Strategie der Regierung gewesen, auch im Angesicht terroristischer Bedrohung den Anschein von Normalität zu wahren. Wenn dem so war, dann hatte es nicht funktioniert.
    Cain hatte exakt das erreicht, was er wollte und was er vorhergesagt hatte: Schrecken und Chaos. Und nachdem der Attentäter aus dem Café heute Morgen als einunddreißigjähriger Moslem identifiziert worden war, sah es aus, als würde man islamische Fundamentalisten dafür verantwortlich machen. Cain stieß wahrscheinlich gerade auf seinen Erfolg an.
    Allerdings nur, wenn die Polizei ihn nicht inzwischen über den von mir angebrachten GPS -Sender aufgespürt hatte. Vielleicht waren er und Cecil bereits festgenommen. Ich brauchte bloß abzuwarten, dann würde ich es schon erfahren.
    Mein großes Problem jedoch war, dass beide Männer, falls sie sich entschieden, vor Gericht auszusagen, mich in das Massaker auf dem Schrottplatz mit hineinziehen und des Mordes an Dav bezichtigen konnten. Ich würde für Jahre im Knast verschwinden und Gina und Maddie nie wiedersehen. Eine Scheißlage, in die ich mich da gebracht hatte. Mein Plan war eigentlich, den Leuten vom CTC zu erzählen, Cain und Cecil wären ohne mich zu dem Treffen gefahren und hätten mir die Stinger erst bei der Rückkehr gezeigt. Die Geschichte war zwar nicht gerade glaubhaft, aber ich musste einfach das Beste hoffen, denn mehr hatte ich im Augenblick nicht vorzuweisen.
    Ich wollte so schnell wie möglich mit Bolt sprechen, um ihm zu sagen, dass ich nach Hause gegangen war. Es ergab keinen Sinn, meine Vernehmung noch länger hinauszuzögern, und nachdem ich jetzt ein paar Bier intus hatte, fühlte ich mich den Fragen gewachsen.
    Doch gerade als ich aufstand, um nach dem Telefon zu greifen, klingelte es an der

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