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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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niemand.«
    »Okay«, sagte er offenbar beruhigt und verfiel in brütendes Schweigen.
    Während der Fahrt zählte ich die Minuten, die die Stinger sich schon auf der Straße befand. Mein Apartment lag am oberen Ende von Stoke Newington, gut zwanzig Minuten entfernt – wenn der Verkehr nicht zu dicht war. Mein Schädel fühlte sich an, als würde er jeden Moment explodieren, und ich musste dringend pinkeln. Ich musste diese Rakete abfangen, ehe sie abgefeuert wurde, und vor allem musste ich mir meinen nächsten Zug überlegen. Wenn Cain oder Cecil verhaftet wurden, konnten sie vor Gericht gegen mich aussagen. Es war beinahe sicher, dass ich dann wegen des Mordes an Dav lebenslänglich hinter Gitter wanderte. Daran gab es nichts zu deuteln.
    Es war fast halb sieben, als wir endlich gegenüber dem Abney-Park-Friedhof von der A10 abfuhren, und bis zu mir nach Hause war es immer noch fast ein Kilometer. Zu allem Überfluss staute sich jetzt der Verkehr. Aber ich wusste, dass gleich um die Ecke ein Pub war.
    »Lass mich hier raus«, sagte ich.
    Cecil wollte etwas einwenden, doch ich unterbrach ihn. »Es geht schneller, wenn ich den Rest zu Fuß gehe. Und wie gesagt, ich muss eine Weile allein sein.«
    Er schien zu akzeptieren, was ich ihm sagte. Wir verabschiedeten uns, und ich stieg aus. Ich hörte, wie er scharf wendete, zählte bis zehn und sprintete dann zum Pub, im Kopf die Minuten zählend, die die Stinger mittlerweile unterwegs war. Wenn ich jetzt die Telefonzelle betrat und den Anruf machte, würde ich eine Kettenreaktion von Ereignissen auslösen, an deren Ende ich entweder tot wäre oder lebenslang im Gefängnis schmoren würde.

41
    18:41
    Bolt und Tina verfolgten das Verhör von Brozi durch einen Einwegspiegel im angrenzenden Raum.
    Es war nicht gerade eine packende Veranstaltung.
    Auf der einen Seite saßen zwei Ermittler des CTC , ein Mann und eine Frau in Anzug und Kostüm, die erst vor zehn Minuten damit fertig gewesen waren, Brozis Erklärung aufzuzeichnen. Sie wirkten geschäftsmäßig und kompetent und behandelten die Sache mit der gebotenen Dringlichkeit. Neben ihnen saß Ridic, der albanische Dolmetscher, und ihnen gegenüber Brozi, der eine herausfordernde, leicht gelangweilte Miene aufgesetzt hatte. Er hatte ebenfalls einen Dolmetscher neben sich sitzen, der ihm die Bemerkungen seines Anwalts übersetzte, eines glatzköpfigen Engländers mit einem markanten Schnauzer, der einen teuren Anzug trug. Er hatte sich ein Stück vom Tisch entfernt hingesetzt, balancierte ein Notebook auf den Knien und sah aus, als würde er pro Stunde mehr berechnen, als Bolt und Tina zusammen an einem Tag verdienten.
    Brozi hatte sich auf die für Berufsverbrecher übliche Taktik zurückgezogen und beantwortete jede Frage mit einem stark akzentgefärbten »Kein Kommentar«. Bolt hatte sich oft gefragt, warum fast alle Kriminellen diese Verteidigungslinie schätzten. In den Augen der Jury, der die Abschrift vor Gericht vorgelesen werden würde, ließ sie das ohne Ausnahme schuldig erscheinen.
    Bolt hätte das Verhör gerne selbst geführt, glaubte aber andererseits nicht, dass er mehr erreicht hätte. Brozi blieb bei seiner Taktik und ließ sich offensichtlich nicht von der Latte der gegen ihn gerichteten Vorwürfe beeindrucken. Ebenso wenig schien ihn die Aussicht zu beunruhigen, für die nächsten zehn Jahre ins Gefängnis zu wandern. Obwohl seine Überheblichkeit entmutigend wirkte, führten die beiden Ermittler das Verhör in der Hoffnung fort, dass er eine Schwäche offenbaren oder sein Anwalt ihn zur Besinnung bringen würde.
    Doch es nützte nichts.
    Bolt schüttelte enttäuscht den Kopf. »Der wird nicht reden.«
    Tina seufzte. »Also, wo stehen wir dann? Brozi redet nicht, Fox redet nicht, und uns läuft die Zeit davon.«
    »Ich habe einen Informanten eingeschleust, den habe ich heute Morgen getroffen. Er hat jemanden kennengelernt, für den wir uns eine Weile interessiert haben. Er sagte mir, er würde heute als Bodyguard für ein Treffen eingesetzt.«
    Tina runzelte die Stirn. »Hast du mir gar nicht gesagt. Warst du darum so interessiert an der Nachricht auf Brozis PC ?«
    »Nur die wichtigsten Mitglieder des Teams wissen, dass es den Informanten überhaupt gibt.«
    »Jetzt erzähl schon, Mike. Ich habe dir heute ziemlich geholfen. Okay, wir sind gerade mal so davongekommen, aber deshalb solltest du mich nicht abschotten. Wir sind ein gutes Team. Und das weißt du.«
    Sie hatte recht, und trotz der Schießerei

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