Bedrohung
schwöre.«
»Okay«, sagte sie und ließ sich willig in seinen Bann ziehen. »Im Zweifel für den Angeklagten.«
Eigentlich war Matt nicht der Typ für Überraschungen. Er hatte neunundzwanzig Dienstjahre als Polizist auf dem Buckel und war der typische pragmatische Detective, der, wie er selbst zugab, über keinerlei Fantasie verfügte. Er versuchte auch romantisch zu sein, gerade zum Beispiel gab er sich allergrößte Mühe, doch er besaß definitiv keine romantische Ader.
»Wundert mich, dass du heute überhaupt freibekommen hast«, sagte sie beim Einsteigen. »Wegen dieser ganzen Terrorgeschichte.«
»Unsere Reaktionsmöglichkeiten sind begrenzt. Und es gibt etliche Leute bei uns, die besser dafür qualifiziert sind als ich.«
»Glaubst du, die Terroristen schlagen tatsächlich zu, wenn um acht das Ultimatum abläuft?« Ganz gleich, was Gina Sue gegenüber gesagt hatte – in ihrem Innern war sie ziemlich nervös.
»Wenn ja, dann irgendeine kleine Geschichte. Denn egal was die Medien verbreiten, diese Typen bellen nur. Wirklich beißen tun sie nicht. Deshalb solltest du dir keine Sorgen machen.«
Er lächelte sie an und fuhr los. Seine Augen glänzten.
»Glaub mir, wir werden einen herrlichen Abend miteinander verbringen.«
40
18:15
Die Straße in der Nähe der Jamaica Road, wo Cecil seinen Wagen geparkt hatte, war wie ausgestorben. Die Fahrt war überwiegend schweigend verlaufen.
Ich glaube, wir alle, Cain eingeschlossen, waren geschockt von der Brutalität der Ereignisse und darüber, dass wir so viele Männer getötet hatten.
Mit meiner Linken umklammerte ich den zweiten GPS -Sender. Ich wusste nicht, ob der Audi Cain gehörte – ich vermutete, eher nicht – und wie lange er ihn noch benutzen würde. Aber da ich wieder neben ihm saß, beschloss ich, den Sender dort zu lassen. Es war hochriskant, doch inzwischen ging es mir nur noch darum, ihn aufzuhalten und den Anschlag zu verhindern. Über alles andere konnte ich mir später den Kopf zerbrechen.
Ehe wir ausstiegen, ergriff Cain noch einmal das Wort. »Gentlemen, ihr habt euch heute vorbildlich verhalten.« Er klang wie ein Lehrer, der seine Schüler anspornte. »Merkt euch das. Wir standen vor einem gewaltigen Problem und haben es bewältigt. Da wird ein Extrabonus fällig, Jones.«
Er nickte mir zu, als würde mich das dafür entschädigen, dass man mir fast das Bein abgehackt hätte und ich darüber zum Mörder geworden war.
»Danke«, sagte ich trocken. Ich meine, was hätte ich sonst sagen sollen? Wichtig war nur, hier rauszukommen und Bolt zu warnen.
Als ich endlich ausstieg, heftete ich den Sender an die Unterseite des Beifahrersitzes. Dabei stellte ich mir vor, wie Cain, alle viere von sich gestreckt, von einer Spezialeinheit des CTC gegen den Audi gepresst und durchsucht wurde, während meine Ex-Kollegen die Stinger sicherstellten.
Spiel, Satz und Sieg, Arschloch.
Sekunden später standen Cecil und ich auf der Straße und sahen Cain nach, der mit der Rakete im Laderaum in die Nacht davonfuhr.
»Wird er das Ding selber abfeuern?«, fragte ich Cecil, während wir in seinen Wagen stiegen.
»Da will ich nicht mal dran denken«, erwiderte Cecil und fuhr in die andere Richtung los. »Und du solltest das auch nicht.«
»Hast du eine Ahnung, worauf er es abgesehen hat?«
»Nein«, sagte Cecil, die Augen starr nach vorne gerichtet. »Aber du und ich – wir tun das aus den richtigen Gründen. Man muss die Leute das System hassen lehren. Damit sie gegen diesen multikulturellen Scheiß aufstehen. Wenn uns das gelingt, dann war es das wert. Oder?«
Ich nickte und tat so, als würde ich ihm zustimmen, obwohl ich kaum glauben konnte, was er da von sich gab. Ich kannte Cecil eine halbe Ewigkeit. Er war ein guter Soldat gewesen. Ein bisschen unberechenbar vielleicht, aber ich war immer überzeugt, dass er das Herz am rechten Fleck trug. Und nun redete er davon, einen Massenmord zu begehen.
»Du siehst aus, als könntest du einen Drink vertragen«, sagte er nach einer Weile. »Ich jedenfalls hab dringend einen nötig. Lass uns irgendwo einen kippen.«
Das Acht-Uhr-Ultimatum der Terroristen brannte wie Feuer auf meinem Gewissen.
»Ich weiß nicht – setz mich einfach zu Hause ab«, sagte ich müde.
Cecil warf mir einen misstrauischen Blick zu. »Du wirst doch keine Dummheiten machen?«
»Nein, aber ich wäre vorhin beinahe draufgegangen. Ich will einfach eine Weile allein sein. Und nimm den direkten Weg, schließlich folgt uns ja
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