Bedrohung
Attentat übernommen wurde.«
»Dann haben wir es also mit einer durchdachten Sache zu tun, und mit ähnlichen Bomben, wie sie im Parkhaus benutzt wurden, um von der Attacke auf das Stanhope abzulenken. Und mit einem ähnlichen Muster.«
»Kann man sagen, ja. Das heißt noch nicht, dass ein Zusammenhang besteht. Unser toter Verdächtiger war ein Pakistani mit britischem Pass. Der Ausweis, den er bei sich trug, lautet auf Akhtar Mohammed, einunddreißig, verheiratet, drei Kinder. Er befand sich auf keiner Liste, aber das waren die Attentäter vom 7. Juli auch nicht. Und nichts bringt diesen Mann mit vorhergegangenen Anschlägen in Verbindung. Ich werde meine Leute darauf ansetzen, alles über diesen Jetmir Brozi herauszufinden. Ich schätze, das wird eine langwierige Angelegenheit, Beweise gegen ihn zusammenzutragen.«
»Wir müssen es tun, oder?«
»Wir tun, was wir können, aber im Augenblick sind alle bei der Met darauf konzentriert, was im Zentrum von London passiert ist. Die Terroristen drohen mit einem weitaus größeren Anschlag, und wenn man sieht, wozu sie bisher fähig waren, dann könnten sie weiß Gott was planen. Ich brauche weitere Einzelheiten von Fox. Wenn er es mit der Zusammenarbeit ernst meint, muss er uns die Namen von allen geben, die beim Stanhope-Attentat dabei waren. Und wir brauchen sie sofort.«
»Zuerst will er an einen sicheren Ort verlegt werden.«
»Das können wir nicht, Tina. Er ist ein extrem gefährlicher und bekannter Häftling.«
»Er behauptet, sein Leben sei in Gefahr.«
»Glaubst du ihm?«
Tina überlegte einen Moment, dachte an die Art seiner Verletzungen.
»Ja, ich glaube ihm. Und nach dem, was John Cheney zugestoßen ist, halte ich es für wahrscheinlich, dass seine Leute ihn zum Schweigen bringen wollen. Wenn es in Ordnung geht, würde ich gerne noch hierbleiben und den Mann befragen, der Fox attackiert hat. Vielleicht kann ich auf die Art etwas herausfinden.«
»Gute Idee. Halte mich auf dem Laufenden. Und danke, Tina. Du leistest gute Arbeit.«
Sie beendeten ihr Gespräch. Als Tina das Handy wieder einsteckte, spürte sie im Bauch das vertraute Kribbeln.
16
11:28
Mike Bolt holte tief Luft. Nach so langer Zeit wieder mit Tina zusammenzuarbeiten war ein merkwürdiges Gefühl. Er hatte sie immer sehr gemocht. Vor vier Jahren, als sie gemeinsam in der kurzlebigen SOCA – der Serious and Organized Crime Agency – gewesen waren, hatte er sogar einen Annäherungsversuch unternommen. Sie hatten sich geküsst, aber mehr war nicht daraus geworden, und ihre Freundschaft hatte dadurch Schaden genommen. In der Folge hatte sie sich zur Met zurückversetzen lassen. Seitdem hatte er einige Male den Hals für sie riskiert und war ihr sogar dann beigesprungen, wenn es schien, als würde sie sich auf einer Selbstmordmission befinden, und es ihn fast den Job kostete.
Bei den meisten Kollegen – nicht nur bei denen in den oberen Etagen – schrillten die Alarmglocken, wenn der Name Tina Boyd fiel. Durchaus zu Recht. Sie fügte sich nicht in ein Team ein und erledigte die Dinge auf ihre Weise. Und oft zeigte sie dabei wenig Respekt für die Gesetze, für deren Einhaltung sie eigentlich da war. Das machte sie gefährlich. Trotzdem war Bolt froh, sie im Team zu haben, und sei es auch nur vorübergehend. Immerhin hatte sie Fox einen Namen entlockt. Einen Moment lang stellte Bolt sich vor, dass sie Fox an den Haaren packte und mit dem Kopf so lange auf den Tisch schlug, bis er antwortete. Darüber musste er lächeln, nicht zuletzt, weil es nicht völlig außerhalb des Möglichen lag. Denn Tina zog alles, was sie tat, mit einer unglaublichen Energie durch. Und hatte damit bei Bolt einen Funken gezündet, den er in seinem einsamen Leben schon vermisst hatte. Aber daran wollte er jetzt nicht denken.
Er ging die Treppe hinunter und stieß im Büro auf seine Mitarbeiterin DC Nikki Donohoe, eine attraktive Enddreißigerin mit modisch kurz geschnittenen Haaren. Ihr Bauch wölbte sich bereits ein wenig, da sie in sechs Monaten ihr drittes Kind erwartete. Sie war die IT-Expertin der Truppe und zeichnete sich durch die Fähigkeit aus, auch die obskursten Informationen beschaffen zu können.
»Hallo, Boss«, begrüßte sie ihn. Ihr Lächeln wirkte gepresst. »Gibt es noch weitere Anschläge?«
Eigentlich war Nikki ein lebenslustiger Mensch, aber wie alle Londoner hatten die Ereignisse von heute Morgen sie mitgenommen, zumal ihre beiden Kinder nahe dem Ort der zweiten Bombe zur Schule
Weitere Kostenlose Bücher