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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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drehte sich um und sah den Mann, der soeben seinen Kopf aus der anderen Garage gestreckt hatte. Er war bereits über sechzig, trug einen Overall und betrachtete die Polizisten mit einer Mischung aus Neugier und Besorgnis.
    »Sind Sie wegen dieser Garage hier?« Er deutete auf Nummer fünf.
    »Ja«, entgegnete Bolt und zeigte ihm seinen Dienstausweis.
    »Ich frage nur, weil vor kaum zehn Minuten jemand da drin war. Ein Mann, den ich noch nie hier gesehen habe. Er hat etwas herausgeholt. Ich habe beobachtet, wie er eine große Tasche in den Kofferraum seines Wagens geladen hat.«
    »Können Sie ihn beschreiben?«
    Der Mann überlegte einen Augenblick.
    »Ich fürchte, ich habe ihn nicht besonders gut gesehen. Ein ziemlich großer Bursche, er fuhr einen schwarzen Geländewagen, einen Pajero, glaube ich.«
    Bolt nahm Tina den Schlüssel aus der Hand und wies alle an, zurückzutreten. Er war sich jetzt ziemlich sicher, dass der Mann nicht die Zeit gehabt hatte, eine Sprengfalle zu installieren. Trotzdem hielt er den Atem an, als er den Schlüssel ins Schloss steckte und umdrehte.
    Die Tür sprang auf.
    Erleichtert ging Bolt hinein und schaltete das Licht an.
    Mitten in der Garage stand eine Holzkiste, wie Jones sie beschrieben hatte. Der Deckel lag daneben, und noch ehe Bolt hineinsehen konnte, wusste er, dass sie leer war.
    Und das war sie.
    Sie waren zu spät gekommen. Die Rakete befand sich irgendwo draußen in der Stadt, und in weniger als einer Stunde lief das Ultimatum der Terroristen ab. Doch sie wussten weder, wo die Stinger war, noch wer sie hatte oder auf welches Ziel sie gerichtet wurde.

46
    19:12
    Voorhess hatte ernsthaft überlegt, den alten Mann zu töten, der ihn an der Garage gesehen hatte.
    Fast hätte er es getan, denn der Alte hatte ihn regelrecht schockiert, als er plötzlich den Kopf aus der Garage streckte, während Voorhess die Stinger in den Kofferraum seines Pajero lud. Es wäre nicht schwierig gewesen. Niemand war in der Nähe, und der Alte hätte sicher nicht damit gerechnet, denn Voorhess mochte zwar ein Riese sein, aber sein freundliches Gesicht und sein offenes Lächeln nahmen die Leute, denen er begegnete, stets für ihn ein. Und er war obsessiv darauf bedacht, dass niemand sein Gesicht sah, während er einen Job erledigte. Nur deshalb hatte er darauf bestanden, die Rakete an einem abgelegenen, neutralen Ort in Empfang zu nehmen. Die Ironie, ausgerechnet dort von jemandem gesehen worden zu sein, war ihm nicht entgangen.
    Trotzdem hatte er sich spontan entschieden, den Mann am Leben zu lassen, da es höchst unwahrscheinlich war, dass er ihn je mit den heutigen Terroranschlägen in Verbindung bringen würde. Stattdessen hatte er dem Mann lediglich freundlich zugewinkt und war so entspannt wie möglich in den Wagen gestiegen und losgefahren.
    Als er nun den Pajero rückwärts in Butts Garage parkte und darauf achtete, die Leiche der jungen Frau nicht zu überrollen, freute er sich richtiggehend, dem alten Mann das Leben geschenkt zu haben. Er mochte es nicht, unnötig Leute umzubringen, auch wenn es mit Butts Freundin unvermeidlich gewesen war. Der alte Mann schien ein fröhlicher Zeitgenosse zu sein, und Voorhess amüsierte sich insgeheim, dass er wohl nie ahnen würde, wie nah er dem Tod gewesen war.
    Bei Butt hingegen würde es etwas anders aussehen.

47
    19:15
    »Los, rein da«, knurrte der Wärter und schob Fox unsanft in die neue Zelle.
    »Die haben wieder versucht, mich umzubringen«, sagte Fox, als der Wärter die Zellentür schließen wollte. »Ihr habt sie gesehen. Ich bin hier drin nicht sicher.«
    »Du bist viel sicherer als wir, Freundchen«, entgegnete der Wärter. Er zählte zu den Jüngeren: ein ehemaliger Soldat, der Fox, als er ihm vor ein paar Monaten zum ersten Mal begegnet war, gesagt hatte, er sei eine Schande für die Armee und sein Regiment. Nun wirkte er verwirrt und verängstigt. Offensichtlich war dies seine erste Meuterei. Er versetzte Fox einen Stoß und knallte die Tür zu.
    Immerhin, dachte Fox, war die Einrichtung besser als in seinem Trakt. Dieser hier war erst kürzlich renoviert worden, und die Wände hatten einen besänftigenden, cremefarbenen Anstrich erhalten. Das Bett war ebenfalls neu, doch Fox setzte sich nicht, obwohl ihn die Rennerei erschöpft hatte.
    Inzwischen war das gesamte Gefängnis abgeriegelt, in Fox’ Trakt waren die Häftlinge von allem abgeschnitten. Wie einfach die Häftlinge die Kontrolle übernehmen konnten! Und weil sie hoffnungslos

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