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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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für einen Moment trafen, erkannte er sogar aus sieben Metern Entfernung die Angst und die Anspannung. Schnell wandte er sich ab.
    »Sitzen Sie endlich?«
    »Ich versuche, einen Platz zu finden. Es ist ziemlich voll hier.«
    »Wie nah sind Sie dran?«
    Es war eine Bombe. Musste eine Bombe sein.
    »Nicht mehr weit, aber sie sitzt fast am Tresen, und da drängen sich eine Menge Leute.«
    »Gehen Sie so nah ran, wie Sie können.«
    Die Angst war nun so übermächtig, dass Akhtar kaum mehr zu gehen vermochte. Wenn er stehen blieb, würde er sterben. Wenn er die Bombe abstellte und versuchte, das Café zu evakuieren, würde der Mann am anderen Ende der Leitung sie einfach zünden. Und er würde ebenfalls mit allen anderen sterben. Wenn er auflegte, würde er auch sterben. Er saß in der Falle, der Tod war nur noch Sekunden entfernt. Er musste eine Entscheidung treffen.
    Er stellte sich an das Ende der Schlange vor dem Tresen, legte den Rucksack auf den Boden und sah sich kurz um, ob ihn jemand beobachtete. Dann plötzlich wandte er sich um und ging zum Ausgang, ließ noch kurz ein hereinkommendes Studentenpärchen passieren, dessen Blick er zu vermeiden suchte, weil er die beiden soeben zum Tode verurteilt hatte, und war an der Tür.
    »Okay, jetzt kann ich mich gleich setzen.«
    »Wie weit weg?«
    »Drei Meter vielleicht«, erwiderte er, presste das Telefon gegen den Stoff seiner Jacke, um den Straßenlärm zu dämpfen, riss die Tür auf und rannte nach draußen. Und weg.
    Martha Crossman hatte bei dem Blick des Asiaten, der sie so komisch anstarrte, gleich das Schlimmste befürchtet, doch als er sich umwandte und in die Schlange einreihte, ärgerte sie sich, so paranoid zu sein. Niemand wusste, dass sie hier war. Und selbst wenn, konnten sie sie nicht in aller Öffentlichkeit umbringen.
    Sie konzentrierte sich wieder auf Philip Wright. Seit sie ihm ihr Geheimnis anvertraut hatte, hatte sich sein Verhalten geändert. Zuvor hatte er ihr Mut gemacht, war aber gelassen geblieben, als erwartete er halb, seine Zeit zu verschwenden. Doch nun glich die Anspannung in seinem Gesicht ihrer eigenen.
    »Sie sprechen da von Mord, Mrs. Crossman«, erklärte er ihr. »Sie müssen sofort zur Polizei gehen. Ich kann Ihnen hier nicht helfen.«
    »Ich will die Polizei aber noch nicht einschalten. Nicht bevor ich absolut sicher bin, dass das, was ich entdeckt habe, auch das ist, was ich vermute.«
    »Okay«, sagte er ruhig. »Das verstehe ich. Aber das kann ich schnell überprüfen. Dazu müsste ich es allerdings sehen.«
    Sie deutete auf ihre Handtasche, die auf dem Stuhl neben ihnen stand. »Es ist da drin.«
    Er sah sie irritiert an. »Sie haben es mit hierher gebracht?«
    »Ich wollte es Ihnen so schnell wie möglich zeigen. Hören Sie«, ereiferte sie sich und sah sich dabei noch einmal im Café um, konnte aber den Asiaten nicht mehr entdecken. »Ich bin ein bisschen klaustrophobisch. Können wir nicht irgendwo hingehen, wo es ruhiger ist und nicht so voll? Bitte.«
    Er nickte. »Klar.«
    Martha fühlte sich schwindlig, das Gefühl, sich übergeben zu müssen, war stärker als vorhin, als sie hereingekommen war. Unsicher erhob sie sich.
    Wright stand ebenfalls auf. »Alles in Ordnung?« Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Gehen wir zu meinem Wagen. Ich parke ein Stück weiter die Straße hoch.«
    Sie brauchte keine Ermunterung. Der Raum um sie begann sich zu drehen, sie spürte eine Panikattacke in sich aufsteigen, die erste seit Jahren. Von Wright gestützt, eilte sie Richtung Ausgang.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte jemand hinter ihnen. »Sie haben Ihren Kaffee noch nicht bezahlt.«
    Genau in dem Moment, als Martha sich zu der Kellnerin umwandte, explodierte die Bombe. Ihre Wucht zerschmetterte die Fenster und den Plexiglas-Tresen, jagte gezackte Scherben mit über hundertfünfzig Stundenkilometern durch den voll besetzten Raum.
    Die Bombe – fünf Kilo des Plastiksprengstoffs PETN , umhüllt von weiteren fünf Kilo metallener Schrapnells – war eigens dazu entwickelt worden, alles in der unmittelbaren Umgebung zu töten.
    Weder Martha noch Philip Wright hatten Zeit zu reagieren oder auch nur zu begreifen, was geschah. Wrights linkes Auge wurde von einem Eisenbolzen durchbohrt, der tief ins Gehirn eindrang und ihn auf der Stelle tötete. Martha sah einen einzigen, alles umhüllenden weißen Blitz und hörte eine dröhnende Schallwelle über sie hinwegrauschen, ehe ein großes Stück Plexiglas, das soeben noch die Muffins

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