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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Stufen auf einmal nehmend, jagte er die stählerne Treppe hinunter und brüllte die Wärter um Hilfe an.
    Einer drehte sich nach ihm um, aber nur kurz.
    Fox hörte, wie Khan hinter ihm die Treppe heruntergestürzt kam, außer Atem, dennoch pausenlos Obszönitäten schreiend. Fox dagegen hatte sich während der Zeit im Gefängnis fit gehalten, und seine Verletzungen hinderten ihn nicht am Laufen. Trotzdem war sein Gesicht von Angst verzerrt, als er das untere Geschoss erreichte und auf die Wachen zusprintete.
    Hinter dem Haupttor waren zwei weitere Wachen erschienen und gerade dabei, es aufzuschließen. Fox wusste, dass die Vorschriften im Falle einer Meuterei lauteten, den Trakt abzuriegeln, bis Verstärkung eingetroffen war, damit die Unruhen sich nicht auf andere Trakte ausbreiteten.
    »Um Gottes willen, helft mir!«, schrie Fox und drängte sich zwischen die vier Wärter.
    Zwanzig Meter hinter ihnen stürmten die Häftlinge wie eine Horde enthemmter Hooligans heran, wobei einige bereits die ersten Gegenstände in Richtung der Wärter schleuderten. Doch dann verharrten sie plötzlich in einigem Abstand, während Khan von der Seite heranwalzte und nun, da seine selbst gefertigte Stichwaffe nicht mehr zu übersehen war, offenkundig Fox angriff.
    »Scheiße, beeilt euch!«, schrie der älteste Wärter seinen Kollegen draußen zu, die endlich die Riegel gelöst hatten. Kaum schwang das Tor auf, rannten die vier hindurch. Niemand versuchte Fox aufzuhalten, der zwischen ihnen ebenfalls hinausschlüpfte. Alle wollten nur noch ihre eigene Haut retten.
    Erst als das Tor wieder verschlossen und verriegelt war, packte einer der Wärter ihn an den Armen, stieß ihn gegen die Wand und herrschte ihn an, wo er hinwolle.
    Doch das spielte inzwischen keine Rolle mehr.
    Die erste Stufe der Operation war erfolgreich verlaufen.

43
    18:58
    Cain parkte den Wagen im Schatten von Westminster Abbey neben einer Parkuhr. Er befand sich jetzt mitten im Herzen des Establishments, kaum einen Steinwurf vom Parlament entfernt, wo im Augenblick Politiker aller Schattierungen über die Attentate debattierten, die er heute Morgen hatte verüben lassen. Und wie immer nur heiße Luft absondern, dachte Cain. Zu schade, dass er die Stinger nicht gegen sie einsetzen konnte, denn die befand sich nicht mehr in seinem Besitz. Er hatte sie wie geplant in einer Mietgarage deponiert, wo sie inzwischen von Voorhess, dem mysteriösen, aber verlässlichen südafrikanischen Söldner abgeholt worden sein müsste, der sie in einer Stunde, nach Ablauf des Ultimatums, abfeuern würde.
    Als Cain sich zu Fuß in Bewegung setzte, spürte er, dass die Luft inzwischen empfindlich kalt geworden war. Er zog seine Mütze in die Stirn und schlug den Kragen hoch; so würden die Überwachungskameras nur ein paar Konturen von ihm aufzeichnen. Er ersparte es sich, die Parkuhr zu füttern, den Wagen würde er nicht mehr benutzen. Er hatte ihn vor drei Monaten bei einer Auktion ersteigern und bar bezahlen lassen. Niemand würde ihn zu ihm oder Cecil zurückverfolgen können. Wie immer hatte er alles bis ins kleinste Detail geplant.
    Das einzige Problem war bislang die Verhaftung seines Mittelsmannes Jetmir Brozi, die das Blutbad auf dem Schrottplatz ausgelöst hatte, bei dem sie beinahe alle draufgegangen wären. Brozi wusste sehr wenig über Cain; wenn er redete, konnte er nichtsdestotrotz Einzelheiten ausplaudern, die die Polizei möglicherweise auf seine Spur brachten.
    Doch im Augenblick beschäftigte ihn das nicht weiter, und der Grund dafür war simpel.
    Er starb.
    Vor drei Wochen hatten die Ärzte Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium bei ihm diagnostiziert. Sie gaben ihm noch ein Jahr, vorausgesetzt, er ließ sich behandeln. Wenn nicht, blieben ihm allenfalls sechs Monate. Bislang hielten sich die Symptome – ein hartnäckiger Husten und Schmerzen im Brust- und Bauchbereich – in Grenzen. Obwohl sie immer noch selten auftraten, spürte er doch, dass sie schlimmer wurden. Zeit seines Lebens hatte er den Tod nie gefürchtet, nicht einmal auf dem Schlachtfeld, aber die Ereignisse auf dem Schrottplatz hatten ihm deutlich vor Augen geführt, wie sehr er das Leben vermissen würde, wenn es ihm schließlich entglitt.
    Das machte es umso wichtiger, seine Mission zu Ende zu bringen. Sein Ziel war es, die Regierung zu stürzen. Sobald dies erreicht war, dann, so hoffte er zumindest, würden die wahren Briten, die Weißen, sich erheben und sich gegen die Flut der Immigranten und

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