Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick

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jemand in der Stadt eine Rakete hatte, mit der man ein Flugzeug abschießen konnte, und sie sich deshalb Maddie schnappen und sofort aus der Stadt flüchten müsse? Es würde nichts bringen. Am Ende waren sie dort, wo sie waren, besser aufgehoben. Und wenn Gina mich fragte, woher ich das wusste? Ich konnte ihr kaum die Wahrheit sagen. Dass ich undercover für die Leute arbeitete, die mich aus dem Dienst entlassen und ins Gefängnis gesteckt hatten, und im Laufe meines neuen Jobs den Terroristen, zu denen ein alter Kriegskamerad von mir gehörte, half, die Stinger zu kaufen, und dabei kaltblütig einen Menschen erschossen hatte, nachdem ich zuvor in ein Blutbad verwickelt worden war.
    Während ich mich langsam durch die dichte Schar der Gäste Richtung Ausgang drängte, merkte ich, dass ich zitterte. Ich hasste mich, weil ich mich zu alldem hatte verleiten lassen. Nichtsdestotrotz bekam der Selbsterhaltungstrieb mit einem Mal die Oberhand. Ich musste mich zu Hause hinsetzen und in Ruhe überlegen. Mir eine Geschichte ausdenken, die ich Bolts Kollegen auftischen konnte. Eine, in der die toten Albaner nicht vorkamen.
    Als ich durch die Tür trat und die kalte Luft einatmete, redete ich mir ein, ich hätte mich schon in schlimmeren Situationen befunden, aber offen gestanden konnte ich mich nicht daran erinnern, wann und wo.

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    19:09
    »Okay, wir sind da«, gab Bolt über Funk durch, als er mit Tina in die Gowland Street einbog, eine schmale, von neu errichteten Townhäusern gesäumte Straße, die parallel zu der Reihe von Mietgaragen verlief, aus der das GPS -Signal kam. Sie befanden sich nur ein paar hundert Meter südlich der Themse, nicht weit von der Hochbahn, die zur nahe gelegenen London Bridge Station führte. Bolt fuhr mit dem zerschrammten Ford Focus, den er sich vom Revier in Islington hatte geben lassen, langsam die ausgestorbene Straße entlang. Er passierte die Garagen, ehe er wendete und stehen blieb.
    »Wir haben die Garagen im Blick«, meldete er der Zentrale in New Scotland Yard, wo die Einheiten für die Sicherstellung der Stinger-Rakete zusammenliefen. Er schaltete die Warnblinkanlage an und schaute in den Rückspiegel. Plötzlich fühlte er sich, obwohl Tina neben ihm saß, sehr allein.
    »Im Augenblick scheint hier nicht sehr viel los zu sein. Was sollen wir machen? Over .«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagte Commander Thomas Ingrams, der Leiter des CTC , der auch Bolts Vorgesetzter war. »Der GPS -Sender befindet sich immer noch dort. Bewaffnete SEK -Einheiten sind vor Ort; sie warten in der Druid Street auf den Einsatz. Das Überwachungsteam ist unterwegs. Wir haben mit dem Besitzer der Garagen gesprochen. Er hat Nummer fünf vor sechs Wochen an einen Mann vermietet, der sich als Vincent Cain ausgab. Over .«
    »Das ist unser Mann. Haben wir eine Beschreibung? Over .«
    »Nein, es lief alles telefonisch. Der Besitzer ist ebenfalls unterwegs und bringt die Schlüssel zu Nummer fünf. Wo genau stehen Sie? Over .«
    Bolt gab ihm seinen Standort durch, dann erkundigte er sich, ob der andere GPS -Sender geortet worden war.
    »Positiv«, erwiderte Ingrams, aber seine Stimme klang angestrengt. »Er befindet sich in einem Audi A5, der in Westminster steht, wenige Hundert Meter vom Parlament entfernt. Wir ziehen im Moment einen Sicherheitskordon um die gesamte Gegend. Aber wie es aussieht, ist niemand im Wagen. Und die Beamten sagen, sie hätten auch keine Kiste im Kofferraum ausmachen können. Over .«
    »Das heißt, das Objekt befindet sich in der Garage. Over .«
    »Das ist das wahrscheinlichste Szenario. Wir müssen es so schnell wie möglich sicherstellen.« Wieder klang der Commander angestrengt. »Sobald Sie die Schlüssel haben, gehen Sie mit Unterstützung des SEK s hinein. Überprüfen Sie zuvor die Garage. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass sie eine Sprengfalle eingebaut haben, aber wenn Ihnen etwas Ungewöhnliches auffällt, ziehen Sie sich zurück und geben Bescheid. Dann müssen wir überlegen, ob wir die umstehenden Gebäude evakuieren und die Tür aufsprengen. Over .«
    »Verstanden«, sagte Bolt und meldete sich ab.
    »Wenn das hinhaut, bist du der Goldjunge«, meinte Tina.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das bin ich nicht. Ich hätte meinen Informanten besser im Griff haben und ihn an der kurzen Leine führen sollen. Weiß Gott, was bei seinem Treffen geschehen ist; jedenfalls passte mir die Art und Weise, wie er geredet hat, überhaupt nicht.«
    »Kann es sein, dass er etwas