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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Etage des Langzeitparkhauses ein Mietwagen für ihn bereitstand. Als er ihn entdeckte, war er angenehm überrascht, denn er selbst fuhr ein ganz ähnliches Modell: Mitsubishi Pajero. Die Schlüssel lagen wie angekündigt auf dem linken Vorderreifen, und auf dem Beifahrersitz fand er einen unbeschrifteten Umschlag, der eine Adresse und zwei Hausschlüssel enthielt.
    So erledigte Voorhess seine Geschäfte am liebsten. Absolut anonym. Mit Ausnahme seiner Opfer bekam ihn nie jemand zu Gesicht, selbst die Leute nicht, die ihn engagierten. Das schützte sowohl sie als auch ihn.
    Er ließ den Motor an und drehte die Heizung voll auf, um die feuchte englische Kälte zu vertreiben. Dann erst fuhr er los. Sein Aufenthalt würde kurz sein. Für morgen früh war er auf einen Flug von Heathrow nach Bangkok gebucht.
    Doch wenn alles glattging, würde er Tod und Vernichtung zurücklassen.

18
    12:14
    Es gibt keine edlen Motive.
    Selbst die mit den reinsten Motiven machen sich im Kampf um Gerechtigkeit die Hände schmutzig.
    Daran musste ich denken, als Mike Bolt im Park auf mich zukam. Im Jahr zuvor hatte er mich angesprochen, nachdem ich wegen schwerer Körperverletzung angeklagt worden war, und hatte mir ohne Umschweife einen Deal vorgeschlagen. Wenn ich für ihn arbeitete, würde ich mit einer milden Strafe davonkommen. Höchstens ein Jahr, sollte ich mich darauf einlassen. Falls ich ablehnte und vor Gericht ginge, müsste ich mit drei oder vier Jahren rechnen, mindestens. Webber hatte sich schwere Verletzungen zugezogen, möglicherweise würden Schäden zurückbleiben. Zudem hatte sich ein Unterstützerkomitee gebildet, Gerechtigkeit für Alfonse , das von einem einflussreichen Menschenrechtsanwalt geführt wurde, dem eindeutig mehr an Webbers Rechten lag als an denen des Mädchens, das, ans Bett gefesselt, vergewaltigt worden war. Es gab jede Menge Medienaufmerksamkeit, und überall war die Rede von Polizeibrutalität und Rassismus. Ich dagegen stand ziemlich allein da.
    Damals hätte ich nicht gedacht, dass die Polizei in der Lage ist, solche Deals abzuschließen. Ich hatte immer geglaubt, die Richter würden unabhängig urteilen und die Strafen festsetzen. Seitdem habe ich eine Menge Dinge gelernt, von denen ich davor keine Ahnung hatte.
    Bolt leitete ein Team, das herauszufinden versuchte, wer hinter dem Anschlag auf das Stanhope-Hotel steckte, und wie es schien, kannte er die richtigen Leute. Außerdem war er überzeugt, dass einer der beteiligten Terroristen – William Garrett, Codename Fox – die Antworten kannte. Ich sollte in seine Zelle verlegt werden, sein Vertrauen gewinnen, ihm Informationen entlocken und sie an Bolt und sein Team weitergeben. So weit die Idee. Als ehemaliger Soldat, der im Irak und in Afghanistan gedient und ein schweres Verbrechen begangen hatte, war ich der perfekte Kandidat.
    Außerdem hatte ich persönliche Gründe. Ich hatte im Stanhope jemanden verloren. Ich will nicht sagen, dass mein Cousin Martin und ich uns besonders nahestanden. Aber wir waren als Kinder häufig zusammen gewesen; später waren wir uns ab und an bei Familienfesten begegnet und hatten uns immer gut vertragen. Er war bei dem Versuch ums Leben gekommen, einen der Terroristen zu entwaffnen, und ich weiß noch, wie wütend mich das machte. Er war definitiv einer von den Guten, als Held gestorben, ermordet, während er versucht hatte, andere zu beschützen, und alles nur, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war. Wie die Leute im Café heute Morgen.
    Das ist das Problem mit den Terroristen. Es kümmert sie nicht, wer bei der Verfolgung ihrer Ziele draufgeht.
    Mich dagegen schon. Weshalb ich einwilligte, Bolt zu helfen.
    Ich verbrachte sechs Monate mit Fox in einer Zelle. Wir redeten viel. Ich würde sogar sagen, dass wir gut miteinander auskamen; kein Wunder, wir hatten denselben militärischen Hintergrund. Aber er war nicht dumm und weigerte sich, über seine Rolle bei dem Anschlag zu sprechen. Deshalb konnte ich Bolt auch keine Informationen zuschanzen. Keine Namen. Keine Hinweise. Nichts.
    Als ich nach acht Monaten – sehr zum Ärger von Alfonse Webber und seinen lautstarken Fürsprechern – freikam, wollte Bolt, dass ich weiter für ihn arbeitete. Ich sollte mich ausgerechnet an Cecil Boorman heranmachen, meinen alten Kumpel aus Armeezeiten. Cecil stand im Verdacht, mit Leuten zu tun zu haben, die am Stanhope-Anschlag beteiligt gewesen waren und zu einem umfangreichen Netzwerk rechtsradikaler Terroristen

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