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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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wie er sich offiziell nennt, handelt es sich eher um einen Edelpuff mit ein bisschen Kartenspiel und ausgesuchten Spirituosen.
    Zwei Stunden nachdem Jim The Crim mich aus meinem eigenen Wagen geworfen hat, stehe ich frisch geduscht und umgezogen, mit Anzug und Fliege, an der Tür des Clubs am Piccadilly. Für den Weg hierher habe ich mir ein Taxi nehmen müssen. Ich brauche also nicht extra zu erwähnen, dass ich keine gute Laune habe, aber wenigstens habe ich heute drinnen Dienst. Ein schwacher Trost.
    Der sündhaft teuer eingerichtete Laden hat zwei Ebenen, über denen sich höhlenartig hohe Wände wölben. Der Innenarchitekt muss eine Vorliebe für die Farbe Burgund gehabt haben. Heute Abend ist ziemlich viel los, alle Tische sind besetzt, und es gibt ausnahmsweise einmal nicht zwei Mädchen pro Mann. Das Ganze funktioniert so: Wer den Jahresbeitrag entrichtet, darf sich Mitglied nennen und kommen, wann immer er will. Man braucht nicht unbedingt mit einem der Mädchen zu vögeln, sondern kann auch einfach Karten spielen oder einen zwitschern. Die meisten allerdings sind wegen der fleischlichen Freuden hier. Oben gibt es ein paar Zimmer, in die man sich mit dem Mädchen seiner Wahl zurückzieht. Die Mädchen werden cash bezahlt, der Satz liegt bei zweihundert Pfund die Stunde, dazu kommen die Kosten für das Zimmer, für das das Management noch einmal das Gleiche erhebt. Es ist teuer, aber die Gäste haben keine Geldsorgen und können unter einer Menge erstklassig aussehender Ladys wählen.
    Während ich mich an der kleinen Tanzfläche vorbeischiebe, werde ich von mehreren Mädchen gegrüßt. Sie zwinkern oder werfen mir Kusshändchen zu, und eine – Chanya aus Thailand – lächelt mich auffordernd an und reibt sich im Vorübergehen an mir wie ein schnurrendes Kätzchen. Aber ich weiß, dass sie nur Spaß macht. Wirklich haben will sie mich nicht. Alle Mädchen hier sind auf der Suche nach einem reichen Typen, der sie aushält, und zum Sugardaddy fehlen mir einfach die Mittel.
    Trotzdem verbessert der kleine Flirt meine Laune, doch nur, bis ich an der Tanzfläche vorbei und die Stufen zur oberen Ebene hinaufgestiegen bin. Denn wer sitzt da? Niemand anders als meine Nemesis, The Crim höchstpersönlich.
    Ihn habe ich noch nie hier gesehen. Er sitzt in einer Ecknische und unterhält sich angeregt mit einem unserer Stammkunden, dem ehrenwerten Stephen Humphrey, einem Parlamentsmitglied, der unter der vorigen Regierung sogar Staatssekretär im Verteidigungsministerium gewesen ist und offenbar immer genug Geld hat. Hier gehen irgendwelche dunklen Machenschaften ab, und ich frage mich, welche das sein mögen.
    Ich beobachte eine geschlagene Minute lang, wie sie aushecken, was sie auszuhecken haben, und denke mir, dass sie ein hübsches Paar abgeben. Im Gegensatz zu The Crim, diesem untersetzten Ochsen mit der dazu passenden Visage, ist der Herr Abgeordnete ein großer, schlanker und überaus schnieker Bursche, dem Eton und Oxbridge aus jeder Faser seines Savile-Row-Anzugs triefen. Dazu trägt er sein dichtes silbergraues Haar in großzügig gekringelten Locken, sodass er aussieht wie Julius Cäsar auf Anabolika. Ich habe mir sagen lassen, es handele sich um ein extrem teures Toupet, doch in einem solchen Laden hört man eine Menge Dinge, nicht alle angenehm und nicht alle wahr.
    Und offen gestanden, im Augenblick geht mir das ziemlich am Arsch vorbei. Mich interessiert nur, wie ich meinen BMW wiederbekomme, der mir unter Zwang abgenommen wurde – ihr seid Zeugen. Also, wo The Crim ist, dürfte wohl auch meine Karosse sein. Und ich habe zufällig die Zweitschlüssel da. Natürlich gehe ich ein Risiko ein, wenn ich ihn mir zurückhole, denn The Crim ist garantiert keiner, den man einfach so verarscht, aber soll ich etwa Däumchen drehen, während mein Augenstern nur ein paar Meter entfernt in der Tiefgarage steht?
    Ich schaue mich nach Panzer und Stiletto um, kann sie aber nirgends entdecken.
    Als ich mich wieder The Crims Nische zuwende, sehe ich, wie Vanya, eine hochgewachsene, statueske Blondine aus der Slowakei, mit einem eisigen Lächeln und der unnahbaren Haltung eines Models, an den Tisch tritt und sich zu Humphrey hinunterbeugt, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. The Crim nutzt die Gelegenheit, ihr in den Ausschnitt zu schielen, müht sich aber vergeblich, so zu tun, als passiere das ganz nebenbei.
    Plötzlich greift er in die Tasche und holt meine Autoschlüssel hervor. Etwas zögerlich drückt er sie – nein,

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