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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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nicht Humphrey, sondern Vanya in die Hand und bekommt dafür von der Blonden Küsschen auf die Backe gehaucht. Verdammt, was geht hier ab?, frage ich mich noch, als der Politiker aufsteht und The Crim die Hand reicht.
    Kurz darauf durchqueren Humphrey und Vanya Händchen haltend den Club und verschwinden nach draußen.
    Nicht zum ersten Mal in meinem Leben bin ich ziemlich verwirrt. Was hat er da gerade mit meinem Auto gemacht?
    Zu den ungeschriebenen Gesetzen des Clubs zählt, dass Senior-Mitglieder (sprich die, mit denen das Management sich gut stellen will) ausgewählte Mädchen mit zu sich nach Hause nehmen dürfen, wenn sie es vorher ankündigen. Stephen Humphrey gehört zu dieser Sorte Mitglieder, aber da er verheiratet ist und einige Kinder um sich geschart hat, bezweifle ich, dass er vorhat, Vanya ins traute Heim mitzubringen.
    Das heißt, sie können überallhin verschwinden.
    Was mache ich also?
    Die nächste Stunde nicht viel. Ich erledige meinen Job, streife durch den Club und sehe zu, dass alle – Mädchen und Gäste – glücklich und zufrieden sind. Doch ich muss die ganze Zeit an mein Auto denken und daran, wie link The Crim es mir abgeknöpft hat. Und natürlich, wie ich es wiederbekomme.
    Schließlich halte ich es nicht mehr aus. Ich muss meinen Augenstern zurückhaben. Inzwischen ist es Mitternacht, und ich gehe nach draußen und rufe die Firma an, die den GPS -Sender überwacht, der im Wagen installiert ist. Dem Diensthabenden erzähle ich, ein Freund habe sich einen Scherz erlaubt und den Wagen entführt, aber jetzt habe der Spaß ein Ende, allerdings wolle ich nicht die Polizei einschalten. Ob er also den Tracker aktivieren und mir sagen könne, wo die Kiste steckt?
    Zuerst schmeckt ihm diese Idee gar nicht, aber nachdem ich hinreichend bewiesen habe, dass ich der bin, der ich zu sein behaupte, tut er mir endlich den Gefallen und sagt mir, der Wagen befinde sich vor dem Haus Bowbury Gardens 21 in Hampstead.
    Ach, der Segen der Technik.
    Jetzt muss ich nur noch irgendwie dorthin.
    Als ich mich umdrehe und mein Handy wieder in der Tasche verstaue, sehe ich The Crim, mit Stiletto und Panzer im Schlepptau, die Treppe herunterhasten. Die drei erkennen mich nicht, sie eilen direkt zur Tiefgarage. Irgendwas ist passiert, aber im Moment interessiert mich mehr, wie ich vor allen anderen nach Bowbury Gardens 21 gelange. Ich wechsele ein paar Worte mit meinem Türsteher-Kollegen Harry »Der Werwolf« Carruthers (Werwolf, weil sein gesamter Körper von Kopf bis Fuß mit einer dichten Matte schwarzen Haars bedeckt ist), und er leiht mir seinen Wagen, obwohl er sich anfangs wehrt. Verständlich, denn erstens muss er mich decken, und zweitens wird er zum Feierabend, so gegen vier, Schwierigkeiten haben, selbst nach Hause zu kommen.
    Ich sage ihm, über Letzteres brauche er sich keinen Kopf zu machen, ich sei garantiert vorher wieder zurück. Außerdem schulde er mir einen Gefallen. Endlich drückt er mir mürrisch die Schlüssel in die Hand, und ich gehe auf die Jagd nach Wahrheit und Gerechtigkeit.
    Als ich in die Bowbury Gardens einbiege, eine ruhige Wohnstraße, die überwiegend von heruntergekommenen dreigeschossigen Häusern gesäumt wird, ist es Viertel vor eins. Und augenblicklich bietet sich mir ein alarmierender Anblick. Die Haustür der Nummer 21 steht sperrangelweit offen, und ich sehe, wie Vanya von ein paar Männern gepackt wird, die ich nicht erkennen kann, weil sie mir den Rücken zuwenden.
    Doch als sie mein Motorengeräusch hören, dreht einer sich um: Jim The Crim. Er wendet sich aber gleich wieder zurück, schnappt sich Vanya und schiebt sie zurück ins Haus. Ich starre stur geradeaus und hoffe, dass sie mich nicht erkennen. Als ich am Haus vorbei bin, sehe ich im Rückspiegel, dass nun alle im Haus verschwunden sind. Und da steht auch schon mein Augenstern, schlank, elegant und schwarzmetallic wie ein sprungbereiter Panther.
    Etwas weiter finde ich eine Lücke und parke ein. Die Ersatzschlüssel sind in meiner Tasche. Jetzt muss ich mir nur noch einreden, ich hätte nicht gesehen, dass The Crim und seine Jungs Vanya ins Haus geschleift haben, mir meinen Wagen schnappen und losfahren. Ende der Geschichte. Natürlich würde ich mich für eine Weile aus London verdrücken und abwarten, bis The Crims Zorn sich abgekühlt hat, aber ich wollte eh ein paar Tage Urlaub machen, und den Job im Stallion würde ich nicht unbedingt vermissen.
    Das Problem ist nur, dass ich ein Mann von Ehre bin, ich

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