Bedrohung
pfeift. »Sieht aus wie einer von den neuen Siebener- BMW s.«
Uh-oh, denke ich. Nicht meinen Augenstern. Doch zu spät – ein Leuchten macht sich auf The Crims gerötetem Gesicht breit. Was für ein unangenehmer Abend.
»Na, das hör ich gern«, sagt er. »Der deckt allemal die Kosten, die uns dein Vetter eingebrockt hat.«
Ich schüttle den Kopf, jetzt muss ich mich wirklich auf die Hinterbeine stellen. »Das Auto gehört mir, Jim, und steht nicht zur Verhandlung. Ich habe es von der Börse meines letzten Kampfes gekauft.«
»An den kann ich mich noch gut erinnern. Gegen Trevor ›The Gibbon‹ Hutton. Hatte drauf gewettet. Hat mich fünf Riesen gekostet, als du ihn in der Achten umgehauen hast.«
Seine Miene verdüstert sich, als wäre das Ganze meine Schuld.
»Dann weißt du ja auch, wie hart ich dafür gearbeitet habe.« Ich spiele meine letzte Karte. »Ich rück ihn nicht raus. Garantiert nicht.«
Sie sticht nicht. The Crim nickt kurz in Richtung Stiletto, und schon spüre ich kaltes Metall auf der haarlosen Stelle hinter dem Ohr.
Das Herz rutscht mir in die Hose, zumal ich der Finanzierungsgesellschaft noch fünfzehn Riesen schulde. Ich liebe dieses Auto.
Obwohl ich am liebsten heulen würde, bleibe ich cool. »Du hast ja das Instrument gewechselt, Johann«, sage ich ganz gelassen und neige den Kopf ein wenig in seine Richtung.
»Eine Pistole macht weniger Dreck«, antwortet The Crim an seiner Stelle und streckt die Hand aus. »Also, wenn du nicht willst, dass Stiletto dein Hirn auf dieser Plane verteilt, dann rückst du jetzt besser die Schlüssel raus.«
Augenstern oder nicht, mir bleibt keine andere Wahl, als sie ihm zu geben.
The Crim denkt, wenn er mich heimfährt, tut er mir einen Gefallen. Für mich fühlt es sich eher an, als würde man einem Sterbenden das Messer im Bauch herumdrehen.
»Ein wirklich hübsches Schätzchen«, meint er, während wir durch die feuchten nächtlichen Straßen der City gleiten. Die Reifen kleben förmlich am Asphalt und gehorchen jeder Bewegung. Als wüsste ich das nicht.
»Oh ja, das ist es doch, was wirklich zählt«, fügt er hinzu, streicht mit seinen Dreckfingern über das Lenkrad und lässt sich tiefer in das Nappaleder des Sitzes sinken. Aber wo er recht hat, hat er recht. Es gibt nichts Schöneres als die Freiheit der Straße gepaart mit dem Luxus des 21. Jahrhunderts. In meinem Augenstern fährt man, als säße man in seinem eigenen Wohnzimmer. Nur ist es jetzt leider The Crims Wohnzimmer. Dazu kommt sein Musikgeschmack. Die »Zurück in die Siebziger«- CD , die er aus seinem Büro mitgenommen hat, erbricht einen Retromüllsong nach dem anderen aus den Lautsprechern.
Nach einer Weile taucht hinter uns ein Range Rover mit Stiletto und Panzer auf. The Crim erzählt mir, er fahre nicht gern im selben Wagen wie seine Bodyguards. Während er das Armaturenbrett tätschelt, sagt er, die beiden seien Neandertaler, die keinen Sinn für die schöneren Dinge des Lebens besäßen, obwohl mir nicht ganz einleuchten will, was an »Tiger Feet« von Mud schön sein soll. Aber obwohl mich sein Geschwätz nicht im Geringsten interessiert, textet er mich unablässig zu, bis er mich schließlich mit einem Klaps auf die Schulter rausschmeißt. Dann meint er noch, ich solle Kevin die Fresse polieren, wenn ich dem treulosen Hurensohn das nächste Mal begegne.
Ich erwidere, dass ich das sicher machen werde, und steige einsam und gedemütigt aus dem Wagen. Hinter uns hält der Range Rover. Stiletto sitzt am Steuer und lächelt mir höhnisch zu. Panzer glotzt mich bloß mit stumpfer Abscheu an, als wäre ich ein Haufen grünes Gemüse auf einem Beilagenteller. Dann fahren beide Wagen weg, und ich bin allein.
Es ist noch nicht lange her, da war ich ein ordentlicher Mittelgewichtler. Zwar habe ich es nie bis in die Top Division geschafft, aber in den neun Jahren meiner Karriere habe ich mit meinen siebenundzwanzig Profikämpfen (siebzehn Siege, zwei Unentschieden und acht Niederlagen, wenn ihr’s genau wissen wollt) genug Geld auf die Seite bringen können, um es in Immobilien zu investieren. Ich besitze ein Apartment in Hackney und habe letztes Jahr die Hälfte eines Hauses in Putney angezahlt.
Hauptsächlich arbeite ich derzeit als Türsteher. Das Geld brauche ich zwar nicht zwingend, aber es ist leicht verdient. Stallions heißt der Laden, obwohl die Gäste allesamt wenig von einem Hengst haben. Meistens sind es stinkreiche ältere Männer. Bei dem Gentlemen’s Club,
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