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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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sie den Terroristen die Ziele entzogen, und auch wenn Tina glaubte, dass dies die Attacke nur aufgeschoben, keinesfalls aber aufgehoben hatte, hatten sie immerhin etwas geschafft.
    Während sie an ihrer Zigarette zog, bedachte einer der SEK -Cops, der an seinem Fahrzeug lehnte, sie mit einem missbilligenden Blick. Doch Tina sah ihn nur herausfordernd an und freute sich, als er den Blick senkte, während sie ein weiteres Mal tief inhalierte.
    Sie lächelte, und da sie zu frieren begann, lief sie ein paar Mal die Garagenfront auf und ab. Und da sah sie es. Drüben in der Ferne.
    Ihr Herzschlag setzte einen Moment aus.
    Vielleicht hatten die Terroristen es gar nicht auf ein Flugzeug abgesehen.

49
    19:31
    Voorhess stand auf Butts efeuumrankter Dachterrasse und sah in den Nachthimmel. Obwohl es klar war, konnte er wegen des städtischen Lichtermeeres nur zwei Sterne ausmachen. Er musste an zu Hause denken, wo selbst noch nahe Kapstadt ein Sternenmeer den Himmel bedeckte.
    Die Luft war schneidend kalt, und er freute sich, dass er – wenn alles nach Plan lief – morgen in aller Frühe das Land verlassen würde. Er mochte keine Menschenmengen, und schlechtes Wetter mochte er schon gar nicht. Großbritannien bot meistens beides. Für heute Nacht hatte er in einem Hotel in Heathrow eingecheckt, von wo aus er nach Bangkok fliegen und von dort zu einer wohlverdienten Urlaubswoche nach Ko Pida aufbrechen würde, einer einsamen Insel im Süden, nahe der malaysischen Grenze, weitab von den Rucksacktouristen und den nervenden Russen. Danach würde er, um eine Million Dollar reicher, über Singapur wieder nach Kapstadt zurückkehren.
    Das Geld wurde auf ein Konto einer auf den Bermudas registrierten Gesellschaft überwiesen. Von dort ging es über Panama zu den Cayman-Inseln, ehe es in kleinen Beträgen nach Südafrika transferiert wurde, wo er es abheben konnte. Es war ein kompliziertes Prozedere, und es kostete ihn eine Stange Geld, die Briefkastenfirma aufrechtzuerhalten, aber die Investition zahlte sich aus. Mit dem Honorar für diesen Auftrag würde sein persönlicher Pensionsfonds auf drei Millionen Dollar anschwellen. Nicht genug, um Schluss zu machen, aber noch ein paar Jobs wie diesen, und dann würde er sich in fünf Jahren am Westkap seinen Traum erfüllen und ein kleines Guesthouse an der Küste eröffnen können, um es hoffentlich mit einem hübschen, jungen Freund zu betreiben.
    Nachdem er eine Weile in den Himmel gestarrt hatte, fiel ihm etwas auf. Als er vor ein paar Stunden schon einmal hier oben gewesen war, hatte er lauter Kondensstreifen gesehen und Positionslichter der Flugzeuge, die Kurs auf das fünfzehn Kilometer entfernte Heathrow nahmen oder von dort gestartet waren. Nun war der Himmel leer. Hatte jemand von der Stinger erfahren? Er konnte sich nicht vorstellen, wie. Andererseits wusste er auch nicht wirklich viel über seinen Auftraggeber. Normalerweise war das durchaus ein Vorteil. Je weniger er mit den Auftraggebern zu tun hatte, umso besser. Das Problem war nur, er musste sich darauf verlassen, dass sie zuverlässig und effizient waren. Aber er beruhigte sich und zwang sich, nicht paranoid zu werden. Wahrscheinlich hatten sie die Flugzeuge als Vorsichtsmaßnahme aufgrund der Ereignisse vom Morgen umgeleitet.
    Er hob die Abschussvorrichtung aus der Tasche. Als er das letzte Mal eine Stinger abgefeuert hatte, hatte er im westlichen Kongo einen Hubschrauber getroffen, in dem ein wichtiger Minenmanager unterwegs war. Wenn man wusste, wie man sie bedienen musste, waren Stinger-Raketen einfach zu handhaben und extrem zielgenau. Und Voorhess war bestens mit ihnen vertraut. Er inspizierte die Abschussvorrichtung – sie sah neu aus und schien tadellos zu funktionieren. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Er setzte die Stinger ab und ging an den Rand der Terrasse, von der er einen Blick auf die verlassen daliegende Straße hatte. In fast allen Häusern gegenüber brannten Lichter, in einem der Fenster konnte er zwei vielleicht zwölfjährige Jungs ausmachen, die mit blassen Gesichtern konzentriert auf einen Computermonitor starrten. Sie taten ihm leid. Als er so alt war, hatte er die staubigen Hügel und klaren Bäche rund um die Farm seiner Eltern erforscht, Rotwild gejagt und Forellen gefangen, die Sonne und die frische Luft genossen.
    Dann sah er es. Aus dem Augenwinkel nahm er einen Streifenwagen wahr, der am Ende der Straße auftauchte. Er fuhr langsam. Ohne Blaulicht

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