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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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bedeckt hatte, ihre Kehle wie Butter durchtrennte und ihren Kopf und ihr Geheimnis mit sich riss.

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    08:06
    DC Tina Boyd saß ganz in der Nähe in einem Streifenwagen und beobachtete das Haus eines Einbrechers, der sein letztes Opfer mit einem Hammer niedergeschlagen hatte. Obwohl sie den Mann fassen konnten, hatte ein unzurechnungsfähiger Richter ihn auf Kaution freigelassen, auf die er fröhlich gepfiffen hatte und verschwunden war. Die Explosion, ein gewaltiger Knall, der klang, als käme er aus größerer Entfernung, war nichtsdestotrotz heftig genug, ihren Wagen vibrieren zu lassen.
    Ihr Kollege, DC Clive Owen, der gerade versuchte, nicht zu auffällig zwei Schulmädchen hinterherzustarren, die allenfalls in die siebte Klasse gingen, drehte sich zu Tina.
    »Verdammte Scheiße, was war das?«
    Von ihrer Position am Rand einer Siedlung mittelhoher Apartmenthäuser westlich der Vauxhall Bridge Road konnten sie nicht viel erkennen, doch als sie in Richtung der Explosion schauten, bemerkte Tina sofort die dichte Rauchsäule, die sich etwa siebenhundert Meter entfernt zwischen zwei Gebäuden in den Himmel schraubte.
    »Mist!«, rief sie. »Das könnte Victoria Station sein. Das müssen wir uns ansehen.«
    »Nun mal langsam. Wir sind hier bei einer Überwachung, haben einen guten Posten bezogen. Da dürfen wir nicht so einfach die Zelte abbrechen.«
    Tina warf ihm einen müden Blick zu. Owen war ihr erst vor drei Tagen zugeteilt worden, doch schon jetzt wusste sie, dass er ein Korinthenkacker war, der sich nur ungern exponierte oder gar Risiken einging. Heutzutage wimmelte es im Polizeiapparat nur so von solchen Typen. Sie kannten alle Gesetze und Vorschriften, schienen darüber aber vergessen zu haben, wie man Verbrecher fasst. Trotzdem hätte Tina ihn vielleicht sympathischer gefunden, wenn er seinem Namensvetter aus Hollywood wenigstens ein bisschen geähnelt hätte. Dann hätte sie immerhin etwas zum Hingucken gehabt. Doch das tat er nicht. Im Gegenteil.
    »Hör zu, wir sitzen hier seit zwei Tagen und warten darauf, dass unser Kandidat auftaucht. Hier, wo er am ehesten vermutet, dass wir nach ihm suchen werden. Bis jetzt hat er sich nicht blicken lassen. Ich weiß nicht, welche Schlüsse du daraus ziehst, aber ich vermute, er wird auch in den nächsten fünf Minuten nicht erscheinen.«
    »Könnte aber sein«, beharrte Owen.
    »Tja, und wenn, dann kommen wir zurück und schnappen ihn uns.«
    Tina startete den Motor und fuhr rückwärts aus der Sackgasse, in der sie geparkt hatten. An der Kreuzung wendete sie und bog nach Norden ab in Richtung der Rauchsäule. Etwas Action würde ihr guttun. Seit sie vor knapp einem Monat zum zweiten Mal in ihrer Karriere wieder zur Metropolitan Police gekommen und als DC dem CID Westminster zugeteilt worden war, hatten aufregende Momente Seltenheitswert. Im Augenblick führten sie, wie es der Dienststellenleiter ausdrückte, einen Kreuzzug gegen das Einbruchsunwesen; nur dass man das, was sie da taten, nicht wirklich einen Kreuzzug nennen konnte. Gegenwärtig befanden sich alle drei Einbrecher, die sie festgenommen hatten, auf freiem Fuß, und bei der groß angekündigten und von gewaltigem Medien-Tamtam begleiteten Razzia im Haus eines Einbrecherkönigs hatten sie sich in der Adresse geirrt. Als sie schließlich die richtige herausgefunden hatten – das Apartment nebenan –, war der Verdächtige durch ein rückwärtiges Fenster geflohen und im Morgennebel untergetaucht.
    »Das kommt tatsächlich aus der Nähe der Victoria Station«, meinte Owen, der mit dem Funkgerät in der Hand angespannt durch die Windschutzscheibe spähte.
    »Was glaubst du, was da passiert ist?«
    Die Rauchsäule bot keinerlei Anzeichen, dass sie sich schnell auflösen würde, sondern breitete sich als schwarzer Pilz am Himmel aus. Was immer es sein mochte, es war übel.
    In diesem Moment knackte das Funkgerät. »Achtung – an alle Einheiten«, meldete sich die atemlose Stimme der Frau in der Zentrale. »Wir haben Hinweise auf eine Explosion in einem Café in der Wilton Road nahe Victoria Station.«
    Sofort danach kam eine weitere Stimme durch den Äther.
    »Hier spricht PCSO 2049. Wir haben einen männlichen IC4, der vom Tatort wegläuft, und zwar nach Osten über den Bridge Place, Richtung Belgrave Road. Wir versuchen, ihm zu Fuß zu folgen.«
    Der Police Community Support Officer, eine polizeiliche Hilfskraft ohne Befugnisse, schien bereits ziemlich außer Atem. Tina fragte sich, ob es der

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