Bedrohung
verbrochen hat?«
Bolt überlegte einen Moment. »Weißt du, ich glaube, tief in seinem Innern ist er ein guter Mann, aber seine Akte sieht ziemlich durchwachsen aus. Ex-Soldat, Ex-Cop, Ex-Knacki. In dieser Reihenfolge.«
Tina musste lachen. »Klingt nach einem interessanten Kerl.«
Bolt drehte sich zu ihr. »Er würde dir wahrscheinlich gefallen. Aber im Moment habe ich das Gefühl, dass er in ernsten Schwierigkeiten steckt.«
Es ergab keinen Sinn mehr, Jones’ Mission, nun, da sie praktisch beendet war, vor Tina geheim zu halten. Bolt erzählte ihr, wie er ihn zuerst ins Gefängnis eingeschleust hatte, um an Fox heranzukommen, und dann draußen an Cecil Boorman.
»Ich schätze, da alle unbedingt herausfinden wollten, wer hinter dem Stanhope-Anschlag steht, wollte auch niemand wirklich wissen, wie wir das anstellten. Aber ich habe das Gefühl, Jones zu lange allein gelassen zu haben, und ich trage die Verantwortung.«
»Wo ist er jetzt?«
»In einem Pub in der Nähe seiner Wohnung. Er wartet dort, bis das CTC ihn abholt. Ich wollte nicht, dass er nach Hause geht, solange Cain und Cecil noch frei herumlaufen. Nur für den Fall, dass …«
In diesem Moment blitzten im Rückspiegel Scheinwerfer auf, und ein großer Van kam hinter ihnen zum Stehen.
»Ich denke, das wird der Besitzer der Garagen sein.«
Bolt stieg aus und ging zu dem Van, in dem ein gestresst wirkender Mann mittleren Alters an einem Schlüsselbund herumfummelte und Bolt durch das Seitenfenster fragte, was los sei.
»Dazu kann ich Ihnen im Moment nichts sagen«, erwiderte Bolt. »Ich brauche lediglich die Schlüssel zu Nummer fünf.«
»Ist es eine Leiche?« Der Mann wirkte neugierig erregt, doch Bolt bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick und wandte sich wortlos ab.
»Sind wir so weit?«, fragte Tina, als er wieder im Wagen saß. Sie klang nun ebenfalls aufgeregt, allerdings aus anderen Gründen. Tina liebte die Action. Und um bei der Wahrheit zu bleiben: Bolt liebte sie auch.
Er reichte ihr den Schlüssel.
»Wann immer du so weit bist.«
Er meldete sich noch kurz über Funk bei der Zentrale und gab den aktuellen Stand der Dinge durch. Dann fuhr er zum Garageneingang, wo er abwartete, bis die beiden SEK -Fahrzeuge, die ihm Deckung geben sollten, zu ihm aufschlossen. Nachdem das geschehen war, bog er in den schmalen Weg ein, der zwischen den jeweils sechs eingeschossigen Garagen vorbeiführte.
Einer der SEK -Wagen schaltete einen Suchscheinwerfer ein und tauchte die Szenerie in kaltes, fahles Licht. Eine der Garagentüren stand offen, drinnen brannte Licht, und plötzlich streckte ein Mann den Kopf heraus. Als er die gepanzerten Fahrzeuge sah, zog er ihn schnell wieder ein.
Einen Augenblick lang dachte Bolt, dass der Mann sich in Nummer fünf befand und gerade die Stinger abholte, doch dann stellte er fest, dass sie direkt vor der Garage Nummer fünf standen, deren Tür verriegelt war.
Während keine fünfzig Meter entfernt eine Hochbahn auf dem Weg in die Vororte vorbeirumpelte, stiegen sie aus. Gemäß Commander Ingrams’ Warnung vor einer Sprengfalle beugte Bolt sich hinunter und inspizierte das Tor.
»Was meinst du?«, fragte Tina. Sie hielt den Schlüssel in der Hand. Hinter ihr waren bewaffnete Kollegen in Stellung gegangen. Bolt wusste, dass die Terroristen viel von Bomben und komplexen Sprengtechnologien verstanden. Sie hatten heute Morgen schon einmal eine Sprengfalle gestellt, in die seine Kollegen getappt waren. Wenn er mit seiner Einschätzung falsch lag, war die Person, die die Tür öffnete, tot.
Ein befremdlicher Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Hing er denn am Leben? Im Bruchteil einer Sekunde wäre alles vorüber. Ein großer Knall und Feierabend. Alles hätte ein Ende. Die Sorgen, der Druck, und wenn er ganz ehrlich war, die gnadenlose Einsamkeit seines Daseins. Zehn Jahre lag es jetzt zurück, dass seine Frau Mikaela bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Er hatte den Unglückswagen gefahren, und ihr Foto stand immer noch neben seinem Bett. Er vermisste sie so sehr, als wäre alles erst gestern passiert. Jetzt vor dem Garagentor wurde ihm klar, dass ihr Geist ihn für den Rest seines Lebens heimsuchen würde.
Er wandte sich an Tina. »Räumen wir die Umgebung, dann schließe ich auf.«
Tina runzelte die Stirn. »Bist du sicher? Ich will nicht, dass du vor meinen Augen draufgehst, Mike Bolt.« Es war, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
»Entschuldigung«, hörte er eine Stimme hinter sich. Er
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