Bedrohung
sicher sein, dass niemand sie beobachtete.
»Das ist es.«
»Ich muss gestehen, ich bin überrascht. Wie Sie wissen, beschäftige ich mich normalerweise nicht mit Dingen, in denen Zeit eine große Rolle spielt. Und da wir einander nicht kennen, nehme ich auch an, es hat nichts mit meinem Privatleben zu tun.«
»Nein. Ich brauche Ihren professionellen Rat.«
Immer noch einigermaßen ratlos runzelte er die Stirn. »Nun, dann fragen Sie einfach frei heraus.«
Sie stellte ihre Handtasche ab, die sie bis dahin fest an die Brust gepresst hatte, und achtete darauf, sie nicht loszulassen. Zu wissen, was sich darin befand, verursachte ihr Übelkeit, aber irgendwann im Laufe dieses Gesprächs würde sie es ihm zeigen müssen. Andernfalls gäbe es keine Beweise. Sie sah ihm fest in die Augen, spürte eine freundliche, aus langer Erfahrung erwachsene Klugheit und fühlte sich geborgen.
Sie beugte sich vor und begann mit leiser Stimme zu sprechen.
3
08:03
Akhtar Mohammed hielt in der von der gelben Doppellinie markierten Parkverbotszone an. Der Verkehr war schlimmer gewesen als befürchtet, und er war drei Minuten zu spät. Er konnte immer noch nicht glauben, in welchem Albtraum er hier steckte.
Er starrte auf den Rucksack auf dem Beifahrersitz, wollte unbedingt wissen, was sich darin befand. Wagte es aber nicht, ihn zu öffnen und hineinzuschauen. Dazu hatte er viel zu große Angst. Er wollte den Rucksack einfach nur loswerden und sein Leben weiterführen. Allerdings schwante ihm, dass er etwas Furchtbares enthielt, etwas, das ihn in noch größere Schwierigkeiten bringen könnte.
Er bereute es, sich mit Mika eingelassen zu haben. Verfluchte sich …
Das BlackBerry klingelte; jemand hatte eine dröhnende Hupe als Klingelton gewählt. Akhtar brauchte ein paar Sekunden, um es mit zitternden Fingern aus der Tasche zu fischen; endlich drückte er die grüne Empfangstaste.
»Wo zum Teufel stecken Sie?«, wollte der Maskierte wissen. »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass Sie um acht da sein müssen.«
»Ich bin ja da. Ich habe gerade geparkt.«
»Sagen Sie mir den Straßennamen und wie der Laden rechts heißt.«
Hektisch sah er sich um. »Wilton Road. Direkt hinter der Victoria Station. Neben dem Café befindet sich ein Friseursalon.«
»Gut. Und nun bleiben Sie am Telefon und gehen mit dem Rucksack in dieses Café. Und benehmen Sie sich normal. Verstanden?«
Akhtar presste das Telefon an sein Ohr, griff mit der freien Hand nach dem Rucksack und zog ihn über die Schulter.
»Okay«, sagte er, als er ausgestiegen war und mit wackligen Schritten auf das Café zuging. Vor der Tür blieb er stehen, um zwei adrett gekleidete junge Frauen herauszulassen, die sich lebhaft unterhielten und ihre XL -Becher schwenkten. Seine Beine fühlten sich an wie aus Gummi, und sein Herz pochte bis in die Ohren.
»Ich gehe jetzt hinein«, sagte er und drückte sich mit dem Rucksack durch die zufallende Tür. Der Laden war gerammelt voll, doch Akhtar nahm den Jahrmarkt der Koffeinsüchtigen nur verschwommen wahr.
»Sehen Sie irgendwo eine Frau Anfang vierzig mit schulterlangen Haaren sitzen? Entweder allein oder zusammen mit einem Mann mit einem grauen Vollbart?«
Akhtar schaute sich um, zwang sich, die Gesichter der Gäste zu erfassen, und kam dabei langsam der Schlange vor dem Tresen näher. Schließlich entdeckte er im hinteren Teil zwei Personen, auf die die Beschreibung zutraf. Die Frau saß mit dem Rücken zu ihm und schien pausenlos auf den besorgt dreinschauenden Mann einzureden.
»Ja, ich sehe sie.«
»Setzen Sie sich in die Nähe der Frau. So dicht wie möglich.«
»Soll ich etwas zu ihr sagen? Ihr etwas zuflüstern?«
»Tun Sie einfach, was ich Ihnen sage. Setzen Sie sich. Schön nah dran.«
Es waren diese drei Worte, die die Alarmglocken schrillen ließen. Schön nah dran .
Da kapierte er. Er trug eine Bombe bei sich. Sobald er einen Platz in der Nähe der Frau gefunden hatte, würde der Maskierte sie irgendwie zünden. Er hatte das schon im Fernsehen gesehen. Ihn töten, die Frau töten und alle drum herum. Ihm, Akhtar, würde man die Schuld geben, denn er hatte die Bombe schließlich bei sich gehabt, und die Schande, die er über seine Familie brachte, wäre unermesslich.
Er sah zu der Frau hinüber. Sie wirkte völlig normal: weiß, attraktiv, gut ausgestattet, mit teuren Kleidern. Er fragte sich, ob er sich nicht irrte. Ob er einfach nur paranoid war.
Als die Frau sich in seine Richtung drehte und sich ihre Blicke
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